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 Beitrag Verfasst: Dienstag 4. Juni 2013, 12:24 
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Der fleissige Familienmensch

Obwohl er kein begnadeter Fussballer war, hat es Uli Forte als Trainer dank grossem Willen an die Spitze gebracht. Der neue YB-Coach ist stolz auf seine Herkunft aus dem Arbeitermilieu und pflegt die Beziehung zu seinen Eltern.

Als Bub in Brüttisellen riefen ihn die Lehrer und Schulkameraden «Ueli», bis er darauf drängte, «Uli» genannt zu werden. Daran soll sich auch nichts ändern, wenn Uli Forte künftig seine Arbeit als Trainer der Young Boys macht. «Ich weiss, dass mein Vorname im Kanton Bern mit Ueli dem Knecht und Ueli dem Pächter in Verbindung gebracht wird», sagt Forte am Sonntag ins Mikrofon eines Lokalradios, «doch ich orientiere mich eher an Uli Hoeness, und deshalb ist es mir recht, wenn ich der Uli bleibe.»

Wie beim allmächtigen Präsidenten von Bayern München, der mit seiner Steueraffäre viele Leute vor den Kopf gestossen hat, scheiden sich nach dem abrupten Abgang als Trainer der Grasshoppers auch an Uli Forte die Geister. Für die einen ist er ein Realist, der in einem harten Business, das gegenüber Trainern wenig Gnade kennt, seine Chance wahrnimmt. Die anderen nennen ihn einen Opportunisten, der sich wegen des höheren Lohns und der besseren Perspektiven für den Wechsel zu YB entschieden hat. «Dabei war die Geldfrage der letzte Punkt, über den wir verhandelten», beteuert Forte, dessen Vertrag ihm nun 500'000 Franken im Jahr garantiert.

Dass ihn die verärgerten GC-Fans beim letzten Saisonspiel auf Transparenten als «charakterlosen Lumpen» beschimpften, muss Forte besonders getroffen haben. Der 39-Jährige sieht sich als ehrliche Haut und ist stolz auf seine Herkunft aus dem Arbeitermilieu, «deshalb bin ich heute so, wie ich bin», sagte er einmal im Gespräch mit der NZZ. Er pflegt den Kontakt zu den alten Freunden, die Beziehung zu der Familie ist eng. Am Abend vor jedem Spiel trifft er sich mit den Eltern zum Essen. Engste Bezugsperson ist der jüngere Bruder, mit ihm fliegt der Junggeselle jeweils in die Ferien.

Der Schock der Entlassung

Fortes Biografie kann als Beispiel dafür dienen, wie es jemand mit grossem Willen und viel Fleiss an die Spitze seines Metiers schaffen kann. Mit ein wenig Erspartem kamen die Eltern Anfang der 1970er-Jahre aus Salerna in Süditalien in die Schweiz. Ihren Erstgeborenen benannten sie aus Dankbarkeit nach dem Bauern, bei dem der Vater nach der Ankunft im Kanton Zürich seine erste Stelle gefunden hatte. Der Bauer hiess Ulrich.

Der Vater war streng und passte gut auf, dass die Söhne die Schule nicht vernachlässigten. Wenn Uli Fortes Noten nicht stimmten, durfte er nicht ins Training. Vielleicht ist es auch deshalb nichts geworden mit der grossen Karriere als Fussballer, vielleicht war aber einfach auch das Talent nicht gross genug. Als Verteidiger beim FC Brüttisellen, bei Red Star Zürich und beim SC Kriens bewegte er sich von 1991 bis 2002 zwischen der 1.Liga und der Nationalliga B. Bei Red Star begann er anschliessend seine Laufbahn als Trainer. Das Wirtschaftsstudium, das er parallel dazu angefangen hatte, brach Forte nach einigen Jahren ab. Zu erfolgreich war er als Coach.

Für den jungen Trainer ging es in dieser Zeit nur aufwärts, beim FC Wil erhielt er seinen ersten Posten als Proficoach, 2008 lockte der grössere und reichere Nachbar aus St.Gallen, und der Mann mit den glänzenden schwarzen Haaren und der charakteristischen Lücke zwischen den Frontzähnen enttäuschte die Erwartungen nicht. St.Gallen gelang die angestrebte sofortige Rückkehr in die Super League. Jubel, Trubel, Heiterkeit in der Ostschweiz und Forte mittendrin.

Doch irgendwann blieben die Resultate aus, Fortes harte Hand hatte die Mannschaft ausgepresst, seine Fähigkeiten als Motivator hatte sich abgenutzt. Die Entlassung am 1.März 2011 nach exakt 1000 Tagen im Amt war ein Schock für Forte. Noch schlimmer für ihn war aber, dass Jobangebote 13 Monate lang ausblieben, ehe sich die Grasshoppers an ihn erinnerten. «Man geht joggen, liest die Zeitungen, macht etwas Krafttraining, und dann hat man immer noch den halben Tag vor sich», blickt Forte auf seine Arbeitslosigkeit zurück.

Erfolgreicher Kommunikator

Er bildete sich in dieser Zeit aber auch weiter und lernte dazu. Er sei heute weniger unerbittlich mit den Spielern, stattdessen schenke er ihnen mehr Vertrauen, sagt er. Und er gibt an, mittlerweile sechs Sprachen zu beherrschen. Forte legt grossen Wert auf Kommunikation. Bei der Vorstellung im Stade de Suisse am Sonntag redete er bei seiner ersten Wortmeldung 14 Minuten und 18 Sekunden. Am Stück. Punkt für Punkt legte er dar, wie der Transfer zu YB abgelaufen war. Plötzlich erschienen den Anwesenden die Gründe für den Wechsel vom Tabellenzweiten zum Siebten plausibel. Forte ist klug und smart, er weiss, wie wichtig es in seiner Funktion ist, verstanden zu werden. Ab dem 17. Juni werden ihm die YB-Spieler zuhören. Rasch wird sich zeigen, wie gut sie ihren neuen Chef verstehen.

Zur Person

Uli Forte wurde am 30. April 1974 in Zürich geboren und wuchs als Sohn italienischer Einwanderer in Brüttisellen auf. Bis heute hat er die italienische Staatsbürgerschaft. Nach der Sekundarschule wechselte er auf das Gymnasium und studierte dann zwischen 2002 und 2006 Wirtschaft an der Universität Zürich.

Als Spieler kam er für Brüttisellen, Red Star Zürich und Kriens in der 1.Liga und in der Nationalliga B zum Einsatz. Seine Trainerkarriere begann Forte 2002 bei den Red Stars. Mit dem Quartierverein stieg er in die 1.Liga auf. 2006 wurde er beim FC Wil Profitrainer und erreichte überraschend den Halbfinal des Schweizer Cups. Zwei Jahre später holte ihn der FC St.Gallen, und Forte realisierte den Aufstieg in die Super League. Ein Jahr nach der Entlassung in St.Gallen übernahm er im Frühjahr 2012 GC und führte die Zürcher in dieser Saison zum Cupsieg und auf Platz 2. In 36 Meisterschaftsspielen holte er dabei im Schnitt 1,92 Punkte. Fortes Bilanz als Trainer und seine Stationen als Spieler, Bilder und Medienberichte lassen sich auf der akribisch geführten Website nachlesen. Die Site vermerkt auch bereits detailliert den Wechsel zu YB.


http://www.bernerzeitung.ch/sport/fussb ... y/27503387

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 Beitrag Verfasst: Dienstag 4. Juni 2013, 12:32 
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Der GC-Sportchef Dragan Rapic dämpft nach dem Absprung des Trainers die Emotionen

«Wir müssen pragmatisch bleiben»

Herr Rapic, am Samstag wurde bekannt, dass der GC-Trainer Uli Forte zu YB wechselt. Am Sonntag sass er schon im Stade de Suisse auf dem Podium. Wie tief geht der Trennungsschmerz?

Dragan Rapic: Trennungsschmerz? Ich weiss nicht. Die Enttäuschung ist gross. Aber das ist Teil des Geschäfts. Schade ist, dass wir uns so trennen.

Die Wogen gingen ziemlich hoch. Sehen Sie das so nüchtern?

Wir müssen nüchtern und pragmatisch bleiben, obschon man in meiner Funktion eine gewisse Nähe und Beziehung zum Trainer aufbaut. Aber noch mehr Emotionen führen zu nichts.

Uli Forte sprach am Sonntag in Bern über 10 Minuten lang über seinen Werdegang. Er fühlte sich bei GC am Ende zu wenig wertgeschätzt.

Das kann man uns nicht vorwerfen. Wir tauschten uns täglich aus. Wir gingen so weit wie möglich auf seine Wünsche und Forderungen ein. Das sind Zeichen der Wertschätzung.

Haben Sie auch ein wenig Verständnis für die Haltung Fortes?

Nein. Für die Haltung habe ich kein Verständnis.

Forte sprach vom 0:0 gegen Luzern im März. Danach soll in gewissen Zonen im Stadion der Teufel los gewesen sein. Die Ansprüche bei GC seien «sehr, sehr, sehr» hoch – die Finanzen aber noch lange nicht.

Das ist seine Wahrnehmung, da müssen Sie ihn fragen. Wir bewegen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten, auch finanziell.

Schwelgen im GC-Umfeld nach der guten Saison wieder zu viele Personen in den glorreichen alten Zeiten?

Wir wollen nicht die gleichen Fehler machen, die mehrmals gemacht worden sind. Wir wollen nicht blindlings einer Euphorie verfallen, die Folgen hat.

Wäre in der Saison 2011/12 Xamax nicht explodiert, wäre GC abgestiegen. Nur ein Jahr später ist vieles anders. GC ist weit oben, und Forte präsentiert sich in Bern als Star. Sind Sie überrascht, wie schnell die Dynamik drehen kann?

An unserem Spielraum darf sich nicht viel ändern. Wir haben nicht plötzlich andere Voraussetzungen. Vielleicht bin ich zu pragmatisch. Die Qualifikation zur Champions League ist eine riesige Chance, aber keine Garantie. Es wäre fatal, würden wir uns auf so etwas ausrichten.

Ein Fehler Fortes war, dass er noch am Freitag als GC-Trainer feurige GC-Interviews gab. Welche Fehler hat die GC-Vereinsleitung gemacht?

Im Moment sehe ich keine. Wir haben ihm empfohlen, die Interviews nicht zu machen. Er hat sich für einen anderen Weg entschieden.

GC hätte intensiver mit Forte sprechen und ihn mehr hätscheln können.

Wir führten vor dem Cup-Final ein Gespräch mit ihm. Wir schnitten das Thema Vertrag an. Er sagte, dass der Vertrag für ihn im Moment kein Thema sei. Damals waren für ihn andere Dinge wichtiger. Über die formalen Sachen hinaus waren wir tagtäglich im Austausch, was sicher auch ein Teil des Erfolgs war.

Einige Leute sagen, dass GC die Lage unterschätzt habe. Der erfahrene YB-Sportchef Fredy Bickel habe der unerfahrenen GC-Führung kurzum den Trainer ausgespannt.

Das sehe ich nicht so.

Kann der Abgang Fortes auch eine Chance für GC sein?

Wir wünschten uns dieses Szenario nicht. Aber es ist durchaus auch als Chance zu sehen.

Wann wird der Nachfolger bestimmt?

So schnell wie möglich, weil die Vorbereitung auf die neue Saison bereits am 17. Juni beginnt. Klar ist, dass der neue Trainer zum GC-Projekt passen muss, das wir vor einem Jahr gestartet haben.


http://www.nzz.ch/aktuell/sport/fussbal ... 1.18092512

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 Beitrag Verfasst: Dienstag 4. Juni 2013, 19:58 
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das anze hickhack um diesen transfer hätte nun wircklich wenn man auf beiden seiten mit offenen karten gespielt hätte. auf dre einen seite schade gab es am wochenende soviele nebengeräusche um diesen wechsel, auf der anderen seite ging der vierte meistertitel infolge des fcb ziemlich unter dabei. :grin1:


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 Beitrag Verfasst: Mittwoch 5. Juni 2013, 18:23 
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 Beitrag Verfasst: Donnerstag 6. Juni 2013, 18:52 
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Fussball und andere Randsportarten

Von Klubtreue und Wertschätzung

Pedro Lenz über den Wechsel von GC-Trainer Uli Forte zu YB

Pedro Lenz

Jetzt ist es schon wieder passiert: Ein Angestellter im Arbeitsfeld des hiesigen Berufsfussballs wurde aus einem laufenden Vertrag herausgekauft. Für Laien sei kurz erklärt, wie das geht: Ein Fussballer oder Fussballtrainer hat einen Arbeitsvertrag mit einer bestimmten Laufzeit. Will ein anderer Verein diesen Trainer oder Spieler verpflichten, muss er sich mit dem Verein, bei dem dieser unter Vertrag steht, einigen. Einigen heisst in der Regel bezahlen.

Kommt keine Einigung zustande, bleibt alles beim Alten. Kommt aber eine Einigung zustande, wechselt der betreffende Spieler oder Trainer den Verein.

Das könnte eigentlich ganz einfach sein. Und wie erwähnt, es ist eben wieder passiert, diesmal mit Uli Forte, dem Trainer der Zürcher Grasshoppers, der für die kommende Saison zu den Berner Young Boys wechselt. Warum es aber trotzdem nicht ganz so einfach ist, zeigt ein flüchtiger Blick auf die Onlinekommentare einschlägiger Sportredaktionen: Uli Forte, der Mann, der auf vollkommen legale Weise seinen Arbeitgeber gewechselt hat, wird teilweise sehr aggressiv beschimpft. Die Grasshopers-Fans nehmen ihm übel, dass er zu einem andern Klub wechselt, bei dem er offenbar mehr verdienen kann.

Das Missverständnis, das hier vorliegt, ist gerade im Fussballmilieu sehr verbreitet. Es ist das Missverständnis derer, die vorschnell von sich auf andere schliessen. Normalerweise verhält es sich nämlich so, dass ein Fussballfan sein ganzes Leben lang Fan des gleichen Vereins bleibt. Und auch wenn sehr viele dieser lebenslangen Fans die Spiele nur dann besuchen, wenn es für ihren Verein gut läuft, beharren sie doch darauf, dass ein Fussballfan in seinem Erdendasein alles wechseln dürfe, nur nicht den Lieblingsklub. Das ist ein ungeschriebenes und gleichzeitig unumstössliches Gesetz in Fankreisen.

Von diesem allseits bekannten Gesetz nehmen manche Fans nun an, es lasse sich unverändert auch auf die Spieler und Trainer übertragen. Die Spieler und die Trainer sind aber keine Fans. Sie gehen nicht ins Stadion, um mit ihren Klubfarben mitzufiebern, nein, sie gehen auf den Platz, um ihre Arbeit zu verrichten.

Normalerweise ist es so, dass ein Trainer so lange bei einem Verein bleibt, bis er entlassen wird. In selteneren Fällen geht er von selbst. Das war immer so, seit es diesen Beruf gibt. Es ist auch nicht so furchtbar schwierig zu verstehen. Trotzdem scheint dieses einfache Muster noch nicht bis zu allen Fans durchgedrungen zu sein. Sie reden von Verrat, Charakterlosigkeit und weit schlimmeren Dingen, wenn derjenige, dem sie eben noch zugejubelt haben, ein paar Wochen später beim Gegner angestellt ist.

Das Problem ist nur zu lösen, indem die Fans versuchen, ihre lebenslange Liebe zum Klub allein auf das Leibchen und nicht auf die Menschen, die es tragen, zu beziehen. Der Verein ist nämlich immer grösser als einzelne seiner Mitglieder. Ein Fussballklub hat normalerweise eine über hundertjährige Geschichte, während ein Spieler meist nur ein paar Monate oder Jahre dieser Geschichte mitschreibt. Natürlich wäre es schön, wenn die Lieblinge der Fans genauso fest an den Klubfarben hängen würden wie diejenigen, die sie unterstützen. Aber die Welt des Profifussballs ist nicht so. Und solange wir das nicht einsehen, verhalten wir uns wie die Kinder, die sich die Hände vor die Augen halten und meinen, wenn sie nichts mehr sehen, seien sie für alle andern unsichtbar.

Uli Forte hat erklärt, er habe den Verein gewechselt, weil er bei YB mehr Wertschätzung spüre als bei seinem früheren Arbeitgeber. Manche Fans werfen ihm vor, es gehe ihm überhaupt nicht um Wertschätzung, sondern um Geld. Das muss kein Widerspruch sein. Meine persönliche Berufserfahrung hat mich jedenfalls gelehrt, dass Geld durchaus eine Art von Wertschätzung sein kann.

Pedro Lenz ist Schriftsteller und lebt in Olten. Als Kolumnist hat er schon den einen oder anderen «Vereinswechsel» hinter sich, als Fussballfan bleibt er dem BSC Young Boys treu.

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 Betreff des Beitrags: Re: (Trainer) - Uli Forte
 Beitrag Verfasst: Freitag 21. Juni 2013, 11:47 
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20.06.2013

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«Ein Trainer muss bei der Arbeit ein Freak sein»

Uli Forte arbeitet seit Montag als Trainer der Young Boys. Im Interview spricht er über seinen Wechsel von GC zu YB, über Torhüter Roman Bürki und Trainervorbilder – und er erklärt, warum er gar keine Zeit für eine Freundin hat.

Uli Forte, wie fühlt sich eigentlich ein Zürcher in Bern?
Uli Forte: Ich bin zwar erst wenige Tage in Bern und kenne die Stadt nicht gut. Aber mir sind Freundlichkeit und Herzlichkeit der Leute aufgefallen. In Zürich sind viele distanzierter. Hier wünschen mir die Menschen Glück und einen Titel mit YB.

Daran erkennen Sie die hohen Erwartungen an Sie.
Ja, klar, YB ist ein Traditionsverein, der seine Ziele in den letzten Jahren nicht erreichte. Das wollen und müssen wir ändern. Doch das geht nur Schritt für Schritt.

Es kann mit YB nach Rang 7 kaum schlechter werden. Zudem spielen die Young Boys erstmals seit über 10 Jahren nicht im Europacup. Wie wichtig ist das?
Es wäre schön gewesen, im Europacup dabei zu sein. Doch es ist tatsächlich ein Vorteil für meine Arbeit, fällt die anstrengende Zusatzbelastung weg. Aber selbst wenn es nur besser werden kann, heisst das nicht, dass ich nicht unter Druck stehe. Wir möchten etwas Nachhaltiges aufbauen, und ein guter Start würde helfen, in Ruhe arbeiten zu können.

Sie haben einen Dreijahresvertrag unterschreiben dürfen. Solche Wertschätzung, kritisierten Sie, habe Ihnen bei GC gefehlt.
Das ist ein sensationelles Bekenntnis der Young Boys zu mir. Mir ist klar, dass ich im Herbst nicht mehr YB-Trainer bin, wenn wir bis dahin jeden Match verlieren. Aber dieser Vertrag zeigt, dass der Verein voll auf mich setzt.

Ihr Abgang bei GC war umstritten. Würden Sie im Nachhinein gerne etwas anders machen?
(überlegt lange) Ja, ich glaube. Eigentlich habe ich mich richtig verhalten und die GC-Leute informiert. Juristisch gesehen war sowieso alles korrekt, es gab nun mal diese Ausstiegsklausel in meinem Vertrag. Und GC kam auch nach dem Cupsieg nicht auf mich zu, um zu verlängern.

Aber?
Ich hätte in den Tagen vor dem Wechsel zu YB der «NZZ» und dem «Tages-Anzeiger» keine Interviews mehr geben dürfen.

Darin bekannten Sie sich unter anderem zu GC und erklärten, Sie seien der Hirte, der die Schafe zusammenhalten müsse...
und dann bin ich es, der weggeht. Das war unglücklich. Wie gesagt, ich hätte die Interviews absagen sollen, das war eigentlich auch meine Idee gewesen. Die Angelegenheit aber entwickelte sich sehr schnell, alle Beteiligten wurden überrascht.

Bei den Grasshoppers hätten Sie die Qualifikation zur Champions League bestreiten, aber vermutlich nicht mehr so grosse Erfolge wie letzte Saison feiern können.
Wir haben am oberen Limit gespielt. Wir pushten uns zu Höchstleistungen. Tag für Tag. Spiel für Spiel. Das muss auch der Anspruch bei YB sein.

Wenn Sie die Kader der zwei Mannschaften vergleichen...
...muss sich YB nicht verstecken, im Gegenteil, aber allein mit guten Einzelspielern hat man noch keine Partie gewonnen. Entscheidend sind die Mentalität der Fussballer, die Persönlichkeit und der Siegeswille. Zudem muss man eine Achse im Team haben, auf die sich die anderen verlassen können. Ich habe die GC-Akteure ja nicht alle so viel besser gemacht. An den starken Zentrumsspielern konnten sich die anderen orientieren.

Im letzten Sommer wäre GC ohne den Xamax-Konkurs und den 36-Punkte-Abzug gegen Sion eigentlich abgestiegen...
... und die meisten Spieler, gerade die jungen, waren damals schon dabei. Dann holten wir vor der letzten Saison die Innenverteidiger Stéphane Grichting und Milan Vilotic sowie Veroljub Salatic fürs defensive Mittelfeld. Diese drei Routiniers waren zusammen mit dem starken Goalie Roman Bürki die Säulen. Ein erfolgreiches Team baut man immer von hinten nach vorne auf. Deshalb ist der Zuzug von Abwehrspieler Steve von Bergen enorm wichtig für uns.

Sie erklärten vor wenigen Wochen, Roman Bürki sei der klar beste Goalie der Liga. Ist das immer noch Ihre Meinung?
Er war in der letzten Saison der beste Torhüter der Super League, da gibt es für mich keine zwei Meinungen. Er hat mit teilweise sensationellen Leistungen überzeugt. Bürki ist ein echter Leader und eine sehr positive Figur.

Sind Sie also sehr enttäuscht, wurde Bürki in diesem Frühling von YB an GC verkauft?
Für GC war das ein sehr guter Transfer. Aber die Young Boys haben mit Marco Wölfli bereits einen starken Torhüter, der als Captain eine wichtige Rolle spielt. Sie mussten sich entscheiden. Und ich bin sicher, Wölfli kann besser spielen als letzte Saison. Das gilt fast für alle YB-Spieler.

Wird Wölfli Captain bleiben? Oder ist von Bergen eine Option?
Wir werden schauen, was die beste Lösung ist. Ich hatte selten einen Goalie als Captain. Das heisst nicht, dass Wölfli diese Rolle nicht sehr gut ausfüllen kann.

Sie erwähnten die Mentalität als Schlüssel zum Erfolg. Das YB-Kader war schlecht zusammengestellt. Es fehlte etwa an Leaderfiguren. Wen sehen Sie neben Christoph Spycher, Wölfli und von Bergen als Führungskräfte?
Das wird man sehen. Ich bin erst wenige Tage hier. Fussballer können in solche Rollen hineinwachsen. Und wir können mit Transfers für Belebung sorgen. Wir haben mit Fredy Bickel einen ausgezeichneten Sportchef und eine sehr gute Scoutingabteilung unter Stéphane Chapuisat. Die Strukturen bei YB sind grossartig. Wir werden ein konkurrenzfähiges, hungriges Team haben, wenn die Saison Mitte Juli losgeht.

Nach der Verpflichtung von Abwehrchef Steve von Bergen fehlt noch ein Nachfolger von Alexander Farnerud im Mittelfeld. Wissen Sie, ob Sie wie bei GC auf ein 4-2-3-1-System setzen werden?
Davon ist auszugehen. YB hat die Spieler dazu, fast jede Position ist stark und doppelt besetzt. Und mehrere Akteure besitzen ja grosses Steigerungspotenzial.

Denken Sie dabei an Spielmacher Moreno Costanzo und Flügelspieler Gonzalo Zarate, die mit Ihrer Klasse deutlich prägender auftreten sollten als zuletzt?
Nicht nur, aber sicher auch. Beide sind vielseitig einsetzbar und benötigen totales Vertrauen. Das ist bei aussergewöhnlichen Fussballern oft so. Wir werden, davon bin ich überzeugt, viel Freude an Costanzo und Zarate haben.

Und wo planen Sie Spycher ein?
Er ist ein sehr erfahrener Fussballer, der viele Jahre sowohl als Linksverteidiger als auch im defensiven Mittelfeld auf hohem Niveau überzeugt hat. Ich bin froh, derart polyvalente Spieler zu haben. Ich werde herausfinden, wer wo am besten aufgehoben ist. Der Konkurrenzkampf ist riesig, das passt mir als Trainer.

Wie würden Sie sich generell als Fussballlehrer beschreiben?
Ich bin ein Workaholic. Ich lebe 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche für meinen Job. Als Trainer trägt man grosse Verantwortung, ich will ein Vorbild sein. Und ich habe mich sicher ziemlich entwickelt, seit ich 2002 mit knapp 28 Jahren als Spielertrainer beim FC Red Star in der 2.Liga Interregional meine Karriere als Coach begann.

Inwiefern?
Ich bin viel ruhiger geworden, gelassener auch und souveräner. Man muss nicht in einem Tag die Welt verändern wollen. Früher war ich zu ungeduldig und wollte mit dem Kopf durch die Wand. Heute gehe ich bewusster vor.

Von welchen Trainern haben Sie sich inspirieren lassen?
Da kommen mir drei in den Sinn. Erstens Lucien Favre, den ich oft sah, als ich Trainer bei Red Star war, weil Favre mit dem FC Zürich auf derselben Anlage trainierte. Er ist ein sensationeller Taktiker, der die Mannschaft spürt. Und als ich nach meiner Entlassung in St.Gallen bei verschiedenen Trainern hospitierte, durfte ich natürlich viel lernen.

Von wem?
Mir war es wichtig, auch aus anderen Sportarten Ideen mitzunehmen. Der Besuch bei Eishockeytrainer Arno Del Curto in Davos war enorm spannend. Del Curto ist sehr charismatisch und führt sein Team, wie ich es mir vorstelle. Ein Trainer muss während der Arbeit ein Freak sein und danach ein Freund.

Und welches waren die zwei anderen Fussballtrainer neben Favre, die Sie beeindruckten?
Zum einen ist das Walter Mazzarri, der ja jetzt zu Inter Mailand wechselt. Ihn besuchte ich in Neapel. Seine Ruhe, Aura und Souveränität waren beispiellos. Er liess seine Assistenten fast das gesamte Training leiten. Er selber stand gemütlich am Rand, rauchte tatsächlich Zigaretten und beobachtete und beobachtete und beobachtete. Dann griff er ein, wenn ihm etwas nicht passte. Und seine Taktikinstruktionen waren sensationell. Zudem war ich von Jürgen Klopp begeistert.

Was zeichnet den Dortmund-Trainer aus?
Er ist ein Killer auf dem Platz. Das meine ich positiv, weil er die Spieler bedingungslos jagt. Und er ist ein Kumpel nach dem Training. Klopp treibt seine Spieler mit grenzenloser Leidenschaft und harter Hand an, immer weiter, schneller, höher. Aber neben dem Rasen ist er ihr Freund und legt den Arm um ihre Schulter, wenn es sein muss. Er beschützt sie, er liebt sie. Und alles lief sehr authentisch ab. Man darf als Trainer kein Schauspieler sein, das merken die Spieler sofort.

Sieht Ihr Karriereplan, in dem es bis jetzt immer einen Schritt nach oben ging, eigentlich bald schon ein Engagement in der Serie A oder in der Bundesliga vor?
(lacht) Ich habe doch keinen Karriereplan, wonach ich 2017 in Deutschland Trainer sein will. Das kann man gar nicht haben. Ich denke ans nächste Training und ans nächste Spiel. So habe ich das immer gemacht. Ich durfte immer einen grösseren Verein trainieren, zuerst Red Star, dann Wil, St.Gallen, GC, jetzt YB. Das ist toll. Aber als Trainer weiss ich, dass es bald anders sein kann. Wir werden viel zu schnell geopfert, wenn es einmal nicht läuft.

So gesehen haben Sie zuletzt bei GC einfach einmal die Rollen vertauscht und den Verein düpiert.
So kann man es sehen. Trainer sind oft auch Einzelkämpfer.

Sie können also Leute verstehen, die Ihnen Egoismus vorwerfen?
Ja, und es stört mich nicht. Das Fussballbusiness ist hart, auch ich bin schon arbeitslos gewesen.

Alle Leute, die Sie näher kennen, bezeichnen Sie als einen «absolut Fussballverrückten»...
... stimmt, ich bin ein Maniac...

... der keine Zeit für Hobbys hat...
Doch, ich treibe Sport, gehe joggen, mache Krafttraining oder spiele mit Kollegen Fussball.

Wie steht es ums Privatleben?
Das kommt in der Tat viel zu kurz. Ich würde gerne regelmässig und lange auf Reisen gehen. Aber mehr als zwei Wochen am Stück im Winter oder zuletzt drei Tage mit einem Freund in Mallorca liegen als Trainer nicht drin. Das reicht mir, um den Akku neu zu laden. Ich kann nicht anders. Aber natürlich gibt es Dinge, die ich nicht so erwartet hätte.

Zum Beispiel?
Ich bin als Italiener natürlich ein ausgesprochener Familienmensch und sagte immer, spätestens mit 40 Jahren werde ich eine Familie gegründet haben.

Sie feiern erst in 10 Monaten Ihren 40.Geburtstag.
Aber ich habe ja nicht einmal Zeit für eine Freundin. Ich könnte nie in Ruhe mit ihr in die Stadt gehen oder mal ein paar Tage ins Tessin.

Dann wird es knapp mit dem Familientraum bis Frühling 2014.
(schmunzelt) Ja, das wird es. Aber jetzt bin ich ja mit YB beschäftigt.


Fussball und Familie

Uli Forte wird am 30.April 2014 erst 40 Jahre alt – und arbeitet dennoch bereits seit 11 Jahren als Trainer. Der ehemalige Fussballer (Brüttisellen, Red Star, Kriens in der NLB) begann im Frühjahr 2002 seine Karriere als 28-jähriger Spieler-Trainer bei Red Star Zürich in der 2.Liga Interregional. Er führte den Verein in die 1.Liga und scheiterte dann in den Aufstiegsrunden zur Challenge League stets nur knapp.

2006 zog es Uli Forte zu Wil in die zweitoberste Spielklasse. Er erreichte sofort den Cuphalbfinal – und in der zweiten Saison den 3. Platz. Nur ein Punkte fehlte zur Teilnahme an der Barrage. Ab Sommer 2008 trainierte Forte genau 1000 Tage den FC St.Gallen, wobei er in der ersten Saison in die Super League aufstieg. Am 1.März 2011 wurde der Coach entlassen.

Nach über einem Jahr Arbeitslosigkeit übernahm Forte im April 2012 die Grasshoppers, wo er nach schwachem Start ab letztem Sommer grosse Erfolge feierte. Forte führte GC letzte Saison auf Rang 2 und vor wenigen Wochen zum Cupsieg im Final in Bern gegen Basel (nach Elfmeterschiessen). Am 1.Juni unterschrieb der Sohn italienischer Einwanderer schliesslich einen Dreijahresvertrag bei YB.

Forte ist ein Fussballfreak, der mehrere Sprachen beherrscht. Er ist in Brüttisellen aufgewachsen, hat die Matura abgeschlossen sowie ein Wirtschaftsstudium in Zürich abgebrochen. In den letzten Jahren ass er stets am Freitagabend bei seinen Eltern und mit seinem 6 Jahre jüngeren Bruder, der als Assistenztrainer beim FC Thalwil ein «Trainertalent» sein soll, wie Uli Forte stolz sagt.

Als YB-Trainer wird er sich vermutlich einen anderen Tag aussuchen, um mit seiner Familie in Dietlikon zusammen zu sein. Forte hat in Bern in der Nähe des Bahnhofs eine Wohnung gefunden, war noch nie in der Berner Aare schwimmen und freut sich, Hauptstadt und Leute näher kennen zu lernen.


http://www.bernerzeitung.ch/sport/fussb ... y/26213280

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 Betreff des Beitrags: Re: (Trainer) - Uli Forte
 Beitrag Verfasst: Donnerstag 4. Juli 2013, 10:48 
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«Gute Resultate heilen viele Wunden»

Uli Forte ist der nächste Trainer, der die Berner Young Boys auf die Erfolgsspur zurückführen will. An Selbstvertrauen und Energie fehlt es dem gebürtigen Zürcher mit italienischen Wurzeln nicht.

Uli Forte, haben Sie schon herausgefunden, wieso das teure und nominell gut besetzte Team letzte Saison schwer enttäuscht hat?
Eine schwierige Frage. Ich hatte noch nicht genügend Zeit, um alles herauszufinden. Was sicher ist: Die Mannschaft hat zu viele Tore kassiert, und sie war nicht optimal zusammengesetzt. Deshalb sind wir daran, ihr Gesicht zu verändern.

Eine andere Schwäche ist das Fehlen von schnellen Spielern.
Das sehe ich anders. Afum ist schnell, Steffen und Zárate ebenfalls. Gerndt und Nuzzolo würde ich auch nicht als langsam bezeichnen. Das Problem ist nicht die Geschwindigkeit der Spieler, sondern das Fehlen des schnellen Spiels. Ich sage meinen Spielern immer: ‹Wir müssen den Ball durch die Reihen jagen.›

Ein dritter Schwachpunkt sind die stehenden Bälle. YB hat in der Rückrunde kaum ein Tor erzielt nach einem Corner oder einem Freistoss.
Dort haben wir etliches Verbesserungspotenzial. Bei Standardsituationen ist einerseits die Körpergrösse ein wichtiger Faktor, andererseits die Mentalität. Wer zögert, den Kopf dorthin zu halten, wo es wehtut, der hat weit geringere Chancen, ein Tor zu erzielen, als jemand, der sich furchtlos ins Getümmel stürzt.

Alain Nef, der beste Kopfballspieler, hat von Ihnen keine reelle Chance erhalten.
Das stimmt nicht. Er hatte eine Perspektive – als rechter Aussenverteidiger. Er selber sah sich als Zentrumsspieler, doch dort haben wir mit Steve von Bergen einen neuen, ganz klaren Patron. Um den zweiten Platz kämpfen François Affolter, Dusan Veskovac und Marco Bürki, wobei Bürki auch links hinten spielen kann.

Im zentralen Mittelfeld braucht YB nach dem Abgang von Farnerud Ersatz. Ihr Favorit ist Almen Abdi?
Abdi ist ein hoch interessanter Spieler. Die Frage ist, ob wir ihn bekommen. Er ist zum Trainingsstart zum FC Watford zurückgekehrt.

Wenn Almen Abdi nicht kommt, dürfte Xavier Margairaz Ihr Wunschspieler sein?
Beides sind sehr gute Spieler. Abdi hat vom Alter und von der Physis her leichte Vorteile.

Moreno Costanzo war in St. Gallen einer Ihrer Lieblingsspieler. Ist er gesetzt als Spielmacher?
Moreno muss unbestritten einen weiteren Schritt nach vorne machen. Er kann viel mehr, als er in den letzten zwei Jahren gezeigt hat. Das weiss er auch. Meine Aufgabe ist es, ihm zu helfen, dass er wieder so stark spielt wie in seinen letzten Monaten beim FC St. Gallen.

In Bern konnte Costanzo die hohen Erwartungen bisher selten erfüllen. Der Druck, der auf ihm lastete, schien ihn zuweilen zu erdrücken.
Was ich weiss: Als es Moreno nicht lief, ist er nachdenklich geworden und hat sich immer mehr zurückgezogen. Nun merke ich, dass er sich wieder öffnet. Das ist sehr wichtig.

Seit Jahren heisst es, YB habe keine Führungsspieler. Ihr Vorgänger Martin Rueda sagte, wenn Spycher fehlte, sei sein Team führungslos gewesen. Was sagen Sie dazu?
Mit Steve von Bergen haben wir einen Führungsspieler geholt. Mit diesem Zuzug wird Marco Wölfli automatisch noch stabiler werden und über sich hinauswachsen, davon bin ich überzeugt. Das wiederum wird Spycher helfen. Wohlverstanden: Das ist ein Prozess, der Zeit braucht. Der aber auch bewirkt, dass alle Spieler mehr Sicherheit erlangen. Und mit mehr Selbstvertrauen spielt man besser, das weiss jeder.

Steve von Bergen gilt nicht als Spieler, der besonders extrovertiert ist und in der Kabine grosse Reden hält.
Das ist egal. Er muss auf dem Platz dirigieren und laut werden, nicht in der Kabine. In der Kabine haben wir andere, die Ansagen machen, Christoph Spycher oder Marco Wölfli zum Beispiel.

Haben Sie sich mit Ihren Vorgängern Christian Gross und Martin Rueda über YB ausgetauscht?
Nur smalltalkmässig, obwohl ich beide gut kenne. Martin Rueda habe ich bewusst nicht gefragt, was er über die einzelnen Spieler denkt. Ich möchte generell nicht mit anderen Trainern intensiv über YB reden.

Wieso nicht?
Ich möchte mir selber ein Bild machen von der Mannschaft und mich nicht von aussen beeinflussen lassen. Meiner Meinung nach ist es wichtig, unbelastet an eine solche Aufgabe heranzugehen.

Christian Gross war von Marco Wölfli nicht unbedingt überzeugt. Das hat er in der Öffentlichkeit nie gesagt, geschweige denn vor Journalisten. Aber in seinem engeren Zirkel war das ein Thema. Hat er mit Ihnen über den Goalie gesprochen?
Nein. Weshalb?

Wir denken an seine Absetzung als Captain.
Nein, nein, das hat wirklich nichts damit zu tun. Ich möchte einen Feldspieler als Captain. Während des Trainingslagers in Gstaad habe ich mit Marco Wölfli ein sehr gutes Gespräch geführt, das über zwei Stunden dauerte. Marco sagte mir, er werde Christoph Spycher in allen Belangen unterstützen.

Fussball ist bei Ihnen Tag und Nacht präsent. Ihr Herzensklub ist der FC Salernitana, der mittlerweile in die Serie D abgesunken ist. Was interessiert Sie mehr als Fussballfan: die Serie A oder die Bundesliga?
Die Bundesliga ist bei mir präsenter. Doch am Sonntagabend wird bei mir im TV mit der Sendung «La Domenica Sportiva» auf RAI 2 die Serie A natürlich auch ein grosses Thema.

Und als Lektüre: der «kicker» oder «La Gazzetta dello Sport»?
Der «kicker», weil er fast an allen Kiosken erhältlich ist. Die «Gazzetta» gibt es meistens nur an den Zeitungsständen der grossen Bahnhöfe.

Hielten Sie das immer so?
Nein. Früher zu Hause, da waren die «Gazzetta» und «Tuttosport» die Lektüre meines Vaters, und so habe ich sie auch gelesen.

Zurück zu YB. Alain Nef kehrt zum FCZ zurück. Muss man kurz vor Saisonstart mit weiteren Abgängen von Spielern aus dem engeren Kader rechnen, etwa von Elsad Zverotic, der mit französischen Klubs in Verbindung gebracht wurde?
Ich glaube nicht, dass Zverotic unbedingt weg will. Er will auch mithelfen, dieses Team wieder nach vorne zu bringen. Nein, ich rechne noch mit zwei Zuzügen, aber mit keinen weiteren Abgängen.

Sie wünschen einen weiteren Linksverteidiger?
Fredy Bickel hat mir versprochen, dass wir uns auf dieser Position verstärken, wenn uns Nef verlässt.

Im Angriff steht Ihnen seit Anfang Woche mit Yuya Kubo ein weiterer Akteur zur Verfügung. Ist der junge Japaner eine Verstärkung?
In den ersten Trainings hat Kubo einen guten Eindruck gemacht. Was mich überrascht hat: Er ist ein sehr offener und kommunikativer Typ, der auch schon ein paar Brocken Deutsch spricht.

Gehören die jungen Spieler, die in den Vorbereitungsspielen eingesetzt wurden, alle zum neuen Kader?
Nein, es war zum Vornherein festgelegt, dass sie die Vorbereitung mit uns absolvieren und danach in die U-21 zurückkehren. Hélios Sessolo bleibt bei uns, er ist fix im Kader. Die andern haben jetzt eine Woche Ferien; danach trainieren und spielen sie mit der U-21-Mannschaft. Dort haben sie die Chance, sich mit guten Leistungen für das A-Team aufzudrängen.

Sie haben ein Team übernommen, welches tief im Loch steckt nach zwei schwierigen Saisons. Was können Sie machen, um die Abwärtsspirale zu stoppen?
Ich helfe den Spielern, den Ballast der Vergangenheit abzuwerfen, ihnen Vertrauen zu geben. Und was wir auch dringend brauchen: Resultate. Gute Resultate heilen viele Wunden.


http://www.derbund.ch/sport/fussball/Gu ... y/16272480

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 Betreff des Beitrags: Re: (Trainer) - Uli Forte
 Beitrag Verfasst: Sonntag 7. Juli 2013, 09:04 
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Überschrift für den Auftakt «Mir ist wohler als Guardiola»

Uli Forte sieht die Zukunft bei YB rosig - und beklagt den fehlenden Respekt für die Trainer

BERN Der Bart spriesst im Gesicht von Uli Forte. Sein Barbier sei eben in den Ferien, erklärt er. Bis nächsten Samstag will er wieder glatt rasiert sein: wenn er mit den Young Boys gegen Sion in die Super-League-Saison startet. Forte führte die Grasshoppers im Frühjahr auf den 2. Platz und zum Cupsieg, bevor er sich an mangelnder Wertschätzung der Zürcher störte und sich für den Dreijahresvertrag in Bern entschied.

Bei YB ist er der neue Hoffnungsträger, damit es irgendwann doch noch etwas wird mit dem ersten Meistertitel seit 1986 unter Alexander Mandziara.

Viele Trainer haben sich seither versucht, von Csernai bis Challandes, von Grip bis Gross. Fürs erste Jahr ist Forte aber zufrieden, wenn es für einen Platz im Europacup reicht.

Was sagt Ihnen 1986?

1986? Da holte YB seinen letzten Meistertitel.

Da waren Sie gerade einmal 12 Jahre alt.

12, ja. (überlegt) Was habe ich mit 12 gemacht? Da war ich in der Schule . . .

. . . und trieben bestimmt Ihre Spässe.

Wahrscheinlich schon. Und ich ärgerte meine Eltern, das bestimmt.

Wie?

Indem ich zu spät nach Hause kam. Mein Vater musste mich jeweils vom Schulhausplatz holen.

Wegen der Mädchen oder des Fussballs?

Mädchen? Mädchen? Das war damals noch gar kein Thema. Es war Fussball, nur Fussball.

Worauf liegt jetzt die Betonung: auf damals?

Jetzt ist es schon ein Thema, aber auch nicht wirklich. Ouh, jetzt regnet es aber schön . . .

Netter Versuch, abzulenken.

Nein, nein. (lacht)

Wie viel wissen Sie vom YB 1986?

Von Lars Lunde habe ich noch vage Bilder im Kopf, von seiner fliegenden Mähne. An Robert Prytz mag ich mich erinnern, Jean-Marie Conz . . .

. . . Georges Bregy?

Bregy, ja. Das sind schon Namen.

Und Sie schliefen in YB-Wäsche?

Nein.

Und von GC auch nicht?

Auch nicht. Das war sowieso ein Missverständnis.

Was denn?

Ich wollte in einem Interview nur zum Ausdruck bringen, dass es mein Traum ist, Trainer zu sein, und nicht, dass es der Traum ist, GC-Trainer zu sein. Ich wurde immer gefragt, von wem ich Fan sei: von GC oder vom FC Zürich? Ich bin weder das eine noch das andere, ich bin für Salernitana gewesen. (Seine Eltern stammen aus Salerno, südlich von Neapel.)

Wie gelb-schwarz ist Ihr Herz heute?

Gäub-schwarz, gäub . . . Tönt doch gut, oder? Es gibt einen ganz grossen Unterschied zwischen den Fans und den Angestellten. Wenn Angestellte zu Fans werden, wird es immer gefährlich für einen Verein. Dass alle, die hier angestellt sind, Sympathisanten von YB sind, ist klar. Aber ein Trainer kann nicht Fan sein, er ist ein Angestellter, er wird in der Regel geschasst nach vier Spielen, wenn er alle verloren hat.

Heisst Fan sein für Sie auch blind sein?

Fans sind zum Teil blind in dem Sinn, dass sie in erster und zweiter Linie das Wohl ihres Clubs sehen, aber das ist auch richtig so. Sie sind für einen Verein, davon lebt der Fussball, von dieser Szene. Aber ich bin nicht Fan, ich bin Fussballtrainer.

Was ist YB für Sie?

YB ist mein Arbeitgeber, der mich unbedingt wollte und der mir ein unheimliches Vertrauen entgegenbringt. Punkt.

Von den Brüdern Rihs, denen Stadion und Verein gehören . . .

. . . bin ich ein sehr grosser Sympathisant. Sie machen extrem viel für den Sport, nicht nur im Fussball, sondern auch im Radsport. Solche Leute brauchen wir im Fussball, um zu überleben. Ohne sie geht es nicht.

Warum braucht YB Sie?

Ich hoffe, dass YB mit mir wieder auf den Erfolgsweg zurückfindet. Sonst wäre ich nicht hierhergekommen.

Seit 1986 sind 20 Trainer und Gespanne gescheitert, den Titel zu gewinnen. Wieso soll es mit Ihnen anders sein?

Der Titel ist überhaupt nicht das Thema im Moment.

Aber Sie wissen, dass in Bern davon geträumt wird.

Davon träumen alle Mannschaften, alle Zuschauer, alle Fans, in jeder Stadt. Das ist etwas, was mich beeindruckt hat, als ich mit Fredy Bickel (Sportchef) und Werner Müller (Präsident) Gespräche führte: Da ist nicht von irgendwelchen Titeln geredet worden. Ich habe nicht das Messer am Hals und muss YB in den nächsten zwölf Monaten zur Meisterschaft führen, das wäre auch vermessen. Es geht jetzt
darum, wieder eine solide Basis aufzubauen. Klar ist nur, dass YB wieder ins europäische Geschäft gehört.

Das ist also das Minimum, das Sie erfüllen müssen?

Das verstehe ich auch. YB muss mit seinen Mitteln - schauen Sie sich nur das Stadion an -, YB muss europäisch sein. Punkt. Amen. Jetzt ist es erstmals seit zehn Jahren nicht mehr im Europacup. Allein das zeigt, wie wenig positiv die letzte Saison war.

Kommt Ihnen entgegen, dass Sie Ihre Arbeit auf einem bescheidenen Niveau anfangen können? Ist es Ihnen sogar recht?

Als Trainer ist mir das recht.

Dann fühlen Sie sich wohler als Guardiola in München?

Sehr viel wohler, weil es unglaublich schwierig sein wird, das zu bestätigen, was Jupp Heynckes aufs Parkett legte. Ich sage zwar immer, dass man im Fussball keine Zeit hat, aber hier habe ich wenigstens etwas mehr Zeit, um wieder Erfolg zu haben.

Wieso?

Weil mit meinem Dreijahresvertrag eine gewisse Langfristigkeit verbunden ist.

Welche Art von Trainer hat der Verein verpflichtet?

Einen, der sicher mitreissen kann, der Leute für etwas begeistern kann, der vorausgehen kann.

Sie betonen auch immer Sie seien ein Workaholic.

Es ist langsam müssig, darüber zu reden. Alle Trainer arbeiten enorm viel. Das ist Voraussetzung, um einen erfolgreichen Weg zu beschreiten. Aber das ist nicht nur als Trainer so, sondern auch als Bankdirektor. Man kann nicht das Gefühl haben, mit 8,2 Stunden Arbeit am Tag eine Topbank führen zu können. Man muss mit Haut und Haaren in seinem Geschäft drinstecken, man muss es führen, leiten, spüren.

Im Frühjahr fühlten Sie sich noch wunschlos glücklich bei GC . . .

. . . das wurde so gesagt, ja.

Stimmt es nicht?

Nicht ganz, aber das ist vorbei. Ich bin bei YB, habe das YB-Logo auf der Brust.

Aber wie war es denn bei GC?

Es war so, dass im April Gespräche stattfanden und man sagte, man schaue dann später weiter. Aber später kam es nicht mehr dazu. Ich wechselte. Das ist in etwa die Kurzfassung.

Oder eine sehr kurze Kurzfassung. Jedenfalls waren Sie nicht glücklich, wie Ihre Zeit zu Ende ging.

Ich hätte die Interviews (im «Tages-Anzeiger» und der «Neuen Zürcher Zeitung») nicht mehr geben dürfen, als sich mein Wechsel abzeichnete. Im Nachhinein ist man immer klüger. Alles andere würde ich wieder gleich machen. Es hat bei GC einfach nicht mehr gepasst, was die Gesamtperspektive anging.

Die hätte gepasst, wenn GC Ihnen einen Dreijahresvertrag gegeben hätte.

Nicht unbedingt, zwei Jahre hätten gereicht.

Und der Lohn Ihres Nachfolgers Michael Skibbe ebenfalls.

Ich weiss nicht, was er hat.

Es heisst, 500 000 Franken.

Das wäre auch gut gewesen. Der Lohn ist nicht das erste Thema gewesen, das ist er in meiner ganzen Karriere nie gewesen. Ich kann mich erinnern, als ich bei St. Gallen anfing. Da fragte mich der Verein: «Was willst du verdienen?» Ich sagte: «Das interessiert mich nicht, mich interessiert anderes viel mehr, Strukturen und so.» Der Verein fragte mehrmals nach. Bis ich sagte: «Setzt ein, was ihr wollt.»

Das haben Sie in Bern sicher nicht mehr gesagt.

Nein! Aber Geld ist nicht das Wichtigste. Die Perspektiven, die Strukturen sind es.

Als Sie Ihren Wechsel nach Bern erklärten, redeten Sie viel von der Wertschätzung, die Ihnen bei GC gefehlt habe. Was verstehen Sie darunter? Dass man Ihnen jeden Tag sagt, Sie seien der Grösste und Beste?

Eben nicht. Ich übernahm GC in einer Phase, in der das wenige Trainer getan hätten . . .

. . . ausser all die, die wie Sie arbeitslos gewesen waren . . .

. . . ja gut. Ich kam aus dem Nichts heraus, und darum ist klar, dass man zuerst einmal zeigen muss, was man kann. Zuerst muss man etwas leisten, bevor man etwas verlangen kann. Und mit meinen Spielern und meinem Stab habe ich Leistung gebracht. Nichts passierte, es kam wenig zurück.
Darum dieser Entscheid mit YB.

Sie hätten erwartet, dass GC Ihren Vertrag nach dem Cupsieg anpasst?

GC wusste ja, dass ich diese Ausstiegsklausel hatte. Auch das hätte man anpassen müssen.

Wieso reden Sie so viel von Wertschätzung? Sie hatten ja einen Vertrag, der weiterlief.

Ja, aber es ist ein Unterschied, ob ich aus der Arbeitslosigkeit heraus komme und einen Vertrag
erhalte oder ob ich eine solche Saison hinter mir habe wie jetzt bei GC. Die Ausgangslage ist dann nicht mehr die gleiche.

Und Ihnen reicht dann nicht, wenn Präsident André Dosé permanent Ihre Arbeit lobt?

Wenn ich zwei-, dreimal hintereinander verloren hätte, hätte nicht mehr interessiert, was der Präsident sagt. Dann hätte es nur geheissen: Der hat keinen Erfolg mehr, der muss gehen. Darum symbolisiert sich die Wertschätzung vor allem über den Vertrag. Leider ist das so.

Ihr Lieblingsbeispiel in diesem Zusammenhang ist David Moyes.

Genau. Wieso gibt Manchester United David Moyes einen Vertrag über sechs Jahre? Wieso so lange? Manchester könnte doch auch sagen: Der soll froh sein, dass er bei uns überhaupt Trainer sein darf. Aber nein, Manchester will ein Zeichen setzen und sagen: Das ist unser Mann, und wer das nicht so sieht, soll ruhig sein. Wir Trainer werden in der Schweiz, in Europa, in der Welt mitunter behandelt wie ein Stück Dreck.

Ein harter Ausdruck.

Das muss man aber so sagen. Wir werden herumgestossen und «umegingget». In Italien ist es Mode, dass man Trainer entlässt und sie wieder zurückholt, wenn es mit dem ersten oder zweiten Nachfolger nicht läuft.

Das macht Constantin bei Sion ja permanent.

Eben, er ist sehr Italien-afin. Stellen Sie sich vor, was das heisst! Der Trainer ist nichts mehr wert, er ist ein derartiges Abfallprodukt geworden.

Sie sehen Ihren Berufsstand sehr negativ.

Nein! Es ist so, wie ich sage. Es ist so. 14 Trainer wechselten letzte Saison, ich war der 14. Nur zwei sind heute noch beim selben Verein wie vor einem Jahr (Saibene in St. Gallen und Roussey in Lausanne). Und das in einer Zehnerliga. Stellen Sie sich das einmal vor.

Wo Sion ist, ist alles möglich. Allein da gab es sechs Wechsel.

Aber auch das gehört zum Schweizer Fussball. Der Wert des Trainers, und damit sind wir wieder bei der Wertschätzung, ist heute null. Null! Dabei müsste der einer der wichtigsten Mitarbeiter sein im Verein. Er steht ja jeden Tag mit den Spielern auf dem Platz.

Sind Sie gerne Trainer?

Ich bin sehr gerne Trainer, sehr, sehr gerne. Obwohl ich mich oft schon gefragt habe, in welches Metier ich mich begeben habe. Der Fussball ist meine Leidenschaft, darum bin ich Trainer. Auch wenn es nicht mehr so ist wie früher. Früher war der Trainer ein Heiligtum, heute ist er der Depp, wenn es nicht läuft.

Wie erklären Sie sich den Wandel?

Das hat mit der heutigen Gesellschaft zu tun. Es wird alles schnelllebiger, intensiver, kürzer: Fast Food, DSDS («Deutschland sucht den Superstar»), «Musicstar», Internet, Online. Heute wird alles auf der Überholspur gemacht. Und darum gehen gewisse Werte verloren - auch im Fussball. Ouh, der Trainer hat dreimal verloren. Also weg mit ihm! Darum habe ich bei GC so reagiert. Ich weiss inzwischen, wie die Mühle funktioniert.

Hatten Sie bei GC aber nicht auch Bedenken, dass Sie den Erfolg der letzten Saison nicht mehr wiederholen können?

Ja sicher, das ist ein Punkt. Ich hatte mit diesen Spielern und diesem Stab das Top der Tops
herausgeholt. Und es kann diese Saison besser nicht gehen. Denke ich. Oder sagen wir es so: Besser wird schwierig. Am Schluss hätte es nur geheissen: Du, es geht nicht mehr.

In Bern stehen Sie nicht weniger unter Druck als bei GC.

Nein. Aber ich habe grössere Möglichkeiten, um dem Druck zu begegnen. Wenn ich dieses Stadion anschaue, die Zuschauer, die Fanbewegung. Hier stöhnen sie, dass es letzte Saison nur 18 000 Zuschauer im Schnitt waren. In Zürich hätten wir ein Riesenfest gemacht, wenn wir so viele gehabt hätten. Ich habe kein Problem mit Druck, mein ganzes Leben lang habe ich Druck gehabt. Von meinen Eltern habe ich keine Million gekriegt. Ich habe mir alles selbst erarbeitet.

Welchen Druck hatten Sie denn mit 12 Jahren?

Ich musste oft «Uufzgi» machen. Meine Eltern hatten immer den Finger drauf. Als die anderen auf dem Spielplatz waren, musste ich das Einmaleins durchnehmen. Das stresste mich.

Aber heute hilft es bei den Vertragsverhandlungen . . .

. . . (lacht) Nicht nur. Es hilft auch im Lebensmittelladen beim Einkaufen, da kann ich zusammenrechnen. Ich bin gottenfroh, dass meine Eltern mich so aufgezogen haben. Es war hart, aber sehr gut.


http://www.sonntagszeitung.ch/sport/art ... sid=256359

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 Betreff des Beitrags: Re: (Trainer) - Uli Forte
 Beitrag Verfasst: Montag 8. Juli 2013, 15:36 
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«Dafür brenne ich viel zu stark»

Der neue YB-Trainer Uli Forte verrät, wie ihn ein rauchender Trainer inspiriert hat und welche Pläne er in Bern verfolgt

Sein Abgang bei GC war ebenso plötzlich wie überraschend. Der neue YB-Trainer Uli Forte (39) blickt nochmals auf die turbulenten Tage zurück.

Wie haben Sie sich in den letzten zwei Monaten verändert?

Uli Forte: Gar nicht.

Aber Sie haben Ihren ersten Titel gewonnen.

Das hat bloss eine äusserliche Veränderung bewirkt.

Was heisst das? Einzig der Bart ist etwas länger. Ansonsten sehen Sie noch gleich aus.

Für mich war der erste Titelgewinn nicht entscheidend. Für mich ist der Weg viel wichtiger. Der Cupsieg mit GC gab mir Bestätigung, mit den Jungs zusammen den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.

Aber in der Aussenwahrnehmung spielt es schon eine Rolle, ob man als Trainer schon mal einen Titel gewonnen hat.

Das weiss ich nicht. Aber klar: Das Interesse an meiner Person hat zugenommen.

Macht Sie der Titelgewinn nicht entspannter?

Nein. Das darf nicht sein. Alex Ferguson hat 49 Titel gewonnen. Wäre er nach dem ersten Titel lockerer geworden, befände er sich heute im Schlafzustand. Nein, nein. Im Gegenteil. Der erste Titel macht Hunger auf mehr.

Aber nicht bei GC. Mit Ihrem Wechsel zu YB haben Sie für grosse Über raschung gesorgt.

Doch es war der richtige Schritt.

Haben Sie sich auch überrascht?

Nein. Man macht sich auch während der Saison Gedanken über die Zukunft. Schon nach dem Aufstieg mit St. Gallen überlegte ich mir, ob ich wechseln sollte. Doch ich bin geblieben.

Was ein Fehler war?

Ja. Und jetzt war ich wieder in einer ähnlichen Situation und wollte den Fehler nicht ein zweites Mal machen.

Am Mittwoch spielen Sie mit GC in St. Gallen. Am Donnerstag treffen Sie sich mit YB. Am Samstag wird der Wechsel kommuniziert. So sieht eine Flucht aus.

Aber das war es nicht. Es war nicht so, dass ich bei GC einen Zehnjahresvertrag hatte. Es war so, dass ich nur noch für ein Jahr einen Vertrag hatte. Und vor allem war es so, dass ich nichts Falsches gemacht habe. Der Begriff Flucht ist negativ behaftet und beschreibt häufig ein unanständiges Verhalten.

Aber man kann sich auch in Sicherheit flüchten.

Stimmt. Dank der Ausstiegsklausel hatte ich offiziell die Möglichkeit, bei GC auszusteigen. Darum sehe ich es nicht als Flucht. Aber ich sehe schon ein, wenn mein Wechsel nach aussen diesen Eindruck macht.

Von aussen hatte man den Eindruck von einem harmonischen GC. Doch nach ihrem Wechsel haben Sie fehlende Wertschätzung moniert. Hat GC der Öffentlichkeit etwas vorgespielt?

Nein, nein, nein. Wir haben sehr gut zusammengearbeitet. Präsident André Dosé, Sportchef Dragan Rapic und ich waren ein sehr gut funktionierendes Trio. Plus Vero Salatic als Captain plus Roman Bürki als Vizecaptain plus die ganze Mannschaft und der Staff – wir alle haben sehr gut funktioniert. Aber im Verein waren zu viele verschiedene Strömungen.

Sie kritisierten, dass GC bezüglich eines neuen Vertrags keine Signale ausgesendet habe. Das deutet nicht auf eine gute Zusammenarbeit.

Das hat nichts mit Dosé und Rapic zu tun. Das war nicht ihr Fehler. Denn bei solchen Personalentscheiden brauchen Sie die Zustimmung des Verwaltungsrats und der GC-Owners.

Die oberste GC-Führung wirkt schwerfällig und uneins.

Das kann und will ich nicht beurteilen. Dafür müsste man einen tiefen Einblick haben. Wir reden jetzt sowieso zu viel über GC.

Bei YB haben Sie mit dem Wechsel des Captains von Marco Wölfli zu Christoph Spycher gleich ein heikles Zeichen gesetzt.

Nein, nicht bei Wölfli. Ich habe ihm meine Beweggründe mitgeteilt. Es geht rein um die Mannschaftsstruktur. Der Captain soll im Spiel Einfluss nehmen. Für einen Torhüter ist das kaum mehr möglich, weil er den Strafraum nicht verlassen darf, wenn das Spiel unter brochen ist.

Wenn man die letzte Saison als Referenzwert nimmt, haben Sie nun einen Captain, der nur in 22 von 51 Spielen zum Einsatz kam.

Holz anfassen. Ich habe das mit Spycher besprochen und ihn gebeten, mir permanent zu berichten, wie er sich fühlt. Mir ist klar, dass der 35-jährige Spycher nicht die gleiche Trainingsbelastung aushält wie ein 20-Jähriger. Ein älterer Spieler braucht mehr Erholung. Das war bei GC mit Stéphane Grichting auch so.

YB hat massiv abgespeckt und nur noch 23 Spieler im Kader. Entspricht das Ihrem Gusto?

Absolut. Es ist ähnlich wie bei GC. In der vorletzten Saison standen 36 Spieler unter Vertrag und 34 im Kader. Als Trainer kann ich nicht mit 34 Spielern arbeiten. Jetzt haben wir bei YB ein Kader, mit dem ich einen Kitt bilden und seriös arbeiten kann.

Mit welchem Ziel?

Einem Europacup-Platz. YB spielt in der kommenden Saison erstmals seit zehn Jahren nicht europäisch. Das Erreichen des Europacups ist ein Muss für einen Verein wie YB.

Sie stapeln tief. Wir sehen YB als Basels Herausforderer Nummer 1.

(Forte trinkt Wasser und verschluckt sich). Wir müssen schauen, dass wir eine Basis legen. Wie weit das reicht, werden wir sehen.

Gibt es Parallelen zwischen GC und YB?

Mehrere. Das zu grosse Kader, das vielleicht wahllos und unsortiert zusammengestellt worden ist. Eine katastrophale Vorsaison. Die grosse Erwartungshaltung. Das lange Warten auf einen Titel. Man kann daraus aber nicht schliessen, dass es bei YB gleich laufen wird wie bei GC.

Wie sieht Ihr Dreijahresplan aus?

Erst müssen wir ein Fundament bauen, das langfristig standhält. Es geht nicht, wenn jedes Jahr zehn Spieler ausgetauscht werden. Das ist wie in der Wirtschaft. Wenn man dort jedes Jahr viele Leute auswechselt, geht a) Know-how verloren; b) beginnt man immer wieder bei null; c) müssen Automatismen immer wieder einstudiert werden.

Aber Sie wünschen noch weitere Verstärkungen?

Ja, Alexander Farnerud liessen wir ziehen, weil er unbedingt weg wollte. Wir versuchen, für ihn einen Ersatz zu finden.

Sie haben doch Moreno Costanzo.

Klar, Costanzo hat seine Qualitäten als Spielmacher. Aber Costanzo kann auch ganz gut mit einem zweiten Spielmacher zusammenspielen.

Fordern Sie weitere Verstärkungen?

Ich würde mich freuen. Seit Montag haben wir auch Yuya Kubo im Training.

Was ist das für ein Typ?

Ein feingliedriger, schneller, wendiger Stürmer mit Skorerqualitäten.

Steve von Bergen…

… überragend. Top-Charakter, Top-Spieler, er wird unser unbestrittener Abwehrchef sein.

Warum haben Sie ihn nicht zum Captain gemacht?

Stellen Sie sich vor, in Ihre Firma kommt ein neuer Mitarbeiter und dieser wird auf Ihre Kosten sofort befördert. Einen neuen Spieler zum Captain zu machen, ist sehr heikel.

Wir sind überrascht, dass Ihnen kein GC-Spieler zu YB gefolgt ist.

Erstens sind sie sehr teuer, zweitens will ich auch nicht das halbe GC zu YB transferieren. Ich habe nur einmal einen Spieler mehrmals mitgenommen – Adrian Winter von Red Star zu Wil und später auch zu St. Gallen.

Im Unterschied zu Ihrer Zeit in St. Gallen traten Sie bei GC kumpelhafter auf. Täuscht dieser Eindruck?

Ich bin sicher lockerer geworden. Das hat mit den verschiedenen Stages zu tun, die ich während meiner Arbeits losigkeit absolviert habe.

Hielten Sie sich früher zu sehr an Ihr Vorbild Christian Gross?

Ich war zu verbissen. Jedes Komma musste am richtigen Ort stehen. Alles wollte ich unter Kontrolle haben.

Wer hat Sie zu mehr Lockerheit inspiriert?

Jürgen Klopp ist ein grosser Meister im Wechselspiel zwischen Zuckerbrot und Peitsche. Aber auch Arno Del Curto hat das perfekt im Griff. Der König war Walter Mazzarri (letzte Saison Napoli-Trainer; die Red.). Der hat während des Trainings seine Assistenten machen lassen.

Und währenddessen auf der Bank eine Zigarette geraucht.

Richtig. Und ich war früher ständig auf Draht. Da habe ich mich schon gefragt, ob es was bringt, wenn ich ständig den Handstand mache. Als ich Mazzarri gesehen habe, hat es Klick gemacht.

Nach der Entlassung in St. Gallen waren Sie 13 Monate arbeitslos. Hatten Sie Existenzängste?

Angst hatte ich nie um mich. Schliesslich hätte ich ausserhalb des Fussballs sofort wieder arbeiten können.

Hat Sie diese Erfahrung darin bestärkt, GC Richtung YB zu verlassen?

Was würden Sie machen, wenn Sie nur noch einen Einjahresvertrag haben, Ihnen ein anderes Unternehmen aber einen Dreijahreskontrakt anbietet?

Welchen Eindruck haben Sie von den Young Boys der letzten Jahre?

Einen Eindruck der Inkonstanz.

Fehlt die Leidensfähigkeit, die GC in der letzten Saison ausgezeichnet hat?

Das kann man so sehen. YB war in unzähligen Spielen besser als der Gegner, hat aber trotzdem verloren. Wir müssen stabil werden, auch mental.

Was machen Sie dafür?

Ich weise vor der Mannschaft darauf hin. Ich mache hin und wieder auch Trainings, in denen die Spieler richtig leiden müssen.

Die GC-Mannschaft wirkte selbst innerhalb der Organisation wie ein Planet für sich.

Das muss so sein und das muss auch in Bern so sein. Der ganze Staff und die Mannschaft müssen eine richtig starke Einheit bilden.

Braucht es dafür Aktivitäten wie River Rafting?

Unbedingt. Ich will regelmässig solche Anlässe durchführen, weil sie Erlebnisse schaffen und die Menschen in einer für sie ungewohnten Situation zusammenbringen.

Sie haben sich während der Pause intensiv um Steve von Bergen bemüht. Haben Sie überhaupt Ferien gemacht?

Ja, ganz kurz war ich auf Mallorca, nachdem ich meine Wohnung und mein Büro in Bern bezogen habe. Aber es ist auch nicht so wichtig, ob ich Ferien gemacht habe oder nicht. Viel wichtiger ist, dass die Spieler etwas ausspannen konnten.

Befürchten Sie nicht, im Spätherbst ausgebrannt zu sein?

Nein, überhaupt nicht. Dafür brenne ich viel zu stark auf diese Aufgabe bei YB. Zudem versuche ich, mit Sport meine Work-Life-Balance im Lot zu halten. Jetzt seid ihr mir in die Quere gekommen. Andernfalls würde ich jetzt im Wald joggen.

Vor acht Jahren waren Sie noch Trainer in der 1. Liga und nun beim zweitgrössten Klub der Schweiz. Wie schafft man das ohne ruhmreiche Spielerkarriere?

Das mit der überschaubaren Spieler-Karriere ist schon längst kein Thema mehr. Klar, ich war ein No-Name im Schweizer Fussball. Deshalb habe ich mich zu Beginn gefragt, ob ich als Trainer überhaupt eine Chance habe. Aber dann traten immer mehr Trainer ins Rampenlicht, die als Spieler keine grosse Karriere gemacht haben: Klopp war Zweitligaspieler, Mourinho nie Profi, selbst Ferguson war kein grosser Spieler.

Hat ein Trainer ohne grosse Spielerlaufbahn einen Vorteil gegenüber einem, der zig Länderspiele bestritten hat?

Der Vorteil ist, dass ein Trainer ohne grosse Spielerkarriere alles von der Pike auf lernen muss. Und er ist sich gewohnt, hart zu arbeiten. Was nicht bedeutet, dass Fussballprofis nicht auch hart arbeiten müssen. Aber sie müssen nur für sich hart arbeiten. Als Trainer muss man für alle hart arbeiten.

Neben Ihrer ersten Trainertätigkeit bei Red Star haben Sie vier Semester Ökonomie studiert. Warum haben Sie das Studium aufgegeben?

Weil das Angebot aus Wil kam und ich die Chance hatte, als Profitrainer einzusteigen. Eigentlich bin ich einer, der die Dinge zu Ende bringt. Deshalb will ich mein Studium irgendwann abschliessen.

Die GC-Fans sehen das anders.

Mag sein. Aber ich habe meinen Job dort erledigt und darf sagen: Die Mannschaft, der Staff und ich haben GC wieder nach oben gebracht.

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 Betreff des Beitrags: Re: (Trainer) - Uli Forte
 Beitrag Verfasst: Mittwoch 10. Juli 2013, 09:39 
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Forte: ''YB jammert auf hohem Niveau''

Am Samstag beginnt für vier der zehn Super-League-Teams die neue Saison. Darunter die Berner Young Boys, die mit Trainer Uli Forte endlich einmal ihr volles Potenzial ausschöpfen wollen. Der Coach stellte sich im Video-Interview den Fragen von sport.ch.

Am Ende einer äusserst erfolgreichen, ja überraschenden Saison mit den Grasshoppers, wechselte der Brüttiseller praktisch wie aus dem Nichts in die Bundeshauptstadt.

Dort fand er keine ähnliche, aber doch vergleichbare Situation wie vor Jahresfrist in Zürich vor: Einen Verein, der zuletzt den Erwartungen und den eigenen Möglichkeiten hinterherhinkte. In Zürich riss er das Steuer magistral herum, auf ähnlichen Erfolg hofft man nun im Stade de Suisse.


http://sport.ch.sportalsports.com/sport ... 00000.html

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