Blick, 8.3.2008
Freie Sicht auf Köbi
Thomas Häberli (33) schiesst Tor um Tor für YB. Wer ist der Altmeister, der noch lange nicht ans Aufhören denkt?
Häberli vor seinem Haus – im Hintergrund Kuhns Reich, die Rigi. (Toto Marti)
Seine Scholle ist Ballwil – oder «Baubu», wie man das 2400-Seelen-Dorf auf gut Luzerndeutsch nennt. Dort ist «Häbi» geboren, aufgewachsen, und dort hat er seine Zelte endgültig aufgeschlagen.
Denn im Winter ist der Bauernsohn in sein schmuckes neues Heim eingezogen. Die Pläne für sein Einfamilienhaus hat er selbst angefertigt, sogar ein Modell im Massstab 1 zu 50 selbst gebastelt. Er sagt: «Ich bin ein leidenschaftlicher Mensch. Packt mich der Enthusiasmus, ziehe ich ein Ding voll durch.» Wehe, wenn Häberli losgelassen, das gilt ebenso fürs Jassen wie für die Fasnacht.
Vorrang bei der Einrichtung seiner neuen Bleibe hatten die Kinderzimmer für seine Töchterchen Lielle (4) und Eline (18 Monate).
Sorgen um Nesthäkchen
Um sein Nesthäkchen machte sich der YB-Star in den letzten Tagen grosse Sorgen. Seine Frau Olivia blieb auch nachts im Kinderspital Luzern. Eline lag apathisch in ihrem Bettchen. Die Ärzte mussten ihr Sauerstoff zuführen. Ein Infekt der Atemwege und eine Mittelohrentzündung waren die Ursachen. Das Bangen nahm am Mittwoch ein Ende. Zu Hause braucht sein Baby aber weiterhin noch Pflege.
Die Häberlis wohnen am Rigiblick 1. Nomen est omen: Die Rigi ist in Sichweite. Der beliebte Ausflugsberg ist auch das Refugium von Köbi Kuhn. Auf 1453 Metern über Meer hat er schon viel über seine Nati-Spieler nachgedacht.
Häberli hofft, auch sein Name gehe Kuhn durch den Kopf. Wie im September 2004. Vor dem WM-Quali-Spiel gegen die Färöer waren Frei gesperrt, Streller, Gygax und Muff verletzt. So kam Häberli, der schon damals mit YB einen Lauf hatte, beim 6:0 zu seinem Nati-Debüt.
Bereits 14 Saisontore
Mit seinen bisher 14 Saisontoren hat er sich für die Nati wieder ins Gespräch gebracht. Denn, so banal es tönt: Häbi wird besser, je älter er wird. Sichtkontakt zu Köbi hat er. Er sagt: «Vielleicht wird es ja auch mehr. In der Nati wieder etwas bewegen zu können, ist schon mein Traum.»
EM hin oder her: Ans Aufhören denkt er nicht. Im Gegenteil. Der Paolo Maldini von YB sagt: «Es tönt irgendwie nicht logisch, aber ich bin physisch stark wie noch nie, ich bin schneller als früher, die Kraft ist da und das Selbstvertrauen auch. Ich möchte auf jeden Fall noch drei, vier Jahre weiterspielen.» Auch um Verpasstes nachzuholen. Denn seine Karriere begann spät. Mit 20 löste er seinen Vertrag bei Lausanne auf, eine vermeintliche Diskushernie war diagnostiziert worden. Sechs Jahre später und erlöst von den Rückenschmerzen fand er wieder Gefallen am Leben als Profi.
Er erinnert sich. «Ich spielte damals für Basel, und Erich Vogel war mein Sportchef. Er sagte mir, ich würde diese sechs Jahre nie wieder aufholen.» Der heutige GC-Vizepräsident behielt nicht recht.
Denn Häberli hat längst bewiesen, dass er ein Klasse-Stürmer ist. Nicht zuletzt dank seinem Enthusiasmus. Auch für den Fussball.