Registrieren    Anmelden    Forum    Suche    FAQ

 

 

 

     

 

 

Foren-Übersicht » www.ybfans.ch » Spielerkabine




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 262 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Donnerstag 26. Mai 2022, 10:42 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26598
25.05.2022

Bild

Zitat:
Kommentar zur Neuorientierung

YB überrascht – der Wechsel birgt Chance und Risiko

Die neue Ausrichtung bei den Young Boys soll Christoph Spycher mehr Luft verschaffen – während sie für Steve von Bergen einen anspruchsvollen Einstieg in die Operative bereithält.

YB verkündet am Mittwoch gute Nachrichten – und strebt Wechsel an, die wie alle Rochaden im Fussball nicht vor Risiko gefeit sind.

Christoph Spycher bleibt YB erhalten. Die Erfolge der letzten Jahre sind eng verknüpft mit dem starken Commitment des 44-jährigen Könizers. 2014 trat er als Spieler zurück, 2016 stieg er nach der Entlassung von Fredy Bickel früher als geplant als Sportchef ein. Das war ein Glück für die Young Boys. Spycher handelte sich für den Sportbereich eine alleinige Verantwortung aus, durfte dem Verwaltungsrat direkt rapportieren – und führte YB so zurück zum Erfolg.

Einfluss wird Spycher nicht verlieren, aber er erhält die Chance, sich aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen.

Doch sechs Jahre als Sportchef haben bei ihm Spuren hinterlassen. Die Belastung für einen Repräsentanten im immer dynamischeren Fussballgeschäft nimmt zu, es gilt, sich zwischen Beratern, Spielern und Konkurrenten zu behaupten – und den Kurs zu halten. YB muss international vertreten und national konkurrenzfähig bleiben.

Mit dem Erfolg von YB hat Spycher als Sportchef Begehrlichkeiten im In- und Ausland geweckt. Es gab Interesse vom Verband und aus der Bundesliga. Dass Spycher den Young Boys erhalten bleibt, hat er in den letzten Wochen durchblicken lassen – überraschend aber ist, dass es in der Funktion eines Verwaltungsrats-Delegierten sein wird. Seinen Einfluss auf die Geschicke rund um die erste Mannschaft wird er nicht verlieren, aber er erhält die Chance, sich so sukzessive aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen. Sportchef ist kein Job für die Ewigkeit.

Es sind viele Köpfe, die bei YB die Geschicke verhandeln – ob es in manchen Situationen auch zu viele sein können, wird sich weisen.

Dass ihn Steve von Bergen antritt, birgt für YB Chancen und Risiko. Chancen, weil sich mit dem 38-jährigen Neuenburger eine weitere Identifikationsfigur des Clubs in der Operative versucht, die den vielzitierten Stallgeruch verbreitet. Und Risiko, weil er auf dieser Ebene keinerlei Erfahrung aufweist, sich seit seinem Rücktritt als Fussballer im Nachwuchsbereich und im Staff der ersten Mannschaft bewegt hat.

Dass Spychers Nachfolge nicht dessen bisheriger Assistent Patrik Schuler antritt, mag erstaunen, generell aber scheint der Teamgedanke bei YB auch auf operativer Ebene Einzug zu halten. Spycher unterstützt von Bergen unterstützt Schuler, in der Sportkommission verbleiben Gérard Castella und Ernst Graf sowie Stéphane Chapuisat. Es sind viele Köpfe, die bei YB die Geschicke des sportlichen Bereichs verhandeln – ob es in manchen Situationen auch zu viele sein können, wird sich weisen. Ebenso, wie sich die neue Aufstellung mit Spycher als Bindeglied zwischen operativer und exekutiver Führung im Alltag bewährt. Das Risiko spielt mit.


https://www.bernerzeitung.ch/yb-ueberra ... 4199272569

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Freitag 3. Juni 2022, 16:51 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26598
02.06.2022

Bild

Zitat:
Christoph Spycher erläutert YBs Trainerwahl

«Raphael Wicky und ich waren nie Freunde»

Christoph Spycher, Sportverantwortliche von YB, äussert sich zur Verpflichtung von Raphael Wicky. Dabei erzählt er auch von gemeinsamen Zeiten in der Nati. Zudem spricht der 44-Jährige über die Verpflichtungen von Ugrinic und Itten.

Christoph Sypcher über ...
... die Trainer-Wahl:
«Einerseits waren es menschliche Werte: Er ist ein Teamplayer, bodenständig, aber gleichzeitig ambitioniert und ehrgeizig – das hat sofort gepasst. Andererseits hat er mit seiner offensiven Ausrichtung ähnliche Vorstellungen wie wir. Zudem besitzt er auch die Qualität, Spieler entwickeln zu können.»

... die Erwartungen an Wicky:
«Wir wollen wieder dominant spielen. Mit den Transfers Itten/Ugrinic wollen wir wieder in diese Richtung gehen. Wir wollten der Mannschaft Mentalität, Siegeshunger und absolute Leidenschaft hinzufügen.»

... Wickys Mitbestimmung bei den Transfers Itten/Ugrinic:
«Den Entscheid haben wir nicht gemeinsam getroffen. Wir holen Spieler, die zu YB passen. Und nicht die drei oder vier Lieblingsspieler vom Trainer. Selbstverständlich definieren wir das gesuchte Profil mit dem Trainer und schlussendlich auch die Personalien. Es sind Spieler, die man gut kennt – und die zwei gehörten zu unseren Wunschspielern. Ich habe mit Raphi vor zwei, drei Tagen erstmal über diese zwei Spieler geredet. Er zeigte sich begeistert davon und freute sich darauf, mit ihnen zusammenzuarbeiten.»

... die gemeinsame Vergangenheit mit Wicky:
«Ich habe Raphi in der Nati als Mitspieler und Mensch zwar immer geschätzt, habe aber privat null Berührungspunkte gehabt und war nie mit ihm befreundet. Ich habe ihn acht Jahre lang nicht gesehen und habe damals auch nur per Zufall kurz mit ihm reden können. Ich war nun tief beeindruckt, weil er sich so weiterentwickelt hat. Am Ende spielt es aber eh keine Rolle, weil es keinen Einfluss bei der Trainer-Wahl hat.


https://www.bluewin.ch/de/sport/super-l ... 44636.html

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Donnerstag 9. Juni 2022, 00:12 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26598
24.05.2022

Bild

Zitat:
Wir werden uns wieder von einer anderen Seite zeigen

Am Sonntag kam es für die Young Boys zu einem versöhnlichen Saisonabschluss. Das Wankdorf war bei der beeindruckenden Dernière von Ballzauberer Miralem Sulejmani ausverkauft. YB schlug GC und die Fans zeigten sich voller Vorfreude auf die kommende Saison.
«Nach dieser schwierigen Saison müssen wir wieder richtig Schwung holen. Ich bin überzeugt, dass wir einiges aufgegleist haben, welches YB vorwärtsbringen wird», sagt Spycher im Gespräch mit dem Bärnerbär.

Wir gehen davon aus, dass Sie am Mittwoch den Sieg von Eintracht Frankfurt im Europa-League-Final verfolgten, haben Sie doch 150 Pflichtspiele für die Sportgemeinde gespielt und waren deren Captain. Kamen besondere Gefühle auf?
Ja, ich habe mich sehr für die Eintracht gefreut, insbesondere für Djibril Sow, der bei YB den Aufstieg zum Leistungsträger und Nationalspieler geschafft hat und nun seinen Weg bei Frankfurt in grosser Manier weiterführt. Gewinnt ein ehemaliger YB-Spieler die Europa League, erfüllt uns das mit Stolz.

In der 1. Bundesliga fällt Ihr Name stets, wenn bei irgendeinem Spitzenklub der Posten des Sportdirektors vakant ist. Bleiben Sie YB treu?
Der Verwaltungsrat weiss schon seit geraumer Zeit, dass ich den Weg mit YB weitergehen will. Demnächst werden wir Zeit finden, die Details zu klären. Und dann werden wir die Öffentlichkeit informieren.

Am Freitag trafen sich die Klubs der Super League und der National League, um über die Aufstockung und einen neuen Modus abzustimmen. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Nein. Selbstverständlich akzeptieren wir die demokratisch gefällten Entscheide. Aber wir erlauben uns nach wie vor zu betonen, dass wir gegen die Einführung von Playoffs waren, weil sie aus unserer Sicht sportlich unfair sind, die Klubs auf diese Weise zu wenig Planungssicherheit haben und sie in Bezug auf die Sicherheit Fragezeichen mit sich bringen.

Abgesehen von der Champions League verlief die Saison nicht wie erwartet. Woran lag es? Verletzungspech ohne Ende, mit Wagner ein falscher Trainer oder im Winter zu viele Abgänge?
Es war eine Mischung von vielen Faktoren. Wir wehren uns dagegen, David Wagner als Alleinschuldigen darstellen zu lassen. Und es war auch nicht alles schlecht. Aber gesamthaft haben wir unsere eigenen Erwartungen nicht erfüllt. Das schmerzt, bietet aber die Chance, es in der neuen Saison besser zu machen.

Es wird diverse Veränderungen im Kader geben. Können Sie uns zu den Stichworten Trainer, Nsame, Siebatcheu schon etwas mehr verraten?
Nein, wir haben immer gesagt, dass wir die Saison zuerst beenden wollen. Nun kommt die Zeit der Analysen und Entscheidungen. Siebatcheu wurde Torschützenkönig. Da ist es logisch, dass er das Interesse anderer Klubs geweckt hat. Nsames Leihe mit Venezia ist ausgelaufen. Nun steht er wieder bei uns unter Vertrag. Mit der Wahl des Trainers beschäftigen wir uns derzeit.

Wir wollen uns nicht an den Spekulationen um den neuen Trainer beteiligen, die in der ganzen Schweizer Medienwelt grassieren. Welches sind die wichtigsten Voraussetzungen, welche der neue Coach, falls Matteo Vanetta nicht im Amt bleibt, erfüllen muss?
Das ist kein Geheimnis und gilt für jeden YB-Trainer: Wir wollen dominant und offensiv spielen und junge Spieler weiterentwickeln.

Bedauern Sie den Abgang von Ballzauberer Miralem Sulejmani genauso sehr wie wir?
Ja. Er verlässt YB als Legende. Es war wunderschön zu verfolgen, wie ihn die YB-Fans am Sonntag beim letzten Spiel gefeiert haben. Das hat sich Miralem sehr verdient. Ich möchte noch etwas zum Publikum sagen…

Nur zu!
Dass das Wankdorf im letzten Spiel der Saison ausverkauft war, hat uns alle riesig gefreut und war ein starkes Zeichen der YB-Fans.

Vor Saisonbeginn lautete das Hauptziel Überstehen der Champions-League-Qualifikation, was das Team mit Bravour schaffte. Daneben lief einiges schief. Deshalb gilt es, neue Reizpunkte zu setzen. Der Titel zurück nach Bern und Erfolge auf Europas Bühne. Kann man die Zielsetzung so oder ähnlich formulieren?
Es bringt nichts, nun bereits über die Ziele der neuen Saison zu reden. Nach dieser schwierigen Saison müssen wir wieder richtig Schwung holen. Ich bin überzeugt, dass wir einiges aufgegleist haben, welches YB vorwärtsbringen wird.

Fussball ist ein schnelllebiges Geschäft. Vier Jahre lang surfte YB auf der Erfolgswelle, in dieser Saison war alles ein bisschen anders. Wie zuversichtlich sind Sie, dass YB 2022/23 wieder das YB von 2018–21 sein wird?
Ich bin zuversichtlich, dass wir uns wieder von einer anderen Seite zeigen werden. Um Meister zu werden, muss man sehr viele Sachen richtig machen. Das ist uns zuletzt zu wenig gelungen. Wir haben aus den letzten Jahren sehr viel Orientierungshilfe, um zu sehen, wie viel es braucht, um ganz vorne stehen zu können. Die Erfahrungen der letzten Monate werden für die Zukunft wertvoll sein.


https://baernerbaer.ch/sport/wir-werden ... te-zeigen/

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Donnerstag 9. Juni 2022, 17:24 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26598
08.06.2022

Bild

Zitat:
YB wie geht es weiter?

Christoph Spycher, Verantwortlicher Sport bei YB zieht Bilanz über die vergangene Saison, nimmt Stellung zu Transfers und gibt einen Einblick in seine neue und alte Tätigkeit beim BSC Young Boys


https://www.telebaern.tv/sport-talk/yb- ... -146701565

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Christoph Spycher - Sportchef
 Beitrag Verfasst: Montag 4. Juli 2022, 11:20 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26598
04.07.2022

Bild

Zitat:
«Als Eberl wegen Erschöpfung zurücktrat, fragte ich mich: Könnte mir das auch passieren?»

Nach vier Meistertiteln in Serie wurde YB vom FC Zürich entthront – wie hat YB-Chefstrage Christoph Spycher diese schwierige Zeit erlebt? Und warum braucht er eine Veränderung in seinem Job-Profil? Ein Gespräch über die Gesundheit im hektischen Fussball-Business und die kommende Super-League-Saison.

Die Meldung kommt kurz nach Saisonende: Christoph Spycher ist nicht mehr YB-Sportchef. Rücktritt? Entlassung? Im Gegenteil! Spycher, Ende März 44 Jahre alt geworden, ist neu Gesamtverantwortlicher Sport bei YB und erhält Verstärkung: Steve von Bergen ist als neuer Sportchef künftig für die 1. Mannschaft verantwortlich.

Sie waren fast sechs Jahre YB-Sportchef – waren Sie permanent im Hamsterrad?
Christoph Spycher: Wenn man alle drei, vier Tage ein Spiel hat und das Transferfenster offen ist, befindet man sich definitiv im Hamsterrad. Da hüpfst du ­zwischen den Welten hin und her. Telefon hier, Verhandlung da, Spiel dort. Die Kadenz ist extrem hoch.

Ist das die letzte YB-Mannschaft, die Sie zusammenstellen?
Diese Arbeit war und bleibt ein Teamwork. Es gibt verschiedene Gründe für meinen Schritt in den Verwaltungsrat.

Welche konkret?
Wir wollen und müssen den Sport stärken. Mit Steve von Bergen haben wir nun jemanden, der sich rund um die Uhr um die erste Mannschaft kümmern kann. In den letzten Jahren drehte das Transferkarussell immer schneller. Das hatte zur Folge, dass ich während des Trainingslagers für Verhandlungen mal für zwei Tage nach Paris und kurz darauf für zwei Tage nach Brüssel flog. Ich will mich auf das Coaching der sportlichen Führung konzentrieren und auf die Weiterentwicklung unserer sportlichen Strategie. Das sind Dinge, die zu kurz kommen, wenn man als Sportchef ständig in diesem Hamsterrad drinsteckt und keine Distanz hat.

Haben Sie den Wechsel aus Überlastung angestrebt? Anders gefragt: Hätten Sie Ihren Vertrag auch als Sportchef bis 2025 verlängert?
Die Veränderung war mein Wunsch. Nicht aus egoistischen Motiven. Sondern weil ich davon überzeugt bin, dass es richtig und wichtig ist für YB. Die letzten sechs Jahre haben mir viel Freude bereitet. Es war nie mein Ziel, die nächsten 20 Jahre so weiterzumachen. Aber ich hätte YB nicht im Stich gelassen.

Wir kennen den Fall Max Eberl, der als Sportchef von Mönchengladbach völlig ausgelaugt aufgeben musste. Waren Sie schon mal an einem ähnlichen Punkt?
Natürlich stelle ich mir immer wieder die Frage, wie es um meine physische und psychische Gesundheit steht. Aber ich bin noch nie an den Punkt gekommen, an dem ich mich kraft- und energielos gefühlt habe. Aber wenn man einen Fall wie jenen von Eberl mitkriegt, fragt man sich schon, wie es so weit kommen konnte und ob es bei mir auch so weit kommen könnte. Ich finde es wichtig, dass man sich solche Gedanken macht.

Warum kann beispielsweise Sandro Burki den Job des Sportchefs beim FC Aarau allein bewältigen, während Sie einige Mitarbeiter brauchen?
Der Job ist wahnsinnig vielschichtig. Es gibt auch zeitlich verschiedene Ebenen. Ein Tag, oder auch nur eine Stunde, kann alles verändern. Bei YB muss ich den Sport gegenüber allen anderen Bereichen vertreten. Es ist ein People-Business, bei dem immer wieder Probleme entstehen können. Aber klar, je mehr Geld, desto grösser der Klub-Apparat. Wenn wir bei Manchester United spielen, geht vorgängig eine Mitarbeiterin rekognoszieren. Wenn Manchester bei uns spielt, schicken sie sieben Leute vorgängig nach Bern.

Tatsächlich?
Ja. Oder schauen wir unser Scouting-Team an. Wir haben Stéphane Chapuisat, daneben jemanden auf Teilzeit-Basis und sind darauf angewiesen, beim Scouting auch Leute aus dem Nachwuchs zu involvieren. Bayern München beschäftigt im Vergleich geschätzt etwa 30 Scouts. Je weiter oben ein Klub, desto extremer sind die emotionalen Ausschläge, die man abfedern muss, was Manpower braucht.

Warum performte YB in der letzten Saison nicht so wie erwünscht und erwartet?
Da gibt es verschiedene Gründe. Ich teile die Saison in zwei Hälften. Hinter den Leistungen in der Hinrunde konnte ich stehen. In der Rückrunde war die Power aber wie verloren. Da hatten wir kaum mehr Dynamik auf dem Platz. Plötzlich begann der Faktor reinzuspielen, dass wir viele Spieler hatten, die erstmals überhaupt eine sportliche Krise meistern mussten. Weil sie es noch nie erlebt haben, Woche für Woche eins auf den Deckel zu bekommen.

Was hat das mit diesen Spielern gemacht?
Das hat sie beschäftigt, es war ihnen überhaupt nicht egal. Sie haben gelitten und viel Selbstvertrauen verloren. Erstmals waren wir in einer Situation, wo wir nur noch verlieren konnten. Die Meisterschaft war weg, die Qualifikation für die Champions League, es galt nur noch, den Super-Gau zu verhindern, indem wir den Quali-Platz für die Conference League auch noch verspielt hätten. Aber im Hinblick auf diese Saison haben diese Erfahrungen gutgetan.

Sie selbst haben immer gesagt: «Es tut auch mir gut, mal eine sportliche Krise zu erleben.» Würden Sie im Rückblick lieber darauf verzichten?
Natürlich ist es schöner, wenn man auf der Sonnenseite steht. Aber wir wussten: irgendwann wird dieser Moment kommen. Ganz einfach, weil das Teil des Business ist. Aber: Mich hat diese eine Saison nicht gleich komplett aus der Bahn geworfen.

Inwiefern hat Sie die Krise weitergebracht?
Ich bin stolz, dass es uns gelungen ist, als Einheit durch die Krise zu gehen. Unsere Basis aus den Erfolgsjahren ist stabil. Es ist null Panik ausgebrochen, keine interne Unruhe, wir blieben sachlich und konnten trotzdem Klartext sprechen, ohne dass die besprochenen Dinge an die Öffentlichkeit gelangten. Was sich gezeigt hat: Der Erfolg übertünchte einige Probleme. Wir haben schon gesehen, dass wir das eine oder andere im Team verändern müssen. Dass wir Spieler brauchen, die über Leadership verfügen, den absoluten Siegeswillen verkörpern und manchmal auf dem Platz etwas Böses haben. Diese Elemente versuchten wir hinzuzufügen.

Cedric Itten, Filip Ugrinic und Donat Rrudhani sind gekommen – ist das genügend Blutauffrischung? Man hätte auch einen radikaleren Umbruch vollziehen können.
Das kann man so sehen. Aber: Das Gros der Mannschaft hat sich in den letzten Jahren zweimal für die Champions League qualifiziert, hat vier Meistertitel geholt und einen Cupsieg. Es ist nicht so, dass die Spieler plötzlich nicht mehr Fussball spielen können. Wir alle waren mit gewissen Situationen in der letzten Saison überfordert. Aber wenn ich sage, es habe einer noch nie eine sportliche Krise erlebt, bedeutet das nicht, dass ich nicht an ihn glaube. Im Gegenteil. Es gibt sehr viele Spieler bei YB mit einer 1A Mentalität, die wollen wir weder austauschen noch verlieren.

Sie mussten sich anhören, im Winter die Titel-Ambitionen verkauft zu haben. Wie sind Sie damit umgegangen?
Wenn Sie im Fussball tätig sind, als Spieler, vor allem aber als Trainer oder Sportchef, dann stehen Sie in der ersten Linie. Dann müssen Sie damit leben, dass viele besser wissen, was man hätte machen sollen oder nicht. Insbesondere, wenn der Erfolg ausbleibt. Für mich ist das kein Problem. Was die Transfers betrifft: Wir hatten mit allen Spielern Projekte. Wegen Corona gab es im Sommer einen Stau an Transfers, der sich im Winter löste. Nehmen wir das Beispiel Michel Aebischer, da rechneten wir schon im Sommer damit, dass er uns verlassen könnte. Aber es gab kein Angebot. Im Winter gab es plötzlich eine Sogwirkung. Und Fakt ist auch: Wir waren ja schon zur Pause deutlich hinter dem FCZ, nicht erst wegen der schlechten Rückrunde.

Es entstand der Eindruck, bei YB fehlt die Gier nach Erfolg. Warum? Waren die Spieler gesättigt nach vier Meistertiteln? Oder geht es ihnen auch ein Stück weit zu gut, weil bei YB schöne Löhne bezahlt werden?
Nein. Für die Spieler haben die Umstände bei uns keinen grossen Einfluss. Dass YB heute eine gute wirtschaftliche Basis hat, ist klar. Aber Spieler denken ganz anders. Ganz viele leben den Traum vom Ausland. Die denken nicht: ich bin jetzt happy bei YB, hoffentlich bleibe ich noch vier Jahre da.

Wer ist dafür verantwortlich, das Feuer wieder in die Mannschaft zu bringen?
Alle zusammen! Wir haben nun die Erfahrung gemacht, dass es nicht einfach normal ist, von Meistertitel zu Meistertitel zu hüpfen. Das treibt uns an, wieder auf die Sonnenseite zu kommen. Aber es gibt keinen Knopf, den man einfach drücken kann und alles wird wieder gut. Und wir sagen uns auch bestimmt nicht: lasst uns alles genau gleich machen wie zuletzt und dann läuft es automatisch, weil die neuen Spieler die nötige Veränderung einbringen. Unser Kern muss genauso einen Schritt vorwärts machen.

Was lässt Sie glauben, dass der neue Trainer Raphael Wicky den Turn-Around hinbekommt?
Was ich bisher sah, überzeugt mich sehr. Er arbeitet mit viel Energie, sehr akribisch, er ist sehr fordernd den Spielern gegenüber und pusht sie. Gleichzeitig hat er einen guten Ton, ein gutes Gespür auch für die einzelnen Akteure. Sein Weg ist extrem spannend, er hat jahrelang im Juniorenfussball wichtige Erfahrungen gemacht. Danach in Basel die erste Profi-Station, später in Amerika als U-Nationaltrainer und in Chicago – von diesen Erfahrungen profitiert er jetzt.

Als Wicky FCB-Trainer wurde, kam er zum Serienmeister und es war klar: Meister werden muss er. Jetzt ist YB zwar als Meister entthront, aber doch über die letzten Jahre klarer Liga-Krösus. Ist die Ausgangslage zu vergleichen?
Ich sehe Unterschiede. Als er beim FCB übernahm, war der gesamte Klub im Wandel, es war alles neu. Bei YB kommt er in ein intaktes Gebilde, in einen Verein, der stabil ist, wo es viele Leute gibt, die schon seit einigen Jahren zusammenarbeiten, auch ein Grossteil der Mannschaft steht. Der zweite wichtige Unterschied ist, dass er nun die Erfahrung hat, was es heisst, Cheftrainer auf dem höchsten Level zu sein. Er kam vor fünf Jahren direkt aus dem Nachwuchs in den Profibetrieb, wo alles viel grösser ist.

Ganz einfache Frage: Der Meistertitel wird das Ziel sein, oder?
Klar ist, dass wir den Titel wieder gewinnen wollen. Dass wir alles unternehmen werden, um wieder auf die Sonnenseite zu kommen – und die Sonne scheint nicht auf dem dritten Rang. Aber wie die Formulierung des Saisonziels dann ausschaut, das werden Wicky, Sportchef Steve von Bergen und die Mannschaft zusammen erarbeiten. Am Ende ist es ganz einfach: Man kann noch lange vom Meistertitel reden. Wer Meister werden will, muss es auf den Platz bringen, und zwar jeden Tag, vom Trainingsstart an, in der Vorbereitung, in jedem Testspiel und in jedem Ernstkampf. Wenn du das bringst, hast du gute Chancen. Sonst nicht. (aargauerzeitung.ch)


https://www.watson.ch/sport/interview/5 ... ste-saison

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Beitrag Verfasst: Dienstag 23. August 2022, 14:10 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26598
23.08.2022

Bild

Zitat:
YB-Obersportchef Spycher zu Rieder-Transfer

«Bei zehn Millionen werden wir nicht schwach»

Klartext vom obersten YB-Sportverantwortlichen: Christoph Spycher sagt, warum man Kastriot Imeri unbedingt nach Bern lotsen wollte. Und er stellt klar, dass Top-Talent Rieder nicht für 10 Millionen gehen kann.

Christoph Spycher, wie ist das Gefühl vor dem Trip zu Anderlecht?
Christoph Spycher: Wir stehen nach der Heimniederlage unter Druck. Die Aufgabe ist nicht einfach. Aber wir glauben daran, es zu schaffen. Ganz klar.

Keine Zweifel?
Wir müssen sicher sehr gut spielen. Aber wenn wir zweifeln würden, könnten wir uns die Reisekosten sparen und in Bern bleiben.

Was würde das Verpassen der Gruppenphase bedeuten?
Wenn uns das wirtschaftlich in unserer Existenz bedrohen würde, hätten wir in den letzten Jahren etwas falsch gemacht. Aber klar ist: Wir planen jeweils mit einer Gruppenphase. Wir werden aber unseren Weg so oder so höchst ambitioniert weitergehen, mit den Wettbewerben, die bleiben.

Sie planen damit: Bedeutet das, dass eine Gruppenphase budgetiert ist?
Ja.

Mit welcher Summe? Man darf von rund sechs Millionen Franken ausgehen.
Die Grössenordnung ist nicht falsch. Wir haben vorsichtig budgetiert. Und wir haben ja bereits viel Geld erwirtschaftet diese Saison.

Mit Transfers.
Ja.

Das Projekt mit Raphael Wicky als neuem Trainer ist bisher sehr gut angelaufen. Aber ohne Conference League würde er sehr früh das erste Saisonziel verpassen.
Manchmal erreicht man Ziele, manchmal nicht. Resultate sind aber nicht das einzige Kriterium zur Beurteilung der Arbeit. Wir stehen, wie gesagt, nicht am Scheideweg und ich bin sehr zufrieden, wie Steve von Bergen und Raphael Wicky die YB-Werte hochhalten und die Richtung vorgeben, in die wir gehen wollen.

Fakt ist aber auch, dass momentan 31 Spieler im Kader stehen. Das ist doch für eine Saison ohne Gruppenphase viel zu viel.
Unser Kader ist darauf ausgerichtet, Höchstbelastungen fahren und entsprechend rotieren zu können. Wir haben immer in allen Wettbewerben, in denen wir mitmachen, hohe Ziele. Das bleibt unverändert.

Es würde aber bei einer geringen Zahl an Verletzten und Gesperrten bedeuten, dass bis zu acht Spieler auf der Tribüne sitzen müssten.
Es ist nicht gesagt, dass die aktuelle Konstellation unverändert bleibt. Der eine oder andere Spieler oder sein Berater hat uns schon Ende letzte Saison kontaktiert, mit dem Wunsch nach einer neuen Herausforderung. Diese Berater sind gefordert, etwas zu bringen, was auch unseren Vorstellungen entspricht.

Wie viele Spieler sind das? Drei, vier?
Der eine oder andere. Nicht übermässig viele.

Und dann vergrössern Sie das Kader noch mit Kastriot Imeri. Brauchte YB den Spieler unbedingt?
Er kann im Mittelfeld auf drei Positionen spielen. Dazu als hängende Spitze. Er wollte unbedingt zu uns kommen und hat sich zu hundert Prozent zu YB bekannt. Und er war auch ein Wunschspieler von uns, weil er zusätzliche Qualität in die Mannschaft bringt. Da wollten wir nicht warten, ob sich die Situation beim einen oder anderen noch verändert, damit wir dann nicht aus der Not heraus hätten reagieren müssen.

Und dann ging alles sehr schnell …
Ja. Wir waren länger mit Servette in Kontakt, konnten uns aber nicht vorstellen, dass es finanziell eine Möglichkeit für uns geben würde, ihn zu holen. Wenn sie in solch einem Fall zuerst Mal, sagen wir 500'000 Franken oder die Hälfte der verlangten Summe bieten würden, müssten sie danach zuerst die Asche aufwischen, welche die Verärgerung über dieses Angebot beim abgebenden Klub hinterlassen hätte. Das ist nicht zielführend, weshalb unsere erste Offerte schon respektvoll war. Deshalb ging es schnell.

Es ist der Schweizer Rekordtransfer …
Das weiss ich nicht. Aber es ist sicher der teuerste Zuzug, bei dem ich involviert war.

Drei Millionen Franken.
Zahlen kommentieren wir nicht.

In Sachen Fabian Rieder kocht die Gerüchteküche wieder mal über …
Fabian ist vernünftig. Und wir haben einen klaren Plan mit ihm. Er bringt die Leistungen, damit dieser Plan aufgeht. Deshalb haben wir seinen Vertrag bis 2025 verlängert. Und der Plan sieht nicht vor, ihn jetzt zu verkaufen. Wir wollen ihn bei YB weiterentwickeln.

Schliessen Sie einen Sommertransfer zu hundert Prozent aus?
Im Fussball kann man nie etwas zu hundert Prozent ausschliessen. Aber wenn alle sagen – also Klub, Spieler, Berater –, er bleibt bei YB, liegt der Prozentsatz, dass er wirklich bleibt, nahe bei hundert. Der Moment, in welchem er geht, kommt irgendwann. Aber er liegt nicht in dieser Transferperiode.

Zehn Millionen Euro sollen sie fordern, sagen die Social-Media-Transferpäpste. Stimmt das?
Das ist nicht die Summe, bei der wir schwach werden würden. Sehen Sie, wir hatten für Djibril Sow 2018 bereits Angebote im zweistelligen Millionenbereich auf dem Tisch. Wir haben das mit dem Berater damals so vereinbart, dass Sow noch ein Jahr bei uns bleibt. Er ging dann ein Jahr später dennoch zu einem zweistelligen Millionenbetrag. Die Geduld hat sich ausbezahlt.

Wie siehts bei Christian Fassnacht aus? Er gehört ja zu jenen, die eine neue Herausforderung suchten. Oder verlängern Sie gar mit ihm?
Wir führen laufend Gespräche mit all unseren Spielern und wollen, dass sie bereit sind, für YB durchs Feuer zu gehen. Fassnacht muss sich klar werden, was er will.

Gabs eine Offerte von Besiktas Istanbul?
Ja.

Und diese genügte ihren Vorstellungen nicht.
So ist es.


Christoph Spycher persönlich

Christoph Spycher (44) wächst in Köniz BE auf, wird fussballerisch aber beim FCL und bei GC gross, nicht bei YB. 2006 wechselt er in die Bundesliga zu Eintracht Frankfurt, ist dort zeitweise Captain, kehrt 2010 in seine Heimat zurück und spielt die letzten vier Karrierejahre für YB. Spycher macht 47 Länderspiele, ist Stammspieler an der EM 2004, steht auch an der WM 2006 und EM 2008 im Kader. Er arbeitet bei YB nach Karriereende zwei Jahre als Talentmanager, bevor er 2016 Sportchef wird. Er feiert vier Meistertitel, einen Cupsieg und zwei Champions-League-Teilnahmen. Im Mai gibt er das Sportchef-Amt an Steve von Bergen weiter und steigt hierarchisch auf mit der neuen Stelle als VR-Delegierter Sport.


https://www.blick.ch/sport/fussball/sup ... 11998.html

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Beitrag Verfasst: Dienstag 22. November 2022, 18:40 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26598
22.11.2022

Bild

Zitat:
Pfister und Spycher als Gast

Das sind die Probleme der Nati, und so stark ist Kamerun

Im «Blick Kick» bei Steffi Buchli sind Afrika-Kenner Otto Pfister, YB-Sportchef Christoph Spycher und der Stv. Sportchef Andreas Böni zu Gast. Sie diskutieren über den ersten Nati-Gegner bei der WM und die Probleme, die das Team noch hat.


https://www.blick.ch/sport/fussball/bli ... 72868.html

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Beitrag Verfasst: Montag 19. Dezember 2022, 00:52 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26598
17.12.2022

Bild

Zitat:
Ex-Kapitän Spycher

"Schön zu sehen, wie die Eintracht gewachsen ist"

Ex-Eintracht-Kapitän Christoph Spycher verfolgt seinen Ex-Klub in Hessen noch immer. Und hätte Lust auf ein ganz besonderes Wiedersehen.

Noch ist Ruhe angesagt bei Eintracht Frankfurt, Spieler, Trainer und Staff der Hessen befinden sich im wohlverdienten Weihnachtsurlaub, bevor es dann Anfang Januar wieder losgeht: Trainingslager, Bundesligaauftakt, Pokal, Champions League. Die Eintracht tanzt weiter auf drei Hochzeiten und will dies möglichst lange möglichst erfolgreich tun.

Einer, der die erstaunliche Entwicklung von Eintracht Frankfurt aus der Ferne beobachtet, ist Christoph Spycher. Der Ex-Kapitän der Hessen kickte zwischen 2005 und 2010 für die Eintracht, als heutiger Sportchef der Young Boys Bern transferierte er 2018 Djibril Sow nach Frankfurt. "Natürlich verfolge ich die Eintracht, weil es in Deutschland mein Verein ist. Ich habe fünf Jahre dort gespielt und kenne noch ein paar Menschen", so Spycher gegenüber dem hr-sport.

"Das ist eine wirklich sehr positive Entwicklung"

Der Weg der Eintracht beeindruckt Spycher durchaus, aus dem biederen Mittelfeldklub, den er einst aufs Feld führte, ist ein Europacupsieger und Champions-League-Teilnehmer geworden. "Die Eintracht ist einen sehr guten Weg gegangen. Über Jahre sind sie ständig gewachsen und haben sportliche Erfolge erzielt", so Spycher. "Das ist eine wirklich sehr positive Entwicklung mit dem Highlight des Europa-League-Titels. Es ist schön zu sehen, wie der Verein gewachsen ist."

Den Hessen traut Spycher viel zu, auch in der Champions League. Mit einer kleinen Einschränkung. "Das Problem ist, dass es gegen Neapel geht. Für mich eine der absolut faszinierendsten Mannschaften in dieser Saison", so Spycher. "Neapel hat bislang eine überragende Saison gespielt. Ich drücke der Eintracht die Daumen, sie ist aber in meinen Augen Außenseiter."

"Wenn uns das wieder gelingt, wäre ich happy"

Der generelle Weg der Eintracht aber stimmt – und führt für Spycher vielleicht ja eines Tages zu einem Wiedersehen der ganz besonderen Art: als Gegner in der Champions League. "Wir haben uns in den letzten fünf Jahren zweimal für die Champions League qualifiziert. Wenn uns das wieder gelingt, wäre ich happy. Wenn es dann noch gegen die Eintracht geht, wäre das umso schöner. Weil das bedeuten würde, dass die Eintracht wieder in der Champions League spielt."


https://www.hessenschau.de/sport/fussba ... r-100.html

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Beitrag Verfasst: Mittwoch 18. Januar 2023, 11:47 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26598
17.01.2023

Bild

Zitat:
Christoph Spycher im Interview

«Vielleicht bin ich dann auf Weltreise»

Der YB-Chefstratege sagt, weshalb er sich nicht vorstellen kann, in Bern noch einmal als Sportchef tätig zu sein. Und welchen Vorwurf an YB er nicht ernst nehmen kann.

Herr Spycher, haben Sie Vorsätze fürs neue Jahr?

Dass ich mehr Sport treiben sollte, sage ich seit Jahren. Und dann habe ich es trotzdem nicht umgesetzt. Ich hoffe, dass wir den Weg mit YB weitergehen können. Wir müssen Sorge zum Wir-Gefühl tragen, das wir uns erarbeitet haben. Wir wollen weiterhin leidenschaftlich Spieler entwickeln. Und alles dafür tun, den Titel zu holen.

In der Rolle des VR-Delegierten Sport, die Sie seit Sommer bekleiden, sollten Sie doch mehr Sport treiben können.

(lacht) Das Amt des Sportchefs abzugeben und die Strukturen den heutigen Standards anzupassen, war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Ich bin nun weniger ins Tagesgeschäft involviert. Letzten Herbst konnte ich mal wieder Ferien machen, ohne ständig am Telefon zu sein. Weil ich wusste, dass Leute vor Ort sind, die den Laden schmeissen. In der Winterpause hatten wir erstmals Zeit, Bilanz zum neuen Konstrukt zu ziehen.

Wie fiel diese aus?

Steve von Bergen macht als Sportchef einen hervorragenden Job und ist in seiner neuen Funktion sehr glücklich. Als wir die Qualifikation für die Gruppenphase der Conference League verpasst hatten, fand ich gut, wie er, aber auch wie Trainer Raphael Wicky mit dieser schmerzhaften Erfahrung umging. Sie gaben den Weg vor und gingen mit gutem Beispiel voran. Und das Team reagierte, erarbeitete sich in der Liga einen Vorsprung.

«Bei YB hat es keinen Platz für Personen, die sich immer durchsetzen wollen.»

In Ihrer Zeit ist der Führungsapparat bei YB immer grösser geworden. Sie holten etwa Ausbildungschef Gérard Castella dazu, später auch Patrik Schuler als Sportchef-Assistent und zuletzt Steve von Bergen. Sind es nicht allmählich zu viele Leute?

Wir sind organisch gewachsen, Schritt für Schritt. Die Dynamik im Transfergeschäft ist viel grösser geworden. Mit dem Konstrukt, das wir 2016 bei meinem Antritt hatten, könnten wir dieser Schnelllebigkeit gar nicht mehr gerecht werden. Das Wichtigste in einem solchen Team sind die Charaktere.

Inwiefern?

Je mehr Leute an Bord sind, desto schwieriger ist es, sich auf Entscheidungen zu einigen, die alle vertreten können. Deshalb hat es in einem solchen Team auch keinen Platz für Personen, die sich immer durchsetzen wollen. Allerdings hatten wir auch früher schon oft unterschiedliche Meinungen.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Das beste ist die Verpflichtung von Djibril Sow. Wir wollten ihn als Ersatz für Denis Zakaria holen, unseren Rekordverkauf. Trainer Adi Hütter war skeptisch, was logisch war: Sow spielte in der zweiten Mannschaft von Gladbach in der vierten Liga. Zudem hatten wir von ihm vor allem Videomaterial von den Einsätzen im U-21-Nationalteam. Und dort musste er manchmal am rechten Flügel aushelfen. Wenn du das als Trainer siehst, wenn es gilt, Zakaria zu ersetzen, dann verstehe ich, wenn du denkst …

... was soll das?

Ja. Am Ende vertraute Adi auf unsere Einschätzung. Nach dem ersten Training von Djibril kam er zu uns ins Büro und sagte: «Sow ist ein super Spieler.» Er wurde ja dann auch einer seiner Lieblingsspieler.

«Mein Vater erlernte einen Beruf und hatte diesen dann bis zur Pension. Ich will mir die Freiheit nehmen, mich treiben zu lassen.»

Können Sie sich überhaupt vorstellen, noch einmal als Sportchef tätig zu sein?

Nicht bei YB. In meiner jetzigen Funktion bin ich enorm glücklich. Aber was ich in fünf, zehn Jahren machen werde, kann ich nicht sagen. Vielleicht bin ich dann auf Weltreise.

Ein schöner Plan.

Sehr. Ich finde, die Gesellschaft hat sich in dieser Hinsicht enorm verändert. Mein Vater erlernte einen Beruf und hatte diesen dann bis zur Pension. Ich will mir die Freiheit nehmen, mich treiben zu lassen – bis ich weiss, was die Zukunft bringt.

Man kann es so sehen: Sie bereiten YB auf die Zeit nach Ihnen vor.

Möglich, dass ich meinen bis 2025 laufenden Vertrag noch einmal verlängere. Vielleicht ist es aber auch besser, wenn ich dann für eine andere Person Platz mache, weil mich eine andere Tätigkeit reizt. Das ist, was ich am Ende bei YB von allen Mitarbeitern verlange: dass sie den Erfolg des Clubs über persönliche Interessen stellen. Das letzte Jahr verlief zwar sportlich enttäuschend, jedoch war es eine grosse Befriedigung, zu sehen, dass das Fundament auch in schwierigen Zeiten stabil ist. Diese Erfahrung war sehr wertvoll.

Was muss sich der Schweizer Clubfussball fürs neue Jahr vornehmen?

Wir hatten 2022 dieses turbulente Hin und Her betreffend den Modus. Das schadete der Glaubwürdigkeit. Es ist nun wichtig, dass die Clubs geschlossen handeln und sich gemeinsam mit der Liga überlegen, wie sich der Profifussball weiterentwickeln lässt. Vermarktungstechnisch sieht die Zukunft nicht rosig aus. Umso wichtiger ist es, dass wir unseren Ruf als Ausbildungsliga in Europa stärken. Nur so können Clubs auf Dauer rentabel wirtschaften.

Es ist doch so: Die Schweizer Clubs – bei all den Leihtransfers, die sie mittlerweile tätigen – bilden immer mehr für ausländische Vereine aus.

Zu viele solche Transfers zu tätigen, ist definitiv nicht ideal. Weil sich bei diesen Spielern immer die Frage stellt, wie gross ihre Identifikation mit dem Club ist. Allerdings sind Leihtransfers oft die günstigere Lösung. Und sie verleihen der Super League auch eine gewisse Visibilität. Beobachtet Atalanta Bergamo einen Spieler, den es in die Schweiz leihweise abgegeben hat, sieht es vielleicht, dass es andere Spieler gibt, die besser sind als der eigene. Und verpflichtet einen von diesen.

Transferüberschüsse lassen sich mit Leihtransfers nicht generieren.

Ich kann nur für YB reden: Aus diesem Grund tätigen wir nur in Ausnahmefällen Leihtransfers. Unser grösstes Gut bei YB ist es, dass wir den Spielern die ideale Plattform bieten können, um einen Auslandstransfer verwirklichen zu können. Ohne dass dabei ein Besitzerclub profitiert, der die Arbeit nicht selbst macht.

Wo steht der Schweizer Fussball im Vergleich zu 2016, als Sie als Sportchef bei YB einstiegen?

(überlegt) Zwischenzeitlich stand er sicherlich schlechter da. Aber es gibt auch Vereine, die in dieser Zeit gewachsen sind – wie etwa St. Gallen. Wir müssen aufpassen, den Anschluss nicht zu verlieren. Im Werben um Spieler haben wir etwa gegen niederländische oder belgische Clubs keine Chance, weil diese viel höhere Vermarktungsgelder kassieren und so deutlich höhere Ablösesummen und Löhne zahlen können. Das bedeutet, dass wir die Spieler noch besser ausbilden müssen. Und mit der Conference League bietet sich mehr Schweizer Clubs nun eine reelle Chance, europäisch zu spielen und so an Gelder zu kommen.

Das ist ein oft geäusserter Vorwurf an YB: dass es gemessen an der Vormachtstellung in der Schweiz europäisch zu wenig erreicht.

Diesen Vorwurf kann ich nicht ernst nehmen. Wir hatten letzten Sommer mit Anderlecht den schwerstmöglichen Gegner und scheiterten erst im Penaltyschiessen. Zuvor waren wir sechs Jahre in Folge in einer europäischen Gruppenphase.

«Unsere Rekordsaison 2018/2019 inklusive der erstmaligen Teilnahme an der Champions League war für mich aus heutiger Sicht die anstrengendste.»

Der FC Luzern schien auf einem guten Weg – und nun schadet er sich mit dem Streit um die Besitzverhältnisse, der von Bernhard Alpstaeg losgetreten wurde.

Mir steht nicht zu, die Situation des FC Luzern zu beurteilen.

Aber als Stefan Wolf 2021 FCL-Präsident wurde, nun ein Gegenspieler Alpstaegs, sagten Sie, das sei eine gute Nachricht für den Schweizer Fussball.

Schweizer Clubs sind nun einmal oft auf Geldgeber angewiesen. Diese werden von den Emotionen, die der Fussball auslöst, angezogen. Diese Emotionen können dazu führen, dass ein eingeschlagener Weg verlassen wird, weil aus dem Affekt heraus entschieden wird.

Das haben Sie nun sehr diplomatisch ausgedrückt.

(lacht) Warum streben manche Leute in den Fussball? Weil sie die Emotionen lieben und das Rampenlicht suchen. Bei uns hat die Besitzerfamilie Rihs volles Vertrauen in die operative Führung und nimmt sich zurück. Diese Ruhe und dieses Vertrauen sind extrem wertvoll. Weil ohnehin immer viele Gefahren lauern. Gerade im Erfolgsfall: Unsere Rekordsaison 2018/19 inklusive der erstmaligen Teilnahme an der Champions League war für mich aus heutiger Sicht die anstrengendste.

Weshalb?

Es galt, zu schauen, dass alle am Boden bleiben. Klar haben sich alle im Club über die Spiele gegen Juventus Turin, Manchester United und Valencia gefreut. Umso wichtiger war es, die Leute im Verein immer wieder darauf vorzubereiten, dass wieder schwierigere Zeiten folgen werden. Die Fans dürfen sich von den Emotionen treiben lassen, die Entscheidungsträger sollten dies jedoch vermeiden.

Können Sie das ausführen?

Vor zwei Jahren trafen wir im Achtelfinal der Europa League auf Ajax Amsterdam. Niederländischer gegen Schweizer Meister – das kann für Leute, die sich nicht tagtäglich mit Fussball beschäftigen, nach einem ausgeglichenen Duell klingen. Also geht es darum, ihnen die Fakten zu präsentieren. Dass Ajax finanziell in einer ganz anderen Liga spielt als wir und wir für ein Weiterkommen stark überperformen müssten. Das gehört auch zu meinem Job: die Leute so vorzubereiten, dass nach dem Aus gegen Anderlecht niemand dachte, dass dies das Ende der Welt ist.

Sondern?

Ich verstehe, dass der Fokus der Öffentlichkeit auf den grossen Zielen liegt. Aber es gibt trotz des Ausscheidens sehr viele positive Sachen. Etwa, dass Fabian Rieder sich prächtig entwickelt hat und eine wichtige Rolle einnimmt. Oder dass sich mit Lewin Blum erneut ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs etabliert hat. 

Sind Sie überrascht, wie gut YB nach der schwierigen letzten Saison dasteht?

Wir haben nicht das Gefühl, dass wir über allen schweben. Viele der Partien standen auf Messers Schneide, den Vorsprung von zehn Punkten in der Liga haben wir uns extrem hart erarbeiten müssen. Nun gilt es, eine Schippe draufzulegen. Wir erwarten von unseren Spielern, dass sie sich ständig weiterentwickeln wollen. Auch in dieser Hinsicht ist Sow ein Vorbild.

Erzählen Sie.

Seine erste Saison bei Frankfurt war durchzogen, die zweite gar noch durchzogener. Nun ist er Europa-League-Sieger, Leistungsträger, WM-Stammspieler. Wer immer weiter pusht, der wird belohnt.


https://www.bernerzeitung.ch/vielleicht ... 6091598940

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Beitrag Verfasst: Freitag 10. Februar 2023, 00:27 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26598
05.02.2023

Bild

Zitat:
Spycher: Young Boys „nicht die letzte Station“ eines Spielers – Frankfurts Sow Paradebeispiel

Der BSC Young Boys hat sich in den vergangenen Jahren zum Spitzenteam überhaupt in der Schweizer Super League entwickelt und seit 2018 viermal den Gewinn der Meisterschaft gefeiert. Eng verbunden mit dem Erfolg ist Christoph Spycher, der im vergangenen Sommer nach sechs Jahren als Sportdirektor zum Sportvorstand aufrückte. Bei Transfermarkt spricht der 44-Jährige über seine Arbeit, Titelgewinne mit dem BSC und Trainerwechsel.

Unter Spychers Leitung schafften es die Gelb-Schwarzen, ihrem Dornröschenschlaf zu entkommen. Als der Klub dem Ex-Verteidiger 2016 die Rolle als Sportdirektor übertrug, heftete den Young Boys der Stempel des ewigen Zweiten an – der letzte Meistertitel datierte zu diesem Zeitpunkt aus dem Jahr 1986. Doch der ehemalige Bundesliga-Profi begann, Dinge zu hinterfragen, setzte sich für die Erneuerung von Strukturen ein und erstellte für sich und sein Team einen Plan, wie der große Erfolg nach Bern zurückkommen sollte.

Entscheidend dafür ist aus Spychers Sicht die Vermittlung und das Vorleben von Werten: „In erster Linie war es mir von Beginn an wichtig, einen guten Teamspirit innerhalb des gesamten Vereins zu haben. Dazu gehört aus meiner Sicht, dass man den Anspruch an sich selbst hat, immer das Bestmögliche herausholen zu wollen, und gleichzeitig offen, transparent und ehrlich zu seinen Mitarbeitern ist. Darüber hinaus war es wichtig, Spezialisten in sämtlichen Bereichen des Vereins zu haben, diesen Spezialisten Gehör zu geben und ihnen zu vermitteln, dass sie ein wichtiger Teil des zukünftigen Erfolgs von YB sind.“

Eine große Rolle bei der Umsetzung spielte auch die Tatsache, dass Spycher in seiner Laufbahn als Profi 124 Spiele für den Berner Sport Club absolvierte und ein Gefühl dafür bekam, was diesen auszeichnete – und ihm noch fehlte. Schon während seiner aktiven Karriere war der 47-malige Schweizer Nationalspieler jemand, der voranging, der Menschen motivieren und begeistern konnte. Sowohl bei den Young Boys als auch bei Eintracht Frankfurt, für die er 149-mal im Einsatz war, durfte er die Kapitänsbinde tragen. „Ich bin jemand, der die Menschlichkeit in den Vordergrund rückt. Um Menschen zu motivieren, musst du dir erstmal bewusst machen, welche Verantwortung du für diese Menschen trägst. Was kann ich und was muss ich beitragen, um eine gemeinsame Mission erfolgreich zu gestalten. Generell habe ich mit dem Fußball meine größte Leidenschaft entdeckt. Dementsprechend stellt sich für mich die Frage nach dem Antrieb nicht“, betont der YB-Sportvorstand.

Spycher: BSC Young Boys’ Meistertitel 2018 war „unfassbar wichtig für den Verein“

Angesprochen auf seine Meinung zu Diskussionen, dass Ex-Profis bessere Trainer oder Sportdirektoren seien, antwortet Spycher, dass man es nicht pauschalisieren könne: „Klar, hast du als ehemaliger Spieler einen gewissen Vorteil, weil du viele Dinge selber erlebt hast, die Denkweisen der Profis kennst.“ Das helfe aber nur eine gewisse Zeit, irgendwann werde man rein an der Arbeit als Sportdirektor gemessen. „Ansonsten verlierst du die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz innerhalb des Vereins und vor allem bei der Mannschaft. Aus meiner Sicht ist es falsch, Erfolge plakativ einer Person zuzuordnen. Der Erfolg ist wie ein Puzzle und die Puzzleteile sind Verantwortliche wie die sportliche Führung, das Trainerteam, der Staff und alle anderen Mitarbeitenden in ihren Bereichen. Man muss die einzelnen Teile so lange drehen, bis sie ineinanderpassen und ein Gesamtbild ergeben.“

Spycher überzeugte die Vereinsverantwortlichen nach seiner Ankunft mit seinen Ideen und seiner Umsetzungskraft, im Gegenzug gab ihm der Klub die nötige Zeit, um nachhaltige Veränderungen durchzuführen. In der ersten Saison landete Bern erneut auf dem zweiten Platz, anschließend analysierte die sportliche Führung mit dem Cheftrainer die Kaderstruktur und zog die richtigen Schlüsse. An der Seitenlinie war es Adi Hütter, der dem Team eine klare Handschrift verpasste und Historisches schaffte: den Gewinn der Meisterschaft. Mit 15 Punkten Vorsprung durchbrach YB nicht nur die jahrelang anhaltende Dominanz des FC Basel, sondern wurde nach über 30 Jahren wieder Schweizer Meister.

„Dieser Titel war unfassbar wichtig für den Verein, für die gesamte Stadt. Er hat eine Euphorie, eine Explosion der positiven Gefühle in der Stadt losgetreten. Ausschweifend wie die Spieler habe ich diesen Erfolg jedoch nicht gefeiert, weil ich wusste, was mit dem Titel auf uns zukommt, und an welchen Stellschrauben wir in den nächsten Wochen drehen müssen, um weiterhin größtmögliche Aussicht auf Erfolg zu haben. Aber am Abend des Titelgewinns habe ich mir bewusst mit den engsten Mitarbeitern ein ruhiges Plätzchen gesucht und einen feinen Rotwein getrunken“, sagt Spycher lachend.

Der Erfolg ließ nicht nur die Spieler in den Fokus rücken, sondern auch Trainer Hütter, den es 2018 zu Eintracht Frankfurt zog – ein harter Einschnitt für Bern. Doch der Klub, so schien es, war auf diesen Verlust vorbereitet und verpflichtete in Gerardo Seoane einen Coach, der den Spielern wiederum seine eigene Handschrift vermittelte, aber auch die Gesamtphilosophie des Klubs weiterführte. Auch diese Entscheidung sollte von Erfolg gekrönt sein. Spycher ist davon überzeugt, „dass ein Verein eine klare Spielidee haben sollte, die unabhängig davon, welcher Trainer an der Seitenlinie steht, umgesetzt werden muss. Gleichzeitig sollte dem Trainer aber die Flexibilität und Freiheit gewährt werden, seine eigenen Ideen einzubringen.“

Mit Seoane an der Seitenlinie war der Fußball in Bern erfolgreich und der erstmalige Einzug in die Gruppenphase der Champions League über die Qualifikationsrunde gleich zu Beginn seiner Amtszeit war ein erstes Anzeichen, wo die Reise hingehen könnte. Letztlich sollten drei Meistertitel und ein Pokalsieg herausspringen. „Für Gerardo war der erste Meistertitel extrem wichtig, weil die Fußstapfen, die Adi hinterlassen hatte, groß waren. Hinter jedem Titel steckt extrem viel Arbeit mit Geschichten, die große Bedeutung gehabt haben. Auch, wenn mich die Abgänge damals geschmerzt haben, würde ich heute sagen, dass wir mit Adi und Gerardo zwar zwei Trainer gehen lassen mussten, aber aufgrund unserer Erfolge und der engen Zusammenarbeit zwei Freunde gewonnen haben“, sagt Spycher, der auch 2021 einen neuen Trainer finden musste, nachdem Seoane das Sprungbrett Bern – wie Hütter – für einen Wechsel in die Bundesliga und zu Bayer 04 Leverkusen nutzte.

Spycher: BSC Young Boys will „Spieler auf ihrem Weg begleiten“

Dass nicht immer alles glatt läuft, merkte Spycher nach der Verpflichtung von David Wagner als Seoanes Nachfolger. Der gebürtige Frankfurter hatte in 40 Spielen zwar einen Schnitt von 1,73 Punkten pro Partie vorzuweisen und auch unter ihm gelang die Qualifikation zur „Königsklasse“, doch als sich die Wege im März 2022 trennten, betrug der Abstand auf den damaligen Tabellenführer und späteren Meister FC Zürich 15 Punkte. „David Wagner hat sehr viele Qualitäten. Aber in der damaligen Konstellation hat es leider nicht geklappt“, konstatiert Spycher. Nichtsdestotrotz sind die richtige Trainer- und Spielerwahlm, Vertragsverlängerungen und spätere Verkäufe von Leistungsträgern mit hohen Ablösen Gründe, wieso sich Spycher großen Respekt als YB-Manager erarbeitete und beispielsweise mit Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht wurde.

Für seine Arbeit in Bern erhielt er den Beinamen „Mastermind“. Eine Bezeichnung, die er neutral sieht: „In meiner aktiven Karriere habe ich gelernt, dass sich deine Darstellung in der Öffentlichkeit von Woche zu Woche ändern kann. In der einen Woche bist du der Größte und in der darauffolgenden Woche bist du ein Versager. Natürlich wünscht man sich als Mensch Anerkennung und Lob, aber ich kann die öffentliche Wahrnehmung gut einschätzen. Wichtiger ist es mir, was meine Familie, meine Freunde und meine Mitarbeiter über mich denken. Sie wissen, was es braucht, um im Team erfolgreich sein zu können.“

Ein Beispiel für Spychers Arbeit ist Djibril Sow, den es 2019 für 10 Millionen Euro Ablöse nach Frankfurt zog und der so zu einem der teuersten Verkäufe der Vereinsgeschichte avancierte. „Er hätte nach dem ersten Jahr in Bern in eine Top-Liga gehen können. Wir haben ihm offen gesagt, welche Vereine welches Angebot für ihn hinterlegt haben. Wir haben ihm aber auch ganz neutral und ohne Emotionen erklärt, warum es besser wäre, noch ein Jahr bei YB zu bleiben. Er ist geblieben und dieses Jahr mehr hat ihm extrem gutgetan, denn nicht umsonst gehört er bei Eintracht Frankfurt zu den absoluten Leistungsträgern. Sow ist ein Paradebeispiel für den Weg, den wir gehen wollen.“

Spycher sieht den BSC Young Boys als Verein, „der Spieler für sich gewinnen will, die hungrig, ehrgeizig sind und den Willen haben, für ihre Ziele zu kämpfen und sich unbedingt weiterentwickeln wollen. Gleichzeitig wollen wir die Spieler auf ihrem Weg begleiten. YB wird in der Regel nicht die letzte Station in ihrer Karriere sein. Deshalb haben wir den Anspruch, mit den Talenten zusammen ihre Leistungsgrenzen so zu verschieben, dass sie den Sprung in eine Top-5-Liga schaffen. Das Wichtigste ist dabei ein offener Dialog mit den Spielern.“

Dass das Leben als Sportchef auch seine Schattenseiten hat, weiß Spycher genau, werden doch auch bei ihm mit den Jahren die Abnutzungsspuren immer größer. Der Rücktritt Max Eberls bei Borussia Mönchengladbach im Januar 2022 war auch für Spycher ein Warnsignal. Zum ersten Mal machte er sich bewusst Gedanken über seine eigene Gesundheit – insbesondere die mentale. „Wenn du in einer verantwortlichen Position tätig bist, ist der Druck, der auf dir lastet, sehr groß. Wichtig ist dabei, zu akzeptieren, dass Kritik Teil dieses Geschäfts ist, du diese Kritik aber neutral sehen musst. Ich versuche mir immer ein differenziertes Bild zu machen, egal ob in einer erfolgreichen oder in einer nicht erfolgreichen Phase“, sagt der 44-Jährige, der im vergangenen Sommer die Rolle des Sportdirektors an den ehemaligen YB-Kapitän Steve von Bergen übertrug und selbst zum Sportvorstand aufstieg.

Spychers Aufstieg zum BSCYB-Sportvorstand: „Nötig, die Strukturen anzupassen“

„Die Rolle als Sportdirektor abzugeben, habe ich bewusst getroffen. In meiner Denkweise steht immer der Klub an erster Stelle. Ich habe mich gefragt, wo steht der Verein jetzt, wo könnte er in drei oder fünf Jahren stehen und was bedarf es, damit wir auch in den nächsten Jahren erfolgreich sind. Arbeitsvolumen und Intensität werden immer größer. Es war unbedingt nötig, die Strukturen anzupassen, damit wir die Mitarbeitenden in den leitenden Funktionen nicht auspressen. Mit Steve konnten wir eine YB-Identifikationsfigur für diese Position gewinnen, der seine eigenen Ideen mit einbringt und seinen Job hervorragend macht“, betont Spycher, der zusätzlich den langjährigen Bundesliga-Profi Raphael Wicky als neuen Cheftrainer holte.

Für das Jahr 2023 sind die Ziele klar: YB will sich zum 125-jährigen Bestehen am 14. März am liebsten doppelt beschenken – in Form von Meistertitel und Pokalsieg. Die Voraussetzungen stehen dafür nicht schlecht, in der Liga hat Bern zehn Punkte Vorsprung auf das zweitplatzierte Lugano und auch im Schweizer Pokal sind die Gelb-Schwarzen weiterhin vertreten.

Bleibt abschließend die Frage, ob die Entscheidung, zum Sportvorstand aufzurücken, darauf hindeutet, dass Spycher in der Karriereleiter weiter nach oben klettern möchte und den Verein in naher Zukunft verlassen könnte? Seine Antwort: „Mein Vertrag läuft bis ins Jahr 2025, bis dahin bleibe ich dem Verein sicher erhalten, weil ich zu meiner Unterschrift und meinem Wort stehe. Was ich danach mache, wird man sehen. Ich habe aber aufgehört, mir einen konkreten Karriereplan zu setzen oder Ziele zu definieren. Vielmehr genieße ich die Gegenwart und freue mich auf die Zukunft.“


https://www.transfermarkt.de/spycher-yo ... ews/417695

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
 
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 262 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27  Nächste

Foren-Übersicht » www.ybfans.ch » Spielerkabine


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 14 Gäste

 
 

 
Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de