Registrieren    Anmelden    Forum    Suche    FAQ

 

 

 

     

 

 

Foren-Übersicht » www.ybfans.ch » BSC Young Boys Stammtisch




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 256 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22 ... 26  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Re: Presse-Thread Saison 2018/2019
 Beitrag Verfasst: Donnerstag 11. April 2019, 14:07 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26924
11.04.2019

Bild

Zitat:
Public Viewing und Freinacht für YB geplant

Die Berner Young Boys könnten bereits dieses Wochenende Meister werden. Für das Auswärtsspiel am Sonntag wird deswegen ein Public Viewing im Stadion organisiert.

Die Feierlichkeiten stehen vor der Tür und es stellt sich nur noch die Frage, wann die Young Boys den erneuten Meistertitel feiern dürfen. Gewinnt der FC Basel am Samstag gegen die Grashoppers, liegt es am Sonntag bei YB, sich den Titel in Folge zu sichern. Gewinnen die Berner die Auswärtspartie gegen den FC Zürich, könne sich die Young Boys definitiv erneut Meister nennen.

Für das Spiel am Sonntag ist deshalb im Wankdorf-Stadion eigens ein Public Viewing zur Übertragung des Matchs mit anschliessenden Festivitäten geplant. Stadionmitarbeiter wurden am Donnerstagmorgen darüber informiert. Wird YB am Sonntag Meister, kann man sich in Bern gar auf eine Freinacht freuen, wie «der Bund »weiss.

Ein wenig unschön wäre deswegen eine Niederlage des FC Basel am Samstag. Dann müssten sich die Berner Anhänger bis zur grossen Sause noch 24 Stunden gedulden.


https://www.20min.ch/schweiz/bern/story ... --25062234

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Presse-Thread Saison 2018/2019
 Beitrag Verfasst: Donnerstag 11. April 2019, 14:09 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26924
11.04.2019

Bild

Zitat:
Wo feiert YB den Titel?

Deshalb drückt YB dem FCB die Daumen

Bei 23 Punkten Vorsprung ist der YB-Meistertitel nur eine Frage der Zeit. Zuhause wird ihn YB allerdings kaum feiern können.

Nach dem 3:1-Sieg im Nachtragspiel in Luzern haben die Young Boys die Lücke auf das zweitplatzierte Basel wieder auf 23 Zähler ausgebaut. Bei noch 8 ausstehenden Partien bedeutet dies: Eine Niederlage des FCB reicht YB zum Meistertitel.

Ein Titel gehört gefeiert.
Autor: Loris Benito


Ein erstes Mal könnte es bereits am Samstag soweit sein: Dann treffen die Basler zuhause auf GC. Die YB-Mannschaft wird das FCB-Spiel gemeinsam vor dem Fernseher schauen – und dem grossen Rivalen vom Rhein die Daumen drücken: «Den Titel auf dem Sofa zu feiern wäre unschön», so Djibril Sow. «Deshalb hoffen wir alle auf einen Sieg des FC Basel.»

Wird schon am Samstag gefeiert?

Sollte der Tabellenletzte GC den Coup mit einem Auswärtssieg doch schaffen und YB zum Meister machen, wird in Bern sicher am Samstag schon angestossen: «Ein Titel gehört schliesslich gefeiert», so Verteidiger Loris Benito.

Die grosse Party ist aber so oder so erst am Sonntag geplant. Gewinnt YB nämlich sein Spiel gegen den FC Zürich, ist das Resultat des FCB Makulatur. Für die daheimgebliebenen Fans gibt's ein Public Viewing im Stade de Suisse – und nach der Heimkehr der Helden stünde die Meisterfeier an.

Wird der 28. April erneut zum YB-Tag?

Auch wenn YB in Zürich verliert, ist es übrigens sehr unwahrscheinlich, dass der Meister seinen 2. Titel in Folge zuhause feiern kann: Nach dem Auswärtsspiel in Zürich steht ein weiteres in Neuenburg an. Nur wenn YB beide Partien verliert und Basel gleichzeitig GC und danach Sion besiegt, bleibt das Meisterrennen bis zum 28. April und dem YB-Heimspiel gegen Lugano offen.

Der 28. April? Da dürften bei allen Fans von Gelb-Schwarz schönste Erinnerungen aufkommen: Denn den Titel 2018 feierten die Berner just an diesem Datum durch einen dramatischen 2:1-Sieg gegen Luzern – vor heimischem Publikum.


https://www.srf.ch/sport/fussball/super ... die-daumen

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Presse-Thread Saison 2018/2019
 Beitrag Verfasst: Donnerstag 11. April 2019, 14:58 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26924
11.04.2019

Bild

Zitat:
Ein Pokal ist schon bei YB

Werden die Young Boys wie erwartet frühzeitig Meister, erhalten die Berner den Pokal erst am 25. Mai. Trotzdem steht seit Donnerstag bereits eine neue Trophäe im YB-Schrank.

Geschieht in den nächsten Tagen und Wochen kein Fussball-Wunder, wird YB-Captain Steve von Bergen den Meisterpokal am 25. Mai nach dem Heimspiel gegen den FC Luzern in die Höhe stemmen können. Die Übergabe am letzten Heimspiel entspreche der langjährigen Tradition, sagte SFL-Kommikationschef Philippe Guggisberg am Donnerstag auf Anfrage zum «Bund».

Der 73 Zentimeter hohe Wanderpokal, der sich seit fast einem Jahr in Obhut der Berner befindet, ging gestern von YB zurück an die Liga, wo er laut Guggisberg im Hinblick auf die Pokalübergabe «auf Hochglanz poliert wird». Zudem wird der Name des neuen Meisters eingraviert.

Gleichzeitig habe der SFL hat dem BSC Young Boys gestern in dessen Klubmuseum im Stade de Suisse ein Replikat des Pokals des letztjährigen Meistertitels überreicht, wie Guggisberg weiter sagte. Denn Während die Original-Trophäe weiterhin als Wanderpokal im Einsatz bleibt, erhält der Schweizer Meister seit 2016 die verkleinerte Nachbildung als bleibende Erinnerung an den Titelgewinn.

In Empfang genommen wurde die Nachbildung, die rund 20 Zentimeter kleiner ist als das Original, von YB-CEO Wanja Greuel. Das Replikat erhält im YB-Museum einen exklusiven Platz neben den Pokalen der Jahre 1911 und 1959, die damals nach drei Titelgewinnen in Folge definitiv in den Besitz der Berner übergingen.


https://www.derbund.ch/bern/ein-pokal-i ... y/27377522

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Presse-Thread Saison 2018/2019
 Beitrag Verfasst: Freitag 12. April 2019, 16:16 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26924
12.04.2019

Bild

Zitat:
YB dominiert die Liga – aber dem Gefühl, die Besten zu sein, trauen noch nicht alle Berner

YB steht kurz vor dem zweiten Schweizer Meistertitel in Folge. Und jetzt? Soll der Klub nach einer Serie à la Basel streben? Die Geschichte über einen Sportchef, der sein öffentliches Bild «völlig überzeichnet» findet; über eine Frau, die seit 50 Jahren YB-Fan ist und noch immer Träume hat – und über das Wort «eigentlich».

Es ist weg. Verschwunden. Dieses ewige Gefühl, dass das Glück den Bernern im letzten Moment bestimmt entgleitet.

Vor einem Jahr, als YB dem ersten Meistertitel seit 32 Jahren entgegenstrebte, blockierten Fans in ihren Agenden Runde für Runde, um den Tag des Undenkbaren ja nicht zu verpassen. Keine privaten Abmachungen, möglichst keine beruflichen Verpflichtungen. YB pur, alles auf Gelb-Schwarz. Und so war ein Stadion voll und fast eine ganze Stadt dabei, als sich YB am 28. April 2018 erstmals wieder den Meistertitel sicherte.

So lange gewartet. Und gleich geht’s weiter so. Derzeit liegen die Young Boys 23 Punkte voraus. Mit einem Sieg gegen den FC Zürich am Sonntag sichern sie sich den zweiten Titel in Serie; falls der FC Basel am Samstag gegen GC nicht gewinnt, fällt die Entscheidung sogar schon ohne YB-Beteiligung.

YB – der neue FCB? Die Basler gewannen 2010 bis 2017 den Titel, verdienten Geld, verströmten Macht.

YB stand so sehr für das Scheitern, für das knappe Verpassen von Titeln, «veryoungboysen», nannte es ein Berner Blogger. Manche beschworen das Scheitern fast herauf. Der YB-Sportchef Christoph Spycher sagt: «Ich hatte sehr grosse Mühe mit diesem Kultivieren des Verlierens. Für Menschen, die für YB täglich alles geben, war es extrem frustrierend.» Aber mit dem Triumph 2018 liess es sich abhaken, und in dieser Saison überzeugt YB so sehr, dass niemand auf die Idee käme, die Berner würden scheitern. Basel ist weit weg, der Fluch der 32 Jahre ebenso. «Bis vor einem Jahr gab es nach einer blöden Niederlage nicht nur den Schmerz des Verlierens. Alles andere kam auch noch, wie ein Rattenschwanz. Das ist heute nicht mehr da», sagt Spycher. «Der Titelgewinn hatte etwas Entlastendes.»

Entlastet. Verschwunden. Und jetzt?

Sieben schwarze Jahre

Uschi Bobst ist seit 50 Jahren YB-Fan. Es begann mit einem Schweizer Nationalspieler, Konrad Baumgartner – aus Oensingen, Kanton Solothurn, wie Bobst. Auf Geheiss des Vaters las Uschi Bobst einen Zeitungstext über Baumgartner, der damals für YB spielte. Und als sie den letzten Satz gelesen hatte, war sie YB-Fan.

50 Jahre. Bobst hat in dieser Zeit einen Meistertitel erlebt mit YB. Einen. 2018. Der Meistertitel 1986 existiert nicht in ihrer Erinnerung. Sie hat eine aussergewöhnliche Beziehung zu YB. Geboren 1956, ab den frühen siebziger Jahren Berichterstatterin im Regionalfussball – und mit einem grossen Traum: einmal über einen YB-Match zu schreiben. Der Redaktor des YB-Kluborgans erfüllte ihr diesen Traum, Bobst und YB kamen sich immer näher.

Ab 1980 führte sie das YB-Sekretariat, in einer anderen Zeit, im alten Wankdorf, in dem vormittags oft nur sie und das Abwartpaar im Stadion waren, bis um 16 Uhr die berufstätigen NLA-Fussballer zum Training kamen. Sie verkaufte Tickets und Fanartikel, in 60- oder 70-Stunden-Wochen, alles auf Gelb-Schwarz. Ende 1982 erhielt sie die Kündigung, ihr sei der Boden unter den Füssen weggezogen worden, sieben Jahre lang sei sie «mit Scheuklappen» am Wankdorf vorbeigefahren. Erst als die Leute weg waren, die ihre Entlassung verantwortet hatten, begann die Phase der Versöhnung.

Es ist der vergangene Sonntag, eine Stunde vor dem Derby gegen Thun. Bobsts einstiger Arbeitsplatz ist 2001 mit 23 Kilogramm Sprengstoff in die Luft gejagt worden, nun sitzt sie im Medienraum des neuen Wankdorfstadions, genannt Stade de Suisse. Bobst macht eine Foto, «damit es mir die anderen glauben», acht Fingernägel rot lackiert, zwei gelb-schwarz. Bobst hat ihre Rituale, sie kommt immer frühzeitig mit dem Auto aus Oensingen ans Spiel, danach spaziert sie zum Bärenpark und wieder zurück, trinkt im Stadion ein Cüpli.

Sie leidet und fiebert mit, vor dem Anpfiff und bis zum Schluss. In dieser Rückrunde aber ist Bobst vor den Spielen weniger nervös als sonst, der Vorsprung ist so gross, «es ist einfach ein Glück, eine Liebe, eine Freude, und sie sind alle noch da». Bobst meint die Leistungsträger der Meistermannschaft, die fast alle bei YB geblieben sind. «Es ist nicht selbstverständlich, dass wir so weit vorne sind», sagt Bobst, das «Veryoungboysen» hätten sie einfach entgegengenommen – «aber jetzt geniesse ich es voll. Es wird nicht so bleiben, wir sind nicht wie der FC Basel, es wird wieder ernster und enger werden.»

Nicht wie der FC Basel – viele reden so, als wäre es ein Rückschritt, eines Tages allenfalls wie der FCB zu sein, eine unheilvolle Verwandlung, so gross und mächtig, dass man sich selber nicht mehr mögen würde.

Marco Wölfli sagt: «Ob Favorit oder Aussenseiter, wir glauben an uns. Wir wissen, dass wir stark sind, that’s it.»

YB - Thun endet 5:1, danach spaziert Marco Wölfli mit seinen Söhnen in die Kabine. Wölfli ist der Meisterheld par excellence, seit zwei Jahrzehnten im Klub, 36 Jahre alt, Ersatzgoalie, aber im titelsichernden Spiel am 28. April hielt er einen Penalty. «Hühnerhaut», sagt Uschi Bobst, sie hat die bewegendsten Szenen dieser Partie «bestimmt schon 30 Mal gesehen». Wölfli erhält die Bilder manchmal auf Video vorgeführt, wenn er auf Besuch oder an einem Anlass ist, «Hühnerhaut», auch bei ihm, «diese Gesichter, diese Freude».

Ja, etwas ist anders geworden, gerade Wölfli steht nicht mehr fürs Scheitern, der Goalie, der das Tor hütete, als YB zwei Cup-Finals verlor (2006, 2009) und zweimal die Finalissima (2008, 2010). Aber will man wie Basel sein? Der ewige Dominator? «Darüber mache ich mir keine Gedanken, es ist mir relativ egal. Ob Favorit oder Aussenseiter, wir glauben an uns. Wir wissen, dass wir stark sind, that’s it.»

Mit der Vorgabe, Meister zu werden, waren die Young Boys in die Saison gegangen. Sie hätten gar nichts anderes postulieren können, sagt der Sportchef Spycher, «es wäre unglaubwürdig gewesen. Und die Spieler mussten sich an etwas festhalten können.» Aus dieser Vorgabe ist für Wölfli ein Selbstverständnis geworden, er sagt: «Wir sind der Meister. Und wir werden wohl auch wieder Meister. Die anderen wissen, dass wir keine Sekunde nachlassen.»

Wölfli lebt im Augenblick und hin und wieder im 28. April 2018. Noch heute kommt es vor, dass ihm fremde Menschen beim Einkaufen «Merci» sagen. Nie zuvor sei er um so viele Videobotschaften für Geburtstage oder Hochzeiten gebeten worden wie im letzten Jahr. Neulich fragte ihn ein Altersheim an, ob er nicht vielleicht Lust habe auf einen Besuch; im vergangenen Frühling setzte er sich eines Nachmittags in die Bibliothek einer Berner Vorortsgemeinde und las Kindern aus einem Buch vor. Der Auftritt habe rund zehn Minuten gedauert, heisst es; danach gab Wölfli eine Stunde Autogramme.

YB lebt. Die Erneuerungsrate der Jahreskarten betrug Anfang 2019 97 Prozent, nach der Runde vom vergangenen Wochenende verbucht YB erstmals seit langem einen höheren Zuschauerdurchschnitt als der FC Basel: 25 135 zu 24 975.

YB besser als der FCB? Überlegen?

«Eigentlich», das ist Bern

Was Wölfli fühlt, sieht der Kulturschaffende Bernhard Giger den Spielern an. Dieses Bewusstsein eigener Stärke – dass sie Autorität ausstrahlen, wenn sie aufs Feld schreiten, «so, wie ich es früher über die Basler dachte». Giger, Jahrgang 1952, wuchs in einer bürgerlichen Familie auf, er machte Leichtathletik und war über 80 Meter einst der drittschnellste Berner Bub.

In Gigers Kreisen galt Fussball als Proletariersport, erst die 68er Bewegung machte aus ihm einen Fussballfan. Fussball galt als authentisch, da seien noch die Büezer anzutreffen, hiess es. Giger, der Filmregisseur, langjährige Journalist und heutige Leiter des Kornhausforums, erlebte den 1986er Titel – aber auch, was danach kam. Geldnot, Abstiege, Häme. «Es braucht einen gewissen Masochismus, jahrelang an die Spiele zu gehen – und du wirst nie Meister. Aber es hatte etwas Selbstverständliches, wir sagten uns immer wieder: Vielleicht ist ja heuer was, wenigstens im Cup.»

Saisonkarte hatte er gleichwohl lange keine, Giger ging ans Kassenhäuschen und kaufte sich ein Ticket, klar: «Wann war denn schon ausverkauft im alten Wankdorf?» Ausverkauft in diesem legendären, riesigen Stadion, in dem 1999 ein NLB-Spiel gegen Carouge vor 1761 Zuschauern stattfand, von dem so viele Menschen erzählen, sie seien dabei gewesen, dass das Wankdorf voll gewesen sein müsste.

Aus dieser Geschichte und diesen Geschichten erklärt sich, dass Giger dieses Selbstverständnis fehlt, dieses: «Doch, wir sind sie», die Besten. Es habe nicht nur mit YB zu tun, sagt Giger, auch mit der Stadt. Schon in seiner Jugend habe es geheissen, in Bern laufe doch sowieso nichts, Zürich sei cooler, spätere Generationen hätten genauso empfunden. Vom Äusserlichen her gebe es heute keine Zweifel, dass YB oben angelangt sei, «ganz oben», sagt Giger. Doch in ihm lebt diese Überzeugung noch nicht, er weiss nicht, wie sehr er der Situation schon trauen darf, «vielleicht braucht es bei mir eine Saison mehr».

Aber eine Magie ist verschwunden. Es gibt keine heiligen Daten mehr, lange Zeit galt es am wahrscheinlichsten, dass sich YB den Titel auch heuer wieder am 28. April sichern würde, daheim gegen Lugano. Giger hat für diesen Tag längst etwas abgemacht, na gut, vielleicht liesse es sich verschieben, aber Stand jetzt ist der Tag besetzt. Es ist weg, das Gefühl der Einmaligkeit, des Zwangs, dieses eine ganz, ganz besondere Ereignis nicht verpassen zu dürfen.

Der 28. April 2018 habe in Bern ein Wir-Gefühl ausgelöst, sagt Giger, «alle sprachen vom selben». Am nächsten Mittag stiegen einige junge Männer auf den Münsterturm und entrollten eine übergrosse Fahne, 30 auf 5 Meter. «Geyoungboyst», stand darauf. Es ging nicht lange, bis die Polizei kam. Doch alles blieb entspannt, das Wir-Gefühl. Nach gut 20 Minuten verschwand die Fahne wieder. Aber das Statement sass. That’s it.

Vor diesem Hintergrund würde es der Stadt womöglich guttun, wenn das Team «youngboysen» würde, wieder und wieder, sagt Giger – «damit man so richtig das Gefühl hat, nicht mehr Verlierer zu sein. Denn ich glaube: Man wird schnell rückfällig.» Der Zuversicht verleiht er so Ausdruck, wie es ein Berner tut, der im Wankdorf stand, als es nicht ausverkauft war. «Ich will eigentlich, dass YB Meister wird, unbedingt.» Genau, Giger sagt «eigentlich» – «jaja, schreiben Sie das ruhig, ‹eigentlich›, das ist Bern».

«Völlig überzeichnet»

Bern. Nicht Basel. Der Sportchef Spycher gibt sich seit dem Amtsantritt 2016 alle Mühe, diesen Vergleich zu umgehen. Stets spricht er vom Berner Weg, von der Absicht, auf einige gestandene Spieler zu setzen, die auch durchaus gut verdienen, und auf ziemlich viele Junge. Aber was ist der Anspruch? Basel? Titel? Spycher sagt: «Der Anspruch ist, dass wir umsetzen, was wir ausgerufen haben – dass wir ein Team haben, das begeistert, dass wir europäisch vertreten und eine gute Adresse für junge Spieler sind.» Von Titeln: kein Wort.

Im Sommer wird das Team einen grösseren Umbau erfahren. Viele Fans machen sich darüber lustig, wie oft die Medien schon den Umbruch prophezeit hätten, und er sei doch nie eingetreten, «alle noch da», wie Uschi Bobst sagen würde. Aber diesmal verhehlt nicht einmal der Sportchef, dass etwas Grösseres stattfinden wird. Spycher will es auch, «Energie zuführen», nennt er es, es sei kaum möglich, dass eine Mannschaft, die seit zwei Jahren nahezu unverändert bleibe, weiterhin derart gute Leistungen bringe.

Der Zuzug Fabian Lustenbergers von Hertha Berlin steht längst fest, mit Wölfli hat Spycher kürzlich verlängert, Wölfli sagt: «Solange Kopf und Körper mitmachen, will ich spielen.» Kopf und Körper von Steve von Bergen indes haben sich entschlossen, nicht mehr mitzumachen, der Captain hört auf. Loris Benito hat einen auslaufenden Vertrag und geht wohl ins Ausland. Djibril Sow und Kevin Mbabu werden von prominenten Klubs umworben, über Sow sagt Spycher ungewöhnlich klar, der Abgang sei ein «offenes Geheimnis». Und so weiss Spycher noch nicht, was er im Sommer zum Ziel ausrufen wird, nein, es ist für ihn nicht selbstverständlich, dass er den Titel fordern wird, er will abwarten, wie das Kader aussieht. Der Berner Weg.

Bernhard Giger sagt «jaja», kein Vergleich mit Basel, besser so, «bleiben wir doch, wie wir sind». Hauptsache, Spycher habe den Vertrag verlängert, «ich bin ziemlich überzeugt, dass er eine Mannschaft aufstellt, die vorne mithält».

Ziemlich. Mithält. Das ist Bern.

Am Montag war Spycher in der Radio-Sendung «Focus», der Moderator sagte: «Bei mir ist der Mann, der schuld daran ist, dass die Fussballmeisterschaft total langweilig ist.» Tags darauf sagt Spycher, er sei sich bewusst, dass sein Bild in der Öffentlichkeit derzeit «völlig überzeichnet» werde – «vermutlich werden wir auch mit mir schwierige Zeiten haben. Aber wir werden bereit sein, eine solche Krise zu überstehen».

Uschi Bobst sagt, aus ihrem Traum, einen Matchbericht über YB zu schreiben, sei ein Leben geworden. Die frühere Sekretärin hat einen neuen Traum: zu sehen, wie es heute hinter den Kulissen aussieht, im neuen Stadion – und dabei Christoph Spycher zu treffen.


https://www.nzz.ch/sport/die-young-boys ... ld.1474710

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Presse-Thread Saison 2018/2019
 Beitrag Verfasst: Freitag 12. April 2019, 20:39 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26924
12.04.2019

Bild

Zitat:
«Serienmeister? Ja, bitte!»

Dieses Wochenende kann YB zum zweiten Mal in Serie Schweizer Meister werden. Kann die kollektive Ekstase des letzten Jahres wiederholt werden? Wir haben bei eingefleischten YB-Fans nachgefragt.

YB wird Meister. Schon wieder. Womöglich schon dieses Wochenende. Mit über 20 Punkten Vorsprung auf Erzrivale Basel. Das ist unglaublich – oder logisch, je nach Blickwinkel. Im Herbst 2016 wäre man von YB-Fans wegen einer solchen Prophezeiung für verrückt erklärt worden.

Damals steckte der Club in einer schweren Krise. Die Anhänger mussten sich vom Basler YB-Verwaltungsrat Urs Siegenthaler anhören, dass es «völlig unrealistisch» sei, den FC Basel anzugreifen. Doch der Titelgewinn vor Jahresfrist und der fulminante Start in die aktuelle Saison liessen schon bald kaum mehr Zweifel übrig, dass der Meisterpokal wieder in der Bundesstadt landen würde.

Diese Sicherheit des erneuten Triumphs, sie hat sich in den letzten Wochen langsam eingeschlichen ins Fanbewusstsein. Ist die Euphorie deswegen etwas gedämpft im Vorfeld?

Auch mit 40 Grad Fieber ins Stadion

Wir haben bei eingefleischten YB-Fans nachgefragt. Da wäre etwa Vania Kohli, die von sich sagt, dass auch 40 Grad Fieber sie nicht von dem Besuch eines YB-Heimspiels abhalten würden. Die BDP-Grossrätin ist beim Telefonanruf gerade mit dem Bezahlen von Rechnungen beschäftigt.

Für einen Schwatz über YB braucht es keine langen Überredungskünste. «Selbstverständlich ist die Euphorie dieses Jahr etwas kleiner», meint die Berner Politikerin. «Schliesslich haben wir keine 32 Jahre lange Durststrecke mehr zu überwinden.»

«Euphorie etwas kleiner»

Auch YB-Fanarbeiter Lukas Meier räumt ein, dass durch den gewaltigen Punktevorsprung auf Basel die generelle Euphorie etwas kleiner sei – nicht aber an den einzelnen Spielen gemessen. «Durch die häufigen Last-Minute-Siege in der Rückrunde explodierte die Stimmung regelrecht im Stadion», so der ehemalige SP-Stadtrat.

Für die Jungs des kultigen Fanradios Gelb-Schwarz hat das Hochgefühl keineswegs nachgelassen. «Die Stadt ist YB», sagt Gründungsmitglied Brian Ruchti, das sei gerade an Matchtagen spürbar, wenn man etwa durch den «Breitsch» laufe. Aber auch auf den Pausenhöfen und Fussballplätzen – «so viele Kids wie noch nie tragen ein YB-Shirt», stellt er fest.

«Die Ekstase kann man nicht wiederholen»

Doch wie wird es sich anfühlen, wenn der Moment da ist? Wenn der Schiedsrichter die Partie abpfeift und YB wiederum Meister ist? «Wir dürfen dieses Jahr nicht mit dem letzten vergleichen.» Lisa Catena sagt das. Die Berner Kabarettistin ist seit 10 Jahren Besitzerin eines Saisonabos.

«Die damalige Ekstase kann man nicht wiederholen», ist sie überzeugt. Auch Lukas Meier meint: «Das Drehbuch von damals lässt sich fast nicht toppen», er kriege heute noch Hühnerhaut, wenn er an das entscheidende Spiel vom 28. April 2018 gegen Luzern zurückdenke.

Da hat wahrlich alles gepasst. Und man fragt sich, welche berauschte Glücksfee ihre Finger im Spiel hatte. Es war Samstagabend. Ein Heimspiel vor vollen Rängen. Warmes Wetter. Und dann der Spielverlauf erst – an Dramatik kaum zu überbieten: erst der Rückstand, dann der Ausgleich.

«Das war wie eine Explosion»

Die phänomenalste aller Elfmeterparaden durch Marco Wölfli. Die Welle der Emotionen, welche danach durchs Wankdorf schwappte. Und schliesslich der finale Befreiungsschlag in der vorletzten Spielminute. Auf diesen magischen Abend angesprochen sprudeln die Superlative nur so aus Vania Kohli heraus: «Das war wie eine Explosion.»

Ihre Begeisterung ist durchs Telefon spürbar. Ihr jüngerer Sohn (also nicht der aktuelle Berner Stadtratspräsident) sei beim Platzsturm dermassen überdreht gewesen, dass er über die Bande stolperte und sich am Knie verletzte. «Richtig gemerkt hat er das erst am Morgen danach», sagt Kohli und lacht herzhaft. Episoden einer Meisternacht eben.

SMS von Bernhard Heusler

Vania Kohli erzählt auch von ihrer ersten Gratulations-SMS nach dem Schlusspfiff. Diese kam von keinem Geringeren als Bernhard Heusler, den sie privat kennt. Der ehemalige Präsident des Serienmeisters FC Basel schrieb gemäss Kohli: «Geniesst es. Es wird nie mehr so schön sein wie beim ersten Mal.»

Dass dieses Jahr alles etwas anders wird, macht es in den Augen von Lisa Catena jedoch keineswegs schlechter. «Der kollektive Freudentaumel damals hallte sehr lange nach», sagt die gebürtige Thunerin und fügt an: «Was wir YB-Fans nun erleben dürfen, ist quasi der zweite Frühling.»

Stimmungskiller GC?

Ein leichter Stimmungskiller könnten Uli Fortes Mannen von GC sein. Wenn diese am Samstagabend dem FC Basel Punkte abluchsen, so werden die Young Boys kurz vor 21 Uhr auf dem Sofa Meister, noch ehe sie am Sonntag um 16 Uhr auswärts auf den FC Zürich treffen. «Ziemlich angurken» würde das Lisa Catena. Sie hofft, dass Ex-YB- und Neo-GC-Coach Uli Forte seine Jungs nicht allzu heiss macht.

Auch Fanarbeiter Lukas Meier wünscht sich nicht unbedingt, vor dem TV Meister zu werden. Wobei: «Das sind Luxusprobleme.» Vania Kohli ist nach ihrem emotionalen Redeschwall regelrecht ausgepowert.

«Mir nähmes, wies chunnt»

Zum Thema Meister auf dem Sofa sagt sie am Telefon lediglich «Mir nähmes, wies chunnt» und weist darauf hin, dass ja auch noch eine offizielle Meisterfeier nach Saisonschluss bevorstehe. Und jene Party, «die wird mit Sicherheit nicht kleiner – im Gegenteil», ist man bei Radio Gelb-Schwarz überzeugt.

Bleibt noch eine Frage: Wird YB der neue unangefochtene Serienmeister wie einst der FCB? Und wenn ja, will der geneigte YB-Fan das überhaupt? Mit Prognosen halten sich die Angefragten zurück. Vania Kohli hält ganz pragmatisch fest: «Jeder Fan will gewinnen. Immer.»

Dass man sich nach Jahren der Ungeschlagenheit von einer gewissen Selbstverständlichkeit einlullen lasse, dürfe aber nicht passieren. Also bloss nicht wie die Basler werden, die – zumindest gefühlt – jeweils schon nach ein paar Spielen in der neuen Saison den «Barfi» (umgangssprachlich für Barfüsserplatz) für die Meisterfeier im Frühling reservierten.

«Serienmeister? Ja, bitte!»

Für Lisa Catena ist die Antwort glasklar. «Serienmeister? Ja, bitte!», sagt sie mit dem Brustton der Überzeugung. Denn: «Gewinnen ist immer schön.» Sie findet, die im Fussball neu erlangte Winner-Mentalität stehe Bern extrem gut. Diese dürfe ruhig auch andere Bereiche wie Wirtschaft und Kultur erfassen. «Es ist fantastisch, in diesen Tagen Bernerin zu sein», schwärmt auch Vania Kohli.

Seit dem Meistertitel im letzten Jahr werde man als YB-Fan weniger belächelt. Hinfort ist das Lamento des ewigen Zweiten – und damit auch die unselige Wortkreation, auf deren Nennung hier verzichtet werden soll. Stattdessen werden auch diesen Frühling die «Geyoungboyst»-Transparente hervorgeholt. Vielleicht schon dieses Wochenende. Mit über 20 Punkten Vorsprung auf Erzrivale Basel. Unglaublich, oder?


index.php

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Presse-Thread Saison 2018/2019
 Beitrag Verfasst: Samstag 13. April 2019, 13:41 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26924
13.04.2019

Bild

Zitat:
In Feierlaune - Die Young Boys stehen abermals kurz vor dem Meistertitel

Die Young Boys werden wohl an diesem Wochenende erneut Meister und fahren den Lohn für eine überwältigende Konstanz ein. Trotz dem Abgang von Meistertrainer Adi Hütter ist YB eine erneut beeindruckende Saison gelungen. Die Baumeister des zweiten Erfolgs hintereinander: Christoph Spycher und Gerardo Seoane, Sportchef und Trainer.

Es ist viel los im Stade de Suisse am Tag nach dem 3:1-Sieg in Luzern. Wo die Young Boys möglicherweise ihren (vor)letzten Schritt zum Meistertitel gemacht haben. 23 Punkte beträgt der Vorsprung auf den FC Basel und es schaut danach aus, als würden sie an diesem Wochenende definitiv den Titelgewinn vom Vorjahr wiederholen. Sollten die Basler heute Abend gegen GC Federn lassen, würde YB gar vor dem Fernseher Meister.

Weil es nicht so prickelnd wäre, dies allein zu Hause auf dem Sofa zu erleben, gestalten die Gelbschwarzen ihr Programm so, dass sie wenigstens gemeinsam anstossen könnten, sollte es so weit kommen. Deshalb trainiert die Mannschaft im Stadion, nimmt gemeinsam das Nachtessen ein und schaut sich die Partie am TV an. Je nachdem, wie das Spiel ausgeht, knallen dann die Korken, und die neuen alten Meister genehmigen sich ein Glas Champagner.

Viel mehr wird nicht passieren. Auch in der Stadt nicht, für die eine allfällige Freinacht erst von Sonntag auf Montag bewilligt ist. Besiegt YB aber morgen im Letzigrund den kriselnden FC Zürich, dann ist den Bernern der Titel unabhängig vom Ergebnis des FCB sicher. Die Mannschaft würde dann voraussichtlich gegen 21 Uhr im Stade de Suisse eintreffen und sich zu den Fans gesellen, die sich beim Public Viewing das Spiel angeschaut hatten.

«We are the champions, my friends», singt Guillaume Hoarau im Bauch des Stadions und man hört sofort, dass da ein begabter Musiker am Werk ist. Der Franzose sitzt an einem Tisch und ist bereit für das nächste Interview. Albert Staudenmann wieselt vom einen Raum zum andern. «Viel los heute», sagt der Kommunikationschef, ohne gestresst zu wirken.

Der Donnerstag ist auch der Tag, an dem der formidable Captain Steve von Bergen seinen Rücktritt auf Ende der Saison angekündigt hat. Ihm, der im Juni 36 Jahre alt wird, war offen mitgeteilt worden, dass er in der nächsten Saison wohl nicht mehr jedes Spiel bestreiten werde.

Schon bereit für die nächste Saison

Zumal mit dem bald 31-jährigen Fabian Lustenberger von Hertha BSC Berlin bereits ein neuer Spieler für dieselbe Position verpflichtet wurde. Ironischerweise hatte von Bergen ja mitgeholfen, den Transfer seines Freundes aufzugleisen. Nun aber hat der Neuenburger schweren Herzens diesen Entscheid gefällt. Im Wissen, dass er nach einer Phase des Durchatmens bei YB eine Weiterbeschäftigung findet.

Überhaupt nichts von einem Rücktritt wissen will dagegen Hoarau, auch er schon 35 Jahre alt. Fast schon entrüstet weist er eine entsprechende Frage zurück. «Wenn ich keine Lust mehr hätte zu rennen und mir das Toreschiessen keine Freude mehr bereiten würde, ja, dann würde ich Schluss machen.

Solange ich aber wie heute lächelnd ins Training komme, will ich nicht aufhören.» Seit der Franzose Ende August 2014 von Bordeaux zu YB kam, war er zwar der beste Stürmer in der Super League, wurde jedoch wegen seines Verletzungspechs viermal in Folge nur Zweiter in der Torschützenliste.

Aktuell liegt er mit 18 Toren 3 Treffer vor Dejan Sorgic an der Spitze des Klassements. Nur eine erneute Blessur könnte ihn daran hindern, am Saisonende erstmals seit elf Jahren und zum zweiten Mal Torschützenkönig zu werden. Damals ballerte er Le Havre in die Ligue 1. «Das Kollektiv steht über allem», sagt Hoarau, «aber natürlich gibt es auch individuelle Ziele, und ich als Stürmer will der beste Torjäger sein.»

Hoaraus Lob

In diesem Moment tritt Sportchef Christoph Spycher durch die Tür, und weil Trainer Gerardo Seoane zwanzig Meter entfernt ein Fernsehinterview gibt, deutet Hoarau sogleich auf die beiden und sagt: «Diese zwei Herren sind verantwortlich für den Erfolg von YB.»

Als Hoarau weg ist, gibt Spycher das Lob umgehend zurück an die Mannschaft, die in 28 Meisterschaftsspielen nur einmal verloren hat. «Dass sie eine solche Konstanz an den Tag legen würde, davon konnte man nur träumen», sagt Spycher. Der schönste Lohn dafür sei das unglaubliche Interesse, welches man bei den Bernern weiter gesteigert habe.

Mit 25 135 Besuchern im Schnitt hat YB in der Zuschauergunst den FC Basel (24 975) überflügelt. Dass es im Sommer nun zu einem Umbruch kommt, betrachtet Spycher als Herausforderung und nicht als Gefahr, der Höhenflug könnte bald zu Ende sein. Ein Jahr nach dem Abgang des Meistertrainers Adi Hütter erkennt der Sportchef im Wechsel zu Seoane das Positive. Hütter habe hervorragende Arbeit geleistet, und nun leiste Seoane hervorragende Arbeit und bringe neue Impulse.

Dieser steht nun unmittelbar vor seinem ersten Triumph als Trainer. Am Tag, als YB im letzten Jahr mit einem 2:1 gegen Luzern Meister wurde, stand Seoane als Trainer auf der anderen Seite. «Ich habe diese Bilder der Freude und des Jubels noch im Kopf und freue mich extrem, dies nun bald auch zu erleben.»

Wie gut bei YB gearbeitet wird, zeigt, dass die Berner mit Mbabu, Fassnacht, Benito, Sow und von Ballmoos plötzlich auch wieder zahlreiche Schweizer Nationalspieler stellen. Beeindruckend war auch, wie sie sich als Champions-League-Grünschnäbel in der Königsklasse steigerten und zwischen den Wettbewerben switchten, als hätten sie dies schon zwanzigmal getan.

Das erste Jahr bei YB hätte für Seoane nicht besser laufen können. «Es ist uns gelungen, die unter Hütter gelebte Mentalität weiterzuführen», sagt Seoane. «Die Spieler blieben hungrig und waren bereit, noch härter zu trainieren. Jetzt ernten wir den Lohn dafür.»


https://www.aargauerzeitung.ch/sport/fu ... -134337783

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Presse-Thread Saison 2018/2019
 Beitrag Verfasst: Samstag 13. April 2019, 17:40 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26924
13.04.2019

Bild

Zitat:
YB: Wenn nur die Kaffeemaschine Probleme bereitet

Zwei Siege, zwei längere Gespräche mit Christoph Spycher und Marco Wölfli, ein Rücktritt – eine Woche mit dem Meister.

Die designierte Meisterwoche beginnt am Sonntag erneut mit einem fast vollen Stade de Suisse und einer Gala der Young Boys. Sie überrennen den FC Thun, spielen den Kantonsrivalen schwindlig, erzielen in der ersten Halbzeit vier Tore, könnten zehn Treffer schiessen, gewinnen 5:1. Sie treten 2019 erstmals so auf wie über weite Strecken im begeisternden 2018.

Passspezialist Sandro Lauper aus Konolfingen, letzte Saison bei Thun, strahlt nach seinem Premierentor für YB, er steht kurz vor seinem ersten Titel und vor einer reizvollen Karriere. Der 22-Jährige ist eine von mehreren Young-Boys-Trouvaillen, er gibt mittlerweile abgeklärt Interviews und spricht vom Stolz, wahrscheinlich bald mit YB Meister zu werden. «Davon habe ich als Bub immer geträumt.»

Der Verzicht auf Social Media

Diese Young Boys erfüllen seit zwei Jahren zuverlässig die Träume ganz vieler Menschen. Sie sind etablierte Sehnsuchtsstiller. Und der Mann, der verantwortlich ist für den rasanten Steilflug aus der tiefen sportlichen, wirtschaftlichen Krise im Herbst 2016 zur besten, erfolgreichsten Zeit der Vereinsgeschichte, bleibt bodenständig und bescheiden.

Am Montagabend ist Christoph Spycher zu Gast beim SRF3-Radiotalk «Focus», er kommt angenehm rüber und sympathisch, aber auch zielstrebig und realistisch. Der YB-Sportchef zeichnet mit seinen Worten das Bild eines Mannes, der sich wohl fühlt und bei aller Hektik sein Verständnis als Familienmensch pflegen kann. Er verzichtet auf Social-Media-Aktivitäten, gibt aber zu, trotzdem irgendwie eine Geisel seines Handys zu sein. All die Berater, Journalisten, Mitarbeiter.

«Meistertitel dürfen nie selbstverständlich werden.»
Christoph Spycher YB-Sportchef


Am Dienstagnachmittag sitzt Spycher auf der Terrasse des Restaurants Eleven vor dem Stade de Suisse. Die Sonne scheint, das passt, Spycher spricht über seine vielfältige Arbeit, über die Kaderplanung und die Aussichten der talentierten YB-Fussballer auf dem Transfermarkt. Er ist stolz, schaffen es in diesem Sommer erneut mehrere Akteure in Topligen.

Und er bedauert, beschäftigen sich absolute Spitzenclubs kaum mit Spielern aus der Super League. Weil ein Denis Zakaria, der 2017 zu Gladbach ging, ein Djibril Sow, der von Dutzenden Clubs umworben wird, oder ein Kevin Mbabu, der ebenfalls wechseln wird, das Potenzial für Premiumvereine besitzen würden.

Eine Krise als Anreiz

Spycher ist entspannt, obwohl das Handy ständig sein engster Begleiter ist, gibt aber zu, trotz Riesenpunktepolsters während der Begegnungen nie ganz gelassen sein zu können. «Ich mache mir immer 1000 Gedanken, was man noch besser machen könnte», sagt er.

Der Hang zur Perfektion treibe ihn an, nach dem 3:2 kürzlich gegen St. Gallen habe er sich lange mit Trainer Gerardo Seoane darüber unterhalten, warum die Leistung vor der Pause so schwach gewesen sei. «Und dann sehe ich die Spieler, wie sie sich nach dem Siegtor in der 90. Minute ausgelassen freuen. Als Fussballer war mir das auch noch leichtergefallen.» Heute sei es so: Werde er auf 100 positive Sachen angesprochen, wisse er genau, dass es auch 100 Dinge gab, die nicht ideal liefen.

Derzeit kommen auf 100 Schulterklopfer 0 Kritiker. Vielleicht wird man irgendeinmal sagen, im Frühling 2019 sei YB so stark und dominant wie vorher und nachher nie gewesen. Eine Saison der Superlative ist das, 20-Punkte-plus-Abstand zu Basel, 24 Siege in 28 Partien, und so weiter, und so rekordverdächtig. «Ich kann das gut einordnen», sagt Spycher, «und ich denke, es wird mich als Sportchef reifen lassen, wenn wir einmal durch eine Krise gehen müssen.»

Das gilt vielleicht auch für Trainer Seoane, der seit seinem Sprung zum Trainer im Profifussball vor 15 Monaten beim FC Luzern von Erfolg zu Erfolg eilt. Auch er wird bereits mit ausländischen Clubs in Verbindung gebracht, hat aber keine schwierigen Zeiten erlebt. Vermutlich wäre es angenehmer für ihn, würde das nicht erstmals in der Bundesliga mit ihrer hektischen Medienlandschaft der Fall sein.

Irgendwann im Gespräch geht es um den geeigneten Zeitpunkt, eine Karriere zu beenden. Spycher sagt, er könne perfekt nachvollziehen, welche Gedanken sich YB-Captain Steve von Bergen mache. «Auch ich war mit 36 Jahren damit konfrontiert, ob ich noch eine Saison weiterspiele oder aufhöre», sagt Spycher. «Heute bin ich froh, trat ich 2014 zurück. Es ist schöner, wenn man den Zeitpunkt selber bestimmen kann.»

Sport-Bern fliegt hoch

Am Dienstagabend zeigt ein Augenschein in der benachbarten Postfinance-Arena, wie hoch der Berner Sport fliegt. Der SCB gewinnt Spiel 7 des Playoff-Halbfinals gegen Biel souverän 5:1, die Menschen feiern, die zweite Doppelmeisterschaft der Stadtberner Clubs nach 1959 rückt näher.

Während die Zürcher mit ihren Vereinen leiden (oder die Tristesse komplett ignorieren), bewegen YB und der SCB stark. Und die Meister in den zwei nächstgrösseren Mannschaftssportarten Handball sowie Unihockey stellt der Kanton Bern mit Wacker Thun und Floorball Köniz übrigens auch gleich noch.

Beim YB-Höhenflug kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Mittlerweile ist es nicht aussergewöhnlich, können diese Young Boys, für die vor wenigen Jahren ein eigenes Wort fürs regelmässige Versagen kreiert worden war, noch mehrere historische Bestmarken aufstellen in Sachen Tore, Punkte, Vorsprünge.

Man hat sich erstaunlich schnell an die Überlegenheit der Young Boys gewöhnt, der Titel wird für viele zur Formsache, es ist langweilig in der Liga. Am Dienstagnachmittag sagt Christoph Spycher auf der Restaurantterrasse vor dem Stade de Suisse: «Man muss sich immer bewusst sein, wie viel harte Arbeit von ganz vielen Menschen hinter dem Erfolg steckt. Meistertitel dürfen nie selbstverständlich werden.»

Spycher, der Berner aus Oberscherli, hätte nie erwartet, dass YB einmal einen Zuschauerschnitt von über 25000 haben würde. Der damalige Stadionchef Peter Jauch, eine streitbare Figur, war nach dem Einzug ins Stade de Suisse 2005 ausgelacht worden, als er behauptete, ein Schnitt von 19000 sei realistisch. Heute ist YB der neue FC Basel.

YB-Spieler als Basel-Fans

Am Mittwoch treten die Young Boys zur Nachtragspartie in Luzern an. Christoph Spycher hatte 1998 seine Karriere als Profifussballer beim FCL lanciert, Seoane war da bereits von seinem Heimatclub Luzern zu Sion weitergezogen. Die beiden, Jahrgang 1978, trafen sich später kurz als Spieler bei GC, knapp eineinhalb Jahrzehnte später haben sie sich in ihren neuen Positionen gefunden und sind die Baumeister der rauschhaften YB-Saison.

Die Young Boys setzen sich in Luzern routiniert 3:1 durch, es ist ein Arbeitssieg, die Revanche für das 0:4 im Cupviertelfinal Anfang März gelingt. Wobei: Diese Niederlage schmerzt YB noch sehr, im bisher wichtigsten Spiel 2019 erreichten sie für einmal ihr Potenzial nicht annähernd. «Das können wir nicht mehr gutmachen», sagt Captain Steve von Bergen. «Aber ich bin sicher, dass man sich später vor allem an unsere grossartige Saison erinnern wird.»

Die Stimmung bei den Young Boys ist aufgeräumt, noch einen kleinen Schritt müssen sie gehen bis zur Titelverteidigung, und sie sind so frei, sich als temporäre FCB-Fans zu outen. «Hoffentlich gewinnt Basel am Samstag gegen GC», sagt Djibril Sow, «ich möchte den Titel nach einem Sieg feiern und nicht vor dem TV.»

Dieser Satz hängt einem auf der Rückfahrt von Luzern nach Bern nach. Wer hätte das gedacht, vor 15, 10 oder 5 Jahren? Oder noch im Sommer 2016? Nach all den Irrungen und Wirrungen, Krisen und Millionenverlusten mit ständig wechselnden Verantwortlichen. Sie trugen klingende Namen, Vladimir Petkovic, Christian Gross, Ilja Kaenzig, Fredy Bickel.

Sie verfolgten hochtrabende Pläne wie Verwaltungsrat Benno Oertig, der mit dem Rauswurf von Stadion-CEO Stefan Niedermaier 2010 jenes Projekt torpedierte, welches mit ein paar Jahren Verspätung doch noch seine volle Entfaltung findet. Niedermaier war es gewesen, der Spycher vor neun Jahren aus Frankfurt als Identifikationsfigur zu YB holte und das Szenario entwickelte, Spycher irgendwann in einer leitenden Funktion im Sportbetrieb zu installieren.

Immer noch leicht unwirklich

YB ist kein Verliererclub mehr, sondern ein gefrässiger Titelhamsterer. Die Philosophie ist so klar wie klug, das Kader erstklassig zusammengestellt, die Balance aus teuren Routiniers und vielversprechenden Aufsteigern angemessen. Und das nach all den Jahren mit unverständlicher Transferpolitik und überbezahlten Mittelklassekickern.

Und der liebenswürdige Marco Wölfli, einst für viele der Inbegriff des ständigen YB-Scheiterns, ist für seine Treue und Karriereleistung reich belohnt worden. Er ist heute ein Lokalheld. Am Donnerstagmorgen sitzt Wölfli drinnen im Restaurant Eleven, draussen ist es wieder kälter geworden. Im Sommer wird der Goalie 37, kürzlich hat er seinen Vertrag bis 2020 verlängert, er fühlt sich fit und gut, vielleicht ist er mit 40 noch dabei. Als Mentor für die jungen Torhüter, als Leader in einem Verein, der sein Glück endlich gefunden hat. «Manchmal, wenn ich zum Training fahre, denke ich schon, dass das alles ein wenig unwirklich ist», sagt Wölfli. «Umso mehr geniesse ich die Erfolge.»

Der Ballermann-DJ

Wölfli ist hier, um Witziges und Interessantes über seine Mitspieler zu erzählen, die bald Meisterspieler sind. Etwa über die Mühen von Steve von Bergen bei der Bedienung der neuen Kaffeemaschine, welche die Familien Wölfli und von Bergen gekauft haben – trotz eines gemeinsamen Kaffeemaschinenkurses. Über die ausgedehnten Sessions von Christian Fassnacht vor dem Spiegel, bis die Haare perfekt sitzen.

Über die herausragenden Qualitäten von Nicolas Ngamaleu als Tänzer, Guillaume Hoarau als Sänger, Sandro Lauper als Playstation-Zocker. Über Ballermann-DJ Thorsten Schick, Modeikone Miralem Sulejmani, über die mächtigen Oberarme von Grégory Wüthrich und die definierten Körper der afrikanischstämmigen YB-Akteure.

Man ahnt, wie schwer es dem Anführer dieser verschworenen Gemeinschaft gefallen ist, sich für den Rücktritt zu entscheiden. Später am Donnerstag gibt Captain Steve von Bergen bekannt, Ende Saison aufzuhören. Er hätte auch gerne weitergespielt. Aber er spürte, dass es kompliziert geworden wäre, seinen Status als Ausnahmefigur aufrechtzuerhalten, wäre er nicht mehr uneingeschränkte Stammkraft gewesen.

Fest vielleicht in der Kälte

Der bald 36-Jährige geht als Grosser, als Sieger, als Legende. Von Bergen wird am 25. Mai nach dem Heimspiel gegen Luzern den Pokal in Empfang nehmen dürfen, vielleicht wieder zusammen mit seinem Freund Wölfli. Und er wird eine zentrale Figur sein bei den Meisterfeierlichkeiten. Vielleicht schon heute Abend. Vielleicht morgen, am Karfreitag, am Ostermontag. An diesem Wochenende in der Kälte, am nächsten in der Frühlingssonne.

Das YB-Fest wird laut sein und bunt und enthusiastisch, doch die Dimensionen des Jubelfrühlings 2018 wird es kaum erreichen. Das wäre wohl erst wieder 2051 möglich. Nach 32 Jahren ohne Meistertitel der Young Boys. Das aber ist ziemlich schwer vorstellbar. YB ist bald ein Serienmeister.


https://www.bernerzeitung.ch/sport/fuss ... y/20779641

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Presse-Thread Saison 2018/2019
 Beitrag Verfasst: Sonntag 14. April 2019, 09:44 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26924
14.04.2019

Bild

Zitat:
16 Stunden Arbeit für 90 Minuten Show

Etwa tausend Leute stehen rund um ein YB-Heimspiel im Einsatz, doch niemand kriegt so viel Aufmerksamkeit wie die Spieler. Ein Augenschein abseits des Scheinwerferlichts.

5 Uhr. Als für Monika Niggli und Jeannette Bauen im solothurnischen Langendorf der Tag beginnt, kündigt sich das Licht erst zaghaft an. Die Schwestern, 64 und 53 Jahre alt, betreiben im Stade de Suisse das Steward-Beizli – einen Ort, den die Zuschauer nie sehen, eingeklemmt zwischen Katakomben und Ostkurve. Das Heimspiel gegen St. Gallen beginnt in elf Stunden, nun treffen sie die letzten Vorbereitungen, laden Küchenutensilien und Waren ins Auto. Als sie um 8.45 Uhr das Stade de Suisse erreichen, verspricht die lauwarme Morgenluft einen herrlichen Frühlingstag. Die Sonne werden die Schwestern nur noch einmal zu Gesicht bekommen: mittags, wenn sie für ein paar Minuten vor dem Stadion verschnaufen.

11 Uhr. Die Mannschaft besammelt sich beim Stadion – Tenue Ausgangstrainer, bei Verstoss gegen die Kleiderordnung droht eine Busse. In grossen Taxis wird das Team ins Hotel Ambassador gebracht, die Spieler ziehen sich auf die Zimmer zurück. Um 12.15 Uhr steht eine kurze Teamsitzung an, danach das Mittagessen. Im Stade de Suisse richtet Materialwart Nico Zaugg derweil die Garderobe her, die Trikots hängt er an Spinde, er legt Einwärmkleidung und Frotteetücher bereit, platziert Schienbeinschoner. Die meisten Spieler tragen Spezialanfertigungen, mit Bildern ihrer Kinder oder Zitaten bedruckt.

13 Uhr. 3 Stunden bis zum Spiel. YB-CEO Wanja Greuel sitzt in seinem Büro, das im Sektor A liegt. Der Arbeitsplatz ist wie seine Stimmung: aufgeräumt. Als Geschäftsführer verantwortet der 41-jährige Deutsche die Veranstaltung. Geht ein Drehkreuz kaputt, ist ein Werbestand nicht plangemäss aufgestellt, benimmt sich ein Zuschauer daneben – Greuel erfährt davon. Doch jetzt ist es ruhig, der Gang zu den Kassenhäuschen erübrigt sich, das Spiel ist ausverkauft. Greuel hat Zeit, zu erzählen – etwa wie er am letzten 28. April aus Frust zurück in sein Büro stürmte, als im entscheidenden Heimspiel gegen Luzern beim Stand von 1:1 ein Penalty für die Gäste gepfiffen worden war. Marco Wölfli hielt, Greuel hörte den Jubel – und sprintete zurück auf die Tribüne.

«Die Leute hier sind für uns wie eine Familie.»
Jeannette Bauen (53),Beizli-Betreiberin


13.30 Uhr. Niggli und Bauen sind bereit. In der Vitrine liegen Sandwiches, Cremeschnitten, Kuchen und eine grosse Schüssel Crème – alles selbstgemacht. Die Schwestern bieten auch YB-Würste, Kaffee und allerlei Süssgetränke feil. Das Stübli sollte selbsttragend sein, mit der Differenz von Einnahmen und Ausgaben bezahlt Niggli den eigenen Lohn sowie den ihrer Schwester. Es ist ein Geschäft, das beim grossen Aufwand, den die Frauen betreiben, nicht aufgehen kann.

Als YB gegen Luzern den Titelgewinn feierte, waren sie über 24 Stunden auf den Beinen gewesen, ehe sie sich auf dem Boden des Beizlis schlafen legten, nach zwei Stunden begannen sie mit Aufräumen und Putzen. «Das wird uns in den nächsten Wochen wohl wieder blühen», sagt Niggli und lacht. Warum tun sie das? «Weil die Leute hier für uns wie eine Familie sind», sagt Bauen. Während die Schwestern Auskunft geben, schaut YB-Sportchef Christoph Spycher vorbei, deckt sich mit einer kleinen Verpflegung ein.

13.45 Uhr. Vom spartanischen Beizli geht es hoch in den luxuriösen VIP-Bereich. Greuel schreitet durch den dritten Stock, kontrolliert. Hier gibt es ein Pub, ein Grand Diner sowie den Players Club, wo sich Spieler nach dem Match unter die Gäste mischen. Die Nähe zur Kundschaft, sagt Greuel, während er eine weisse Stoffserviette glatt bügelt, sei ein «Unique Selling Point» von YB. Nebenan rührt ein Koch in einem Wok, das heutige Spezialmenü ist Nicolas Ngamaleu gewidmet. Es gibt Gemüse, grünes Curry, Shiitakepilze, Pouletstreifen und Reis. Bis zu 1500 VIPs beherbergen die Young Boys auf drei Stockwerken.

Es ist wie im Roman «High-Rise» von J.G. Ballard: Mit jeder Ebene nimmt die Exklusivität zu. Greuel marschiert durch den vierten Stock, den obersten, und führt in den Presidents Club, das Nonplusultra. 60 Gäste werden hier verwöhnt, der Preis für eine einjährige Mitgliedschaft wird im Sommer von 25000 auf 30000 Franken steigen. Die Teigwaren sind gelb-schwarz, es gibt edlen Schinken und Terrine, in der Wand lagern teure Weine, die Bar bietet eine feine Auswahl an Gin. Der Presidents Club ist der einzige Ort im Stadion, an dem geraucht werden darf.

«Das Heimspiel ist die Gelegenheit, alle und jeden zu treffen.»
Lukas Meier (43),Fanarbeiter


14.30 Uhr. 90 Minuten bis zum Spiel, Quartierplatz Wankdorf. Frühling liegt in der Luft und mit ihm Erwartung, Verheissung – oder rund um YB ganz einfach: Freude. Lukas Meier ist guter Dinge. Matchtag im Stade de Suisse heisst für den Leiter der Berner Fanarbeit immer: volle Präsenz. «Das Heimspiel ist die Gelegenheit, alle und jeden zu treffen», sagt er. Vier Stunden Wankdorf sind effektiver als jeder Büromorgen. Neben dem Stadion, hinter der Ostkurve, sammeln sich die ersten Fans.

Meier – gross gewachsen, mattgrüne Jacke, beiger Rucksack – sticht heraus unter den Jungs in Ultra-Kluft, die allermeisten von ihnen tragen blaue Jeans, einen schwarzen Pulli, weisse Schuhe. Auf sie, die Fans im harten Kern, konzentriert sich ein Grossteil von Meiers Arbeit. Man kennt sich, man grüsst sich, Vertrauen ist die halbe Miete. Er ist seit den Anfängen der Fanarbeit dabei, hat auch ein Pensum im nationalen Dachverband und Kontakte zu Fanorganisationen in ganz Europa.

15 Uhr. Auftritt Greuel. Als CEO ist er Gastgeber im Sky Club, der zweitbesten Adresse im Stadion. 100 Mitglieder zählt dieser, eine Doppelmitgliedschaft kostet 18000 Franken pro Saison, 4 Personen haben bis zum 31. März, dem Stichtag, nicht verlängert. Für sie werden andere nachrücken, YB ist ein Erfolgsmodell – auch abseits des Platzes. Greuel richtet ein paar Worte an die Gäste, stellt die YB-Aufstellung vor, interviewt ein Neumitglied. Stunden zuvor im Büro ist er die Mitgliederliste durchgegangen, hat versucht, sich die Namen zu den Gesichtern einzuprägen. «Meine Schwäche», sagte Greuel. Doch nun bewegt er sich mühelos unter den Gästen. Auffallend viele Kinder sind da. Es ist Kids Day, auch im Sky Club, am Buffet werden Pommes Frites, Chicken Nuggets und Fischstäbchen angeboten.

15.05 Uhr. Der Puls steigt, die Gästefans sind da, an diesem Sonntag aus St. Gallen. Der Kurve leiht Fanarbeiter Meier sein Ohr, den Behörden sein Know-how, und gerade in solchen Situationen sind sie froh darum. Meier bespricht sich mit dem Fanarbeiter des St. Galler Lagers, alles glatt, nichts passiert. Das muss auch für die Auserwählten des Projekts «Chance» gelten, welches Fans mit Stadionverbot eine Art Bewährung ermöglicht. Unter Aufsicht und Auflagen dürfen sie Spiele besuchen – verhalten sie sich tadellos, zieht es der Club oder die Liga in Erwägung, das Verbot aufzuheben.

16 Uhr. Das Spiel läuft, und im Beizli läuft es rund, viele Stewards und Sicherheitskräfte haben Pause, mehr Zuschauer bedeuten mehr Einsatzkräfte, das wiederum bedeutet für Niggli und Bauen mehr Arbeit. Es hat sich eine Schlange gebildet, die bis in den Gang reicht, an den vier Holztischen wird zusammengerückt, den Sound liefern die Kühlung der Vitrine sowie das dumpfe Trommeln der Fans in der Ostkurve darüber. Auf einem kleinen Bildschirm wird das Spiel übertragen – ohne Kommentar, ohne Zeitanzeige. «Brauchen wir nicht», sagt Niggli. «Wir hören den Jubel, wenn ein Tor fällt.»

16.05 Uhr. Eine erste Bilanz. Im Sektor D, ein paar Schritte neben der lauten Kurve, kommen Fanarbeiter, Fanverantwortliche und der Sicherheitschef des Stadions zusammen. Die Begleitung von Fussballfans hat sich längst zu einer Art Sozialarbeit gewandelt. Als grösstes Jugendhaus des Kantons wird die Berner Ostkurve auch bezeichnet. Sie ist ein soziales Auffangbecken, es geht laut und auch mal wild zu, und nach zwei Minuten in der Kurve wird einem Neuling klar, dass sich hier Bier schneller verkauft als Duftkerzen. Der Eindruck vom Mief des dumpfen, gewalttätigen Ultratums halte sich in der Öffentlichkeit hartnäckig, sagt Meier. «Doch die Szene ist vielseitig.» Mit einem Kollegen und einer Kollegin teilt er sich die 120 Stellenprozente, finanziert durch Stadt, Kanton und Club. Von Vereinsseite gibt es die Fanverantwortlichen, auch sie sind bei jedem Spiel dabei.

16.30 Uhr. Im Spiel ist noch nicht Halbzeit, aber die kleine Tamara ist schon verloren gegangen. Und erlösen kann sie nur er, Beat Liechti. Routiniert drückt er den Knopf, gibt der Stimme ein wenig Extra-Luft, ruhig erklärt er über den Stadion-Lautsprecher, wo sich die Eltern des Mädchens einzufinden haben. Sektor B12, Tamara wartet. Mehr als 30000 Leute sind im Stadion, vor allem aber über 6000 Kinder. «Am Kids Day gehen oft mehrere Kinder kurz verloren», sagt Liechti.

16.43 Uhr. Hoarau trifft zum 1:1, Greuel macht oben im Sky Club einen Luftsprung, klatscht mit Mitgliedern ab. «Goal, Achtung, Top!», sagt der Produzent in der Führungszentrale gleich nebenan. Liechti drückt den Knopf, nennt Schütze, Vorbereiter, Sponsor, alles fliessend, ohne Stocken. Neben ihm sitzen weitere Mitarbeiter in diesem Adlerhorst, drei Techniker, ein Produzent, ein Statistiker. Ein YB-Heimspiel ist eine grosse Show, perfekt abgestimmt. Unten die Heissblüter von Radio Gelb-Schwarz, oben Speaker Liechti für die zurückhaltenderen Ansagen, dazu Dutzende Kameras, Einspieler, Trailer. «Das ist wohl der grösste Unterschied zu früher», sagt Liechti.

Für den 50-Jährigen ist das Speakern ein Hobby. Das ist für den Berufsschullehrer so, seit er im alten Wankdorf an den Spielen dabei ist, erst als Balljunge, dann als Programm-Verkäufer, schliesslich als Stadionsprecher. Mit seinem Stellvertreter Christoph Stucki teilt er sich die Spiele auf. Meisterschaft, Cup, Europacup, Testspiele – es sind mehr als 25 Einsätze pro Saison.

16.45 Uhr. Halbzeit, ein erstes Mal Durchatmen, eine schnelle Mahlzeit. Fanarbeiter Meier ist oft am Handy, viel im Gespräch, immer in Bewegung. Die Wochenenden voller Arbeit, der vielleicht etwas rauere Umgangston, die Position zwischen Behörden und Fans – «das schreckt einige ab», sagt der zweifache Familienvater. Heute ist Meier 43 Jahre alt, und als er noch selber in der Kurve stand, gab es noch nicht einmal Extrazüge an die Auswärtsspiele. «Wir waren vielleicht 50 Jungs und verteilten uns auf den Regelzug.»

Heute kommen manchmal mehr als 1000 Fans mit – ohne eine geregelte Anreise würde das Ganze aus dem Ruder laufen. Auf Auswärtsfahrten ist der Extrazug Meiers Büro. Hier ist er – mit seinem Mitarbeiter Jonas Niederhauser – Reiseleiter, Jugendarbeiter, Ad-hoc-Jurist, er ist Beschwichtiger, Netzwerker, Repräsentant. St. Gallen führt 1:0, dann 2:1. Meier seufzt und grinst, ein 21 Punkte starkes Lächeln.

17.15 Uhr. Fünf Tore, sechs Wechsel, dazu die Zwischenresultate – für Liechti gibt es an diesem Nachmittag einiges anzusagen. Dazwischen plaudert er entspannt über seine Erfahrungen aus 20 Saisons als Speaker, innert Sekunden ist er dann bereit und am Mikrofon. 10 bis 15 Werbedurchsagen kann es pro Spiel geben, je nachdem, wie oft ein Ereignis eintritt. Alles wird von irgendwem präsentiert, dem Bäcker, der Fast-Food-Kette, der Krankenkasse. Egal, wer gewinnt: das Geschäft ist spielbestimmend.

17.35 Uhr. Das Spiel geht in die Schlussphase, St. Gallen wankt, YB drückt. In der Speakerkabine kommt Hektik auf, die Befehle werden knapper. Liechti bleibt ruhig, nur seine Schwätzchen dazwischen werden kürzer. Sein Job ist über die Jahre anspruchsvoller geworden. Während der Zeit im Neufeldstadion gab es weniger Werbeansagen – einige von ihnen erreichten dafür Kultstatus bei den Fans. Das «Umzüge» bei der Kehrli-&-Oehler-Werbung brauchte Liechti am Mikrofon nicht mehr zu sagen, die Fans brüllten es im Chor. Aber sonst?

«Der Fussball und nicht der Speaker soll im Zentrum stehen.»
Beat Liechti (50),YB-Speaker


«Der Fussball und nicht der Speaker soll im Zentrum stehen», sagt Liechti. Am Lauberhorn geht er zwischendurch «fremd» und macht den Aussenmoderator bei den Skirennen. Auch da gilt: Das Speakerpult ist nicht der Ort für Improvisationen. Selbst für den 28. April 2018, als im Stade de Suisse beim YB-Titel alle Dämme brachen, hatte sich Liechti einigermassen zurechtgelegt, was er nach Schlusspfiff sagen will. Sein «Dr Chübu isch in Bärn» kam damals euphorisch daher – und doch ohne Versprecher.

17.55 Uhr. Matchende. Dank Hoarau hat YB wieder gewonnen, wieder spät – und Fanarbeiter Meier ist wieder unterwegs, Leute treffen. Oben im Sky Club wird an der Bar getrunken. Bis eine Stunde nach dem Spiel sind Getränke und Essen inklusive, um 20 Uhr macht Greuel Feierabend, die letzten Gäste werden eine halbe Stunde später gegangen sein. «Heute war es relativ entspannt», meldet der CEO. Siege sind für die Young Boys und ihre Fans zur Routine geworden.

21 Uhr. Die Schwestern Niggli und Bauen verrichten noch immer ihre Arbeit, seit 16 Stunden sind sie nun auf den Beinen. Sie räumen auf, putzen. Weil es im Beizli kein fliessendes Wasser gibt, werden sie das Geschirr daheim abwaschen. Als sie losfahren, ist die Sonne untergegangen.


https://www.bernerzeitung.ch/sport/fuss ... y/16794213

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Presse-Thread Saison 2018/2019
 Beitrag Verfasst: Sonntag 14. April 2019, 23:48 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26924
14.04.2019

Bild

Zitat:
Varela: «YB aura un été plus difficile qu'en 2018»

Ancien joueur du FC Bâle et de Young Boys, l'actuel membre de la cellule de recrutement de Servette juge le formidable avènement du club bernois.

Carlos Varela, quel commentaire vous inspire ce deuxième titre consécutif remporté par Young Boys?

YB est, à l'heure actuelle, le club numéro 1 du pays. Et de loin! Les chiffres sont là pour en attester. Et c'est tellement mérité. YB est vraiment un beau champion, qui pratique un joli jeu et qui suscite de l'engouement, à Berne comme ailleurs.

Après les années du FC Bâle, qui dominait le foot suisse depuis le début du XXIe siècle, est-on entré dans une ère bernoise? En d'autre termes, cette euphorie va-t-elle durer?

C'est très difficile de répondre maintenant à cette question. YB champion à sept journées de la fin, c'est énorme. Mais cela ne va pas être chaque année comme ça. Le club bernois risque d'avoir un été plus compliqué que le dernier. Von Bergen arrête, alors que Benito et Mbabu sont quasi loin: cela fait toute une défense à recomposer. Il y aura du mouvement, et c'est bien normal - quand bien même on pourrait comprendre que certains aient envie de rester dans cette équipe. Il faudra donc voir quels joueurs le club pourra garder et comment il pourra compenser les départs. On sait que Christoph Spycher (ndlr: le directeur sportif) excelle à son poste et réalise de bons coups, mais l'équipe va quand même considérablement changer.

Et puis, le FC Bâle ne va certainement pas rester les bras croisés cet été...

Je ne pense pas, non. Mais d'un autre côté, on attendait aussi une réaction des Bâlois lors des deux derniers mercatos. Or, on n'a rien vu venir, ou presque. Le FCB a une grosse masse salariale, avec des joueurs comme Stocker ou Frei qui n'ont pas forcément le rendement escompté par rapport à l'investissement effectué. Tout cela pour se faire conspuer à domicile. Les gens étaient devenus tellement habitués de 2002 à 2016 qu'ils ont une réaction à mon avis trop violente.

Vous avez joué dans les deux clubs...

... et j'y ai connu exactement la même chose: l'entrée dans un nouveau stade, l'euphorie qui se crée avec le public, les ambitions qui grimpent. La seule différence, c'est qu'à Bâle, j'ai fêté des titres (deux championnats et deux Coupes), et pas à Berne. Maintenant, je ne suis pas sûr que l'euphorie va durer aussi longtemps à Berne qu'à Bâle, tout simplement parce que les deux villes sont différentes. Bâle vit et respire football, ce qui n'est pas encore le cas de Berne - même si YB a fait ce qu'il fallait pour provoquer de l'engouement.

Pourtant, les résultats sont là et il y a désormais plus de monde au match à Berne qu'à Bâle...

C'est vrai, le club a tout pour continuer sur sa lancée: un super stade, de très bons dirigeants, une bonne base de formation et un entraîneur d'avenir. S'il réussit à garder la jouerie qui le caractérise et son public, ce serait exceptionnel.

Un mot sur l'entraîneur, justement. A 40 ans, Gerardo Seoane fête le titre dès sa première année à Berne. Pourtant, ce n'était pas facile de succéder à Adi Hütter, l'artisan du titre de 2018...

Et tout le mérite en revient à Gerardo, qui est accessoirement un bon pote à moi. Pour le club, ce deuxième titre consécutif s'apparente à une confirmation. Pour l'entraîneur, c'est une première. Seoane a su s'adapter à son nouvel encadrement, et ce n'est pas le moindre de ses mérites. Ce serait trop facile de dire que n'importe qui aurait été champion avec cette équipe. Lorsqu'il est arrivé, il a su s'adapter au 4-4-2 de Young Boys qui fonctionnait bien, alors que ce n'est de loin pas son système préféré. Mais comme ça tournait, il n'a pas tout chamboulé. C'est un vrai signe d'intelligence de la part d'un coach.

Comment voyez-vous la fin de la saison, dès lors que tout est joué?

Young Boys a encore des records à chasser, non? Le plus grand nombre de points récoltés en une saison (86), le plus grand écart avec le deuxième (20 points), le plus grand nombre de buts marqués aussi (92), tous propriétés du FC Bâle. Je suis convaincu que les Bernois vont tout faire pour s'approprier ces records. Et comme ils peuvent désormais évoluer en toute décontraction, ils n'en seront que plus dangereux. Leur situation leur permettra de tenter des trucs et de chercher la victoire à chaque fois. Je suis sûr que Young Boys nous offrira du foot attractif jusqu'au bout.


https://www.lematin.ch/sports/football/ ... y/12414186

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Presse-Thread Saison 2018/2019
 Beitrag Verfasst: Montag 15. April 2019, 13:21 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mittwoch 21. April 2004, 01:08
Beiträge: 26924
15.04.2018

Bild

Zitat:
YB-Erfolg fordert die Berner Fanarbeit

Auch punkto Zuschauer sind die Young Boys Meister. Die grosse Unterstützung ist aber eine organisatorische Herausforderung.

Die Young Boys sind nicht nur auf dem Rasen Meister. Auch punkto Zuschauer haben sie dem FCB den Spitzenrang abgelaufen. Über 25'000 Besucherinnen und Besucher verfolgten in der laufenden Saison im Durchschnitt die Heimspiele im Berner Stade de Suisse. Gestern waren rund 7000 Berner Fans im Zürcher Letzigrund – das ist ein Rekordwert und sinnbildlich für den Erfolg von YB.

Die grosse Unterstützung von den Zuschauerrängen erfreut alle Beteiligten. Für Lukas Meier ist sie aber auch eine Herausforderung. Er ist seit elf Jahren Fanarbeiter bei YB. «Unsere Arbeit nimmt mit dem Erfolg in allen Bereichen neue Dimensionen an», sagt Meier.

Früher, als Meier 1998 die Fussballbar Halbzeit mitgründete und selbst noch als Fan zu YB-Auswärtsspielen ging, sei er zusammen mit rund 50 anderen in normalen Zügen oder mit Autos angereist. «Mit 3000 Leuten an Auswärtsspiele zu fahren, bedeutet automatisch viel mehr Aufwand», sagt Meier. Trotzdem ist das im Grunde auch für Meier positiv. «Dank dem Erfolg herrscht natürlich auch grosse Euphorie und eine positive Grundstimmung unter den Fans.» Das erleichtere vieles.

«Wie ein Klassentreffen»

Während bei YB Euphorie herrscht und die Fans in Scharen ins Stadion strömen, sinken die Zuschauerzahlen bei vielen anderen Clubs. Der 28. April, an dem YB letztes Jahr Meister wurde, war für Meier «wie ein Klassentreffen». Der Meistertitel habe «langjährige YB-Fans, die zuvor nicht mehr oft zu sehen waren, wieder ins Stadion gezogen».

Seit Ende der 90er-Jahre erlebten die Fanszenen in der Schweiz generell einen Boom. Aus Italien schwappte damals die Ultra-Fankultur in die Schweiz über, und die Fankurven wurden zu einer der attraktivsten Jugendbewegungen. «Neue Stadien und passende Infrastruktur förderten zudem einen Zuschauerboom», sagt Meier. Und mit den wachsenden Szenen professionalisierte sich auch die Fanarbeit. Mittlerweile haben sechs Deutschschweizer Fussballclubs eine sozioprofessionelle Fanarbeit.

In Bern kam der Wunsch nach einer Fanarbeit – anders als bei anderen Clubs – von den Fans selbst. «Die Berner Fanszene ist sehr breit aufgestellt, es gab Zeiten mit über 30 eigenständigen Fanclubs», sagt Meier. Da ist eine einheitliche Kommunikation und Koordination ohne zentrale Stelle kaum möglich. Heute sind die rund 40 Fanclubs in den Dachverbänden «gäubschwarzsüchtig» und «Ostkurve Bern» zusammengeschlossen. Und seit 2007 koordiniert und begleitet die Fanarbeit die Spiele und die Fanaktivitäten.

Immer noch kriminalisiert

Lukas Meier, der von sich selbst sagt, grosse Menschenmengen eigentlich nicht sehr zu mögen, schätzt den integrativen Aspekt der Fankultur. «Man zieht sich einen Schal an und steht in die Kurve, dann gehört man sehr schnell dazu.» Insofern sei die Fanszene auch ein niederschwelliges Betätigungsfeld für Jugendliche. Sei es, um Verantwortung zu übernehmen oder um eine wilde Szene in einem Freiraum zu erleben. «Die Berner Fanszene nahm um 2010 fast Züge einer sozialen Bewegung an», erinnert sich Meier. Der Fussball sei zwar im Zentrum gestanden, doch habe man auch Jugendprojekte lanciert und sich pointiert zu gesellschaftlichen Themen geäussert. «Das Referendum gegen das Hooligankonkordat wurde 2013 von den Berner Dachverbänden getragen.»

Obwohl sich die Fanarbeit einen Platz geschaffen hat, sieht sie sich noch nicht am Ziel. Noch immer sei das Gebiet der Fanszenen in der Schweiz hoch kriminalisiert. Und trotz höchster Zuschauerzahlen hat die Berner Fanarbeit das kleinste Budget von allen sechs Schweizer Fanarbeitsstellen. «Mit Spielen in der Meisterschaft, im Cup und in der Champions League sind wir bereits voll ausgelastet», sagt Meier. Im Gegensatz zu allen anderen Stellen in der Schweiz hält sich der Kanton Bern nicht an die nationale Regelung einer Drittelsfinanzierung durch Club, Stadt und Kanton.


https://www.derbund.ch/bern/yberfolg-fo ... y/21056865

_________________
Bild For Ever


Nach oben 
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
 
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 256 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22 ... 26  Nächste

Foren-Übersicht » www.ybfans.ch » BSC Young Boys Stammtisch


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 51 Gäste

 
 

 
Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de